Tja, wo soll ich anfangen. In dieser Woche ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo es los gehen soll. Am besten vorne:
Also letzten Freitag kam nach turbulentem Flug (Düsseldorf-Kopenhagen-Oslo-Trondheim) mit etwas Verspätung mein Schatz zu Besuch. Da galt es für mich natürlich, ein angemessenes Programm auf die Beine zu stellen. Ich erlaube mir vorweg zu nehmen, dass mir das glaube ich ganz gut gelungen ist.
Am Samstag war erst einmal Stadtrundgang angesagt. Das Wetter war schön und der norwegische Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite. Abends gings auf ein International Dinner, bei dem Teams aus verschiedensten Ländern Essen zubereiten sollten, das es dann in gegenseitigem Austausch zu probieren und verzehren gab. Unser aus Hilke, mir, Hendrik und Sebbi bestehendes Team entschied sich für leckeren Zwiebelkuchen, der auch echt lecker war und super ankam. Mit den deliziösen Speisen anderer konnten wir in punkto Ausgefallenheit und investierter Mühe zwar nicht mithalten, aber ich wage zu behaupten, dass wir die ersten waren, deren Tisch als bis auf den letzten Krümel leergefegt war.
Für Sonntag war eigentlich auch noch ganz gutes Wetter vorhergesagt und so begaben wir uns in die bereits häufig erwähnte Bymarka um eine hübsche Wandertour zu unternehmen. Leider war das Wetter dann doch nicht so toll und meine neue Regenjacke und Hilkes ausgeliehenen "Wanderschuhe" wurden ausgiebig auf Dichte getestet. Die Wege waren noch matschiger als ich sie schon kannte, aber wir kamen langsam und sicher voran. Als wir dann nach einem anstrengenden Aufstieg in Gipfelnähe kamen, bahnte sich das Glück des Tages bereits an. Ausgerechnet zur Zeit als wir den Gipfel des Storheia erreichten, kam für 15-20 Minuten die Sonne raus und wir hatten eine wahnsinnig schöne 360°-Rundumaussicht. An dieser Stelle sollte ich erwähnene, dass mit Hilke auch meine neue Kamera eingetroffen war und es jede Menge neue Fotos zu sehen gibt! Check it out! Achja, an dieser Stelle mal ein paar Tipps zur Handhabung des Online-Fotoalbums: Man kann die Fotos auch größer sehen als in der Standardansicht, nämlich über die Diashow. Alternativ kann man sie sogar einzeln oder albumweise herunterladen (mit einer Auflösung von 2 Megapixeln).
Zurück probierten wir dann einen neuen Weg, den ich auch noch nicht kannte und es wurde dann auch ein wenig spannender als erhofft. Der Weg verlor sich in weiten matschigen Wiesen und wir mussten uns querfeldein weiter durchschlagen. Ich wusste zwar eigentlich genau wo lang ging (runter zu nem See halt), aber als wir dann nach einer ganzen Weile wieder einen Weg erreichten waren wir doch ein wenig erleichtert.
Der Rückweg war dann nicht mehr so schwer, aber als wir zu Hause ankamen waren wir doch recht erschöpft und mussten uns aufraffen noch was feines in der Küche zu fabrizieren.
Am Montag war Uni-Tag. Hilke ist mit in meine GIS-Vorlesung gekommen und konnte sich einmal von den hiesigen Vorlesungsgewohnheiten ein Bild machen. Abends haben wir glaube ich Doppelkopf gespielt, wenn ich das richtig in Erinnerung hab (ist viel passiert seit dem).
Dienstag war wieder Wandertag und wir besuchten die Seen, die ich schon am Anfang einmal in einer kleinen Fotoreihe (meine erste Fahrradtour) gezeigt hatte. Auf unserem Rundweg um die zwei Seen wurden wir wieder von nicht besonders gutem aber doch erträglichem Wetter begleitet. Zur Stärkung nach der Wanderung besuchten wir den Tyholt-Fernsehturm, in dessen Drehrestaurant ein leckeres Pizzabuffet aufgetischt wird. Als wir nach einer vegetarischen Pizza fragten, wurde uns sogar einen Privatpizza an den Tisch gebracht. Leider drehte sich das Drehrestaurant diesmal nicht, weil der Motor kaputt war, schade eigentlich. So guckten wir quasi permanent in die gleiche Richtung in der sich zufällig der IKEA befand, der das Panorama doch dominierte. Abends trafen wir uns mit ein paar anderen und gingen ins Samfundet, in dem zwei kostenlose Konzerte stattfanden, die ich allerdings maximal mäßig fand. Die zweite Band war allerdings doch bemerkenswert, da die Frontfrau Schlagzeug spielt und gleichzeitig sang. Das hab ich vorher noch nie gesehen, allerdings war die musikalisch sicher anspruchsvolle aber auch nicht besonders schlaue Kombination auch nur interessant, nicht gut.
Nachdem wir uns am Mittwoch trotz nicht besonders günstiger Wetterprognosen dazu entschlossen hatten, von Donnerstag bis Sonntag ein Auto zu mieten und ein wenig in den fjordreichen Süden vorzudringen, nutzten wir den Tag um im Pirbadet, dem hübschen Schwimmbad am Hafen ein wenig zu entspannen und Kraft zu tanken. Leider war es unglaublich voll und nur das Dampfbad und die Sauna waren wirklich entspannend. Auf dem Weg zum Bad machten wir noch einen längeren Spaziergang durch die Stadt. Es war allerdings verdammt kalt und man konnte in der Ferne sehen, dass zum ersten Mal Schnee in der Bymarka gefallen war. Auf dem Rückweg schneite es dann sogar auch schon in Moholt, allerdings ohne das etwas liegen blieb.
Das geschah dann erst am Donnerstag, am Tag unserer Abreise.
Über NTNUI, den Sportverein der NTNU hatte ich von Donnerstag bis Sonntag zu wirklich günstigen Bedingungen (auch nach deutschen Maßstäben) einen Opel Corsa gemietet, den ich dann früh morgens abholen fuhr. Das war das erste Mal, dass es selbst unten in der Stadt schneite und mir schon jede Menge schneebedeckte Autos begegneten. Aber nun gut, es ist Mitte Oktober, da kann man jawohl noch einen Ausflug mit dem Auto wagen.
Auf dem Weg zum Geirangerfjord, den wir uns als Ziel ausgesucht hatten, kamen wir schon wenige Kilometer vor den Toren Trondheims in Schneegestöber und die Straßen wurden zunehmend weiß. Selbst die E6, die "Autobahn" von Oslo nach Trondheim wurde kaum freigehalten und der Corsa wurde direkt einmal einem Härtetest unterzogen.
Je weiter wir von Trondheim weg kamen, desto weißer wurde zunächst die Gegend. Auf dem großen Hochplateau, auf dem ein Großteil der Strecke verläuft, war der Schnee platt gewalzt und wir fuhren die ganze Zeit auf einer geschlossenen aber durchaus griffigen Schneedecke.
Wir folgten der E6 bis Otta, einem "großen" Skiort und bogen dann Richtung Küste ab. Hier waren die Straßen wieder freier und es wurde etwas wärmer. Die Strecke war aber trotz Schmuddelwetters wunderschön. Fast die ganze Zeit ging es entlang idyllischer Seen und zunehmend hoher Berge. Das Wetter verlieh dem ganzen noch ein durchaus passenden Hauch von Dramatik.
Nach Geiranger führen zwei verschiedene Strecken. Von Norden her eine über den Trollstigen-Pass und eine von Süden her. Aufgrund des Wetters entschieden wir uns früh für die sündlichere Variante, obwohl sich nachher herausstellte, dass auch die Trollstigen kein Problem gewesen wären. Am Ende ging die Straße auf unserer Route sogar wesentlich höher als die andere. Bis auf 1400 Meter, jedoch wurde auf bemerkenswerte Weise mit zunehmender Höhe immer wärmer. Offensichtlich schoben sich gerade wärmere Luftmassen von Westen über die Berge und es kam zu Föhn-Effekten. So ging der Schnee langsam in Regen über und auf dem Scheitelpunkt des Passes waren die Temperaturen deutlich über Null. Bergab ging es über zahlreich Serpentinen, die es mit dem Trollstigen-Pass durchaus aufnehmen können. Durch die Schneereste und die Wolken, fand ich die Fahrt fast noch beeindruckender. Im Geirangertal erwartete uns schließlich übelstes Schmuddelwetter, das wirklich nicht zum Wandern oder Aufenthalten im Freien einlud. Also machten wir uns schnellstens auf die Suche nach einer Unterkunft. Im Internet hatten wir einige Adressen für mietbare Hütten herausgesucht, schließlich fand sich aber nur ein Platz, der noch geöffnet hatte. Der ganze Ort war so gut wie ausgestorben und glich einer Geisterstadt. Alle Fähren und fast alle Unterkünfte stellen dort nämlich ihren Betrieb mit dem Ende der Kreuzfahrtsaison Ende September ein. So waren wir echt froh, überhaupt noch eine Unterkunft zu finden.
Letztendlich fanden wir eine sehr schöne Hütte, die eigentlich für 6 Personen ist. Eigentlich sollte sie 590 NK und damit eindeutig zu viel kosten, aber nach zähen Verhandlungen haben wir den Preis immerhin auf 450 NK gedrückt bekommen. Immer noch mehr als wir eigentlich eingeplant hatte, aber für diese komfortable Hütte durchaus ok.
Der Vermieter zeigte uns, um uns zu überzeugen 2 Nächte zu bleiben, auch gleich die Wettervorhersage und die sah verglichen mit dem Bild von draußen unglaublich gut aus. Aber sie stimmte. Am nächsten Morgen wartete fast wolkenfreier Himmel und Sonnenschein auf uns.
So zögerten wir nicht lange und begaben uns auf Wanderschaft. Unser erster Versuch stellte sich als etwas zu anspruchsvoll heraus. Der kleine Wanderführer hatte das zwar schon angekündigt, aber da wir eigentlich dachten, der wäre für die üblichen kreuzfahrtreisenden Turnschuhtouristen gemacht, waren wir überrascht, dass er wirklich ein wenig haarig war. Da er zudem auch schlecht markiert war, entschlossen wir uns doch, an eine andere Stelle zu fahren und einen leichtere Wanderung zu probieren. Für mich hatte das den positiven Nebeneffekt dass ich in den übermäßigen Genuss des Serpentinenfahrens kam. Ich will hier ja keinen Werbung für Opel machen, aber der Corsa hat das gemeistert wie nix. Der 55 kw Diesel ist die Kurven hochgesprinntet als wäre es ne Teststrecke in Holland. Und das ganze bei sehr niedrigem Verbrauch von am Ende, trotz Serpentinen, nur 4,8 Litern. Ich war echt beeindruckt.
Naja, wie sich herausstellte, war die andere Tour dann auch noch ausreichend interessant für mich und nicht zu schwierig für Hilke und am Ende wartete ein wirklich atemberaubender Ausblick auf uns (siehe Fotos). Der Endpunkt war auf einer mehrere Hundert Meter hohen senkrechten Felswand. Hier machten wir Pause, Fotosession und Picknick.
Den Rest des Tages besichtigten wir noch ein paar Aussichtspunkte mit dem Auto und unternahmen noch eine kleine Wanderung am Fjordufer entlang. Alles in Allem ein super Tag!
Am nächsten Tag gings dann schon wieder zurück. Diesmal wollten wir die nördliche Route über die Trollstigen und dann die Küstenstraße zurück nach Trondheim nehmen. Die Trollstigen und auch schon der Weg dorthin war dann auch nochmal ein absolutes Highlight. Seht euch die Fotos an, dann kann ich mir jeglichen Kommentar sparen.
Die Küstenstraße hatte dann Vor- und Nachteile. Erstens war es natürlich schön, eine andere Strecke als die E6 kennen zu lernen und landschaftlich hatte auch diese Straße echt viel zu bieten. Die Kehrseite war aber, dass es echt teuer wurde. Wir mussten drei jeweils 10-12 € teure Fähren nehmen, eine Brücke und zwei Tunnels bezahlen. Obwohl wir schon einen sicherlich richtig teuren Unterwasser-Tunnel umfuhren, ging das doch ziemlich ins Geld. Aber nun gut, fürs nächste Mal weiß ich bescheid. Am Ende bekamen wir dann noch etwas Sorge, weil sich die Tankanzeige langsam dem roten Bereich näherte und die Tankstellen (insbesondere die noch geöffneten) sehr rar gesäht waren. Aber letztendlich war die Sorge unbegründet, als wir schließlich eine Tankstelle fanden, waren noch 6 Liter im Tank und wir hätten es noch locker nach Hause geschafft. Hätten wir es drauf angelegt, hätten wir zwischendurch kein einziges Mal tanken müssen, bei über 900 km und einem 45-Liter-Tank, echt nicht schlecht!
Am Anfang von Trondheim habe ich dann noch einen Großeinkauf bei Lidl gemacht (wenn man schonmal ein Auto hat) bevor wir dann erschöpft ankamen und die Enerige nur noch reichte um eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben.
Heute war dann leider die Zeit des Abschieds da. Das Auto stand ja noch vor der Tür, also habe ich Hilke zum Flughafen gefahren und erst danach das Auto bei NationalCar abgegeben.
Eigentlich sollte jetzt erstmal wieder Alltag einkehren, aber wenn ich überlege, was mich nächste Woche für ein Programm erwartet... Dienstag Turbonegro-Konzert und Mittwoch gehts auch schon auf nach Bergen... was für ein Monat!!!
Es ist schon spät und ich brauche schlafe, daher gibt es diese Woche keine norwegische Eigenart des Tages. Bis zum nächsten Mal!