Mittwoch, 12. Dezember 2007

Dunkelheit

AACHEN 12. DEZEMBER

Sonnenaufgang: 08:27 Uhr
Sonnenuntergang: 16:30 Uhr


TRONDHEIM 12. DEZEMBER

Sonnenaufgang: 09:47 Uhr
Sonnenuntergang: 14:31 Uhr


Moholt Grillplatz, gestern 14:15.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Klausurphase

Eigentlich ist zumindest für mich der Titel dieses Posts etwas übertrieben, schließlich lassen sich meine Klausuren in diesem Semester bequem an einer Hand ehh... einem Finger abzählen. Aber immerhin ist die eine die ich hab (GIS) 6-stündig. Außerdem gibts zu meiner "Knowledge Management"-Vorlesung am Freitag noch ne halbstündige mündliche Prüfung. So bin ich doch schon ganz gut beschäftigt zurzeit.

Gestern wäre mir allerdings fast die Decke auf den Kopf gefallen. Es war schönstes Wetter und ich saß die ganze Zeit in der Bude rum. Deswegen bin ich dann um 9 noch spontan mit Simon zum Langlaufen in die Strindamarka gegangen. Da es tagsüber getaut und dann wieder gefroren hatte, war die Loipe diesmal total vereist. Am Anfang hatten wir echt ein paar Probleme, vor allem mit dem Bremsen, aber nachher hats dafür dann umso mehr Spaß gemacht. Da die Spuren seit dem Wochenende auch besser sind, konnte man bergab halbwegs laufen lassen und es ging richtig ab.

Sonst geht irgendwie nicht so viel im Moment. Heute hats geregnet und es ist wieder deutlich wärmer geworden. Am Montag hatte das Thermometer schon mal kühle -7 Grad angezeigt, das scheint jetzt erstmal wieder vorbei zu sein. Ich hoffe mal, dass es nicht reichen wird, um den Schnee wieder wegzutauen.

Da sonst nicht viel passiert ist in letzter Zeit und ich mir mein kreatives Aus-den-Finger-Saugen für meine TT-Arbeit aufbewahren muss, mach ich jetzt auch schon Schluss, allerdings ohne schon wieder meine Rubrik zu vergessen. Wie ihr vielleicht am diesmaligen Thema merkt, fällt mir allerdings irgendwie nicht mehr viel ein. Ich schätze das liegt daran, dass mir die meisten komischen Sachen hier wohl mittlerweile selbst gar nicht mehr auffallen.


Norwegische Eigenart der Woche: Grandiosa

Richtig erkannt: Grandiosa hört sich nicht gerade norwegisch an. Nein, es ist italienisch und der Name für die hier mit Abstand beliebteste Tiefkühlpizza. Hört sich unspektakulär an, aber diese Pizza ist wichtiger Bestandteil der norwegischen Esskultur! Da könnte mir wohl kaum ein Norweger widersprechen. Besonders nicht der, den ich kenne, der täglich zum Frühstück eine halbe verspeist.
Seit der Erfindung der grandiosen Pizza im Jahr 1980 wurden im ganzen Land rund 260 Million Stück verkauft. Bei 4,8 Millionen Norwegern nicht schlecht, oder? Dabei ist die Pizza nicht gerade billig. Ca. 3,50 €) kostet die einfachste, die Grandiosa Klassik, bis zu 6,50 € die Luxusausführung. Seit Anfang an war Grandiosa, als norwegisches Produkt, klarer Marktführer und behauptet noch heute trotz Konkurrenz aus dem Ausland einen Marktanteil von 51 %.
Meine Theorie: Der bescheidene Geschmack (den ich natürlich im Selbstversuch getestete hab) und der hohe Preis kümmert Norweger eher wenig. Hauptsache sie kommt aus Norwegen! Denn grundsätzlich ist hier alles was aus Norwegen kommt gut und alles was aus dem Ausland kommt grundsätzlich mit Pestiziden, krebserregenden Stoffen oder sonstigen Verunreinigungen belastet und daher nicht kaufbar. Das erklärt übrigens auch den Misserfolg von Lidl, dessen Manager sich im Gegensatz zu Aldi hierhin getraut haben, aber nur rote Zahlen schreiben.

Dienstag, 27. November 2007

Langlaufen in der Strindamarka

Ganz frisch ist dieser Beitrag.
Komme gerade vom ersten Nachtlanglaufen zurück, und es war super!

Nur 10 Gehminuten entfernt starten die Loipen, die kilometerlang beleuchtet sind und kreuz und quer durch den Wald führen. Da wo ich im Sommer viel Rad gefahren bin, ist jetzt alles märchenhaft tief verschneit und teils gespurte, teils einfach plattgewalzte Loipen führen über Wege, Wiesen und durch den Wald.
So gemächlich wie man das aus Deutschland kennt, darf man es sich allerdings nicht vorstellen, denn es geht fast nie geradeaus. Immer hoch oder runter, wie auf einer Achterbahn.


Ich war mit Sebbi und Christoph da, die vergangenes Wochenende zum ersten Mal auf Langlaufskiern gestanden haben, aber auch ich wäre wohl mit keinem der Norweger, die uns in fliegendem Tempo überholt haben, mitgekommen. Ja, man sieht direkt, Norweger sind erst im tiefen Schnee in ihrem Element.

Bemerkenswert übrigens noch: Während ich aus Deutschland kenne, das Hunde auf den Loipen verboten sind, lief hier hinter jedem zweiten Läufer ein begeisterter Vierbeiner hinterher. Häufig noch mit Reflektoren oder sogar Blinklichtern ausgestattet. Echt ein witziger Anblick.

Montag, 26. November 2007

Skiwandern zur Holvassgamma

Tja, so schnell kann sichs ändern.
Die letzte Überschrift ist mittlerweile wahrlich "Schnee von gestern". Denn seit letztem Donnerstag scheint hier endlich Winter zu sein. Donnerstags morgens stellte ich beim Blick aus dem Fenster überrascht fest, dass bestimmt 10 cm Schnee lagen. Den ganzen Tag über hats weiter geschneit und übers ganze Wochenende ist noch einiges dazu gekommen. Ich weiß nicht genau, wieviel jetzt hier liegt, aber zum Langlaufen reichts jetzt auch in Moholt und der Wetterbericht sagt für die kommende Woche stabiles Winterwetter mit bis zu -6 Grad voraus.

Die unverhofften Winterfreuden erwischten uns allerdings kalt in unserer Wochenendplanungen für den Trip zur Holvassgamma. Eigentlich wollten wir zu einer Hütte, die mehr im Landesinneren liegt und wo wir sicherere Schneebedingungen gehabt hätten. Doch bemerkenswerterweise ist der Run auf die Hütten trotz beginnender Klausurphase und widrigen Wetterbedingungen immer noch riesig und wir mussten auf die Holvassgamma umsteigen. Diese liegt auf der anderen Seite vom Fjord, also zwischen hier und dem offenen Meer. Da dort das Meer und damit der Golfstrom noch größeren Einfluss hat als hier, sahen da die Schneebedingungen zunächst so mau aus, dass wir beschlossen, die Skier zu Hause zu lassen und uns auf die letzte Wandertour des Jahres zu begeben. Doch als es Donnerstag dann den ganzen Tag über schneite, entschieden wir uns dann doch noch spontan, die Skier wenigstens sicherheitshalber mitzunehmen. Eine im Nachhinein eher schlechte Entscheidung.

Naja, Freitag morgen standen wir dann jedenfalls so früh auf, wie noch nie zuvor seit ich hier bin. Denn der Bus führ um 8.10 am Hauptbahnhof ab. Für die 2-stündige Fahrt, inkl. Fähre über den Fjord mussten wir nur 64 Kronen zahlen, überraschend günstig. Nach Absprache mit dem Busfahrer ließ der uns dann mitten in der Pampa raus und wir machten uns mit Karte, Kompass und GPS (das wir diesmal allerdings nicht brauchten) auf die Suche nach der Hütte. Wieder gab es zwei Routen und wieder entschieden wir uns auf dem Hinweg für den Weg übers Fjell, also die Hochebenen. Das Wetter war wechselhaft, zwischen Schneeschauern kam aber auch immer mal wieder die Sonne raus, ganz schön eigentlich. Da nicht genug Schnee lag und das Gelände sehr uneben war, schnallten wir die Ski wieder auf die Rucksäcke und wanderten erstmal bergauf. Die Landschaft war traumhaft, überall kleine Berge, dazwischen tiefe Tälern mit teilweise zugefrorenen Seen und in der Ferne konnte man das Meer erahnen. Probleme hatten wir diesmal eigentlich keine, abgesehen davon, dass es zahlreiche Wasserlöcher gab, in die man häufig knöcheltief einbrach und die der vorne gehende immer nur erahnen konnte.

Nachdem wir den höchsten Punkt auf 350 Metern (bei karger Vegetation und felsigem Untergrund hat man das Gefühl, man wäre im Hochgebirge) überschritten hatten, ging es nur noch bergab, hinunter zu einem See, auf dessen anderer Seite die Hütte liegen sollte. An einer Stelle mit gutem Überblick sahen wir dann auf einmal eine Rentierherde den Berg hoch traben, auch wenn ich immer noch keinen Elch gesehen hab, immerhin doch mal ein Fortschritt.

Als wir den See erreichten, erkannten wir ein kleines Problem: Denn eigentlich sollte in einem Verschlag ein Boot liegen, mit dem wir auf die andere Seite hätten fahren können. Doch im Verschlag lag keins und das, das wir stattdessen fanden, hatte einen tiefen Riss. Da wir keine große Lust verspürten ein kaputtes Boot im Eiswasser zu testen, suchten wir nach einem anderen Weg auf die andere Seite. Im Nachhinein wohl eine gute Entscheidung, denn da das Wasser an den Ufern größtenteils zugefroren war, hätten wir wohl sowieso Probleme bekommen.

Stattdessen fand wir dann eine kleine Furt, die mit Steinen bestückt war und über die wir dank Gore-Tex-Schuhen und Skistöcken auch trockenen Fußes das andere Ufer erreichten. Die Suche der Hütte war dann nur noch Formsache und nach insgesamt vier Stunden Wanderung hatten wir die Holvassgamma erreicht.

Die Hütte sah sehr gemütlich aus. Langgezogen und grasüberwachsen drängte sich mir direkt der Vergleich mit einer Hobbit-Höhle auf, was wohl auch daran liegt, dass ich zur Zeit endlich mal "Lord of the Rings" lese. Relativ bald offenbarten sich dann aber doch die Schwächen der Hütte, die so gar nicht hobbit-mäßig sind. Erstens fanden wir nur Lampenteile, aber keine funktionierende Lampe und zweitens wollte der Ofen nicht richtig heiß werden. Bei einer ungefähren Nachtdauer von 16.00 Uhr bis 8.00 Uhr und von Außentemperaturen von um die 0 Grad nicht sehr komfortabel. Zudem war die Hütte schlecht isoliert und der Ofen stand am einen Ende der langgezogenen Hütte, während die Betten etwa 5-6 Meter entfernt am anderen Ende waren, dort war von Wärme auch nach mehreren Stunden nicht viel zu spüren.

Naja, wir heizten so gut es ging, tranken viel heißen Tee, den wir mit dem bestens funktionierende Primus-Kocher machen konnten, und tranken ein bisschen wärmenden Aquavit. So ging es eigentlich. Die 33 Teelichter, die wir dabei hatten mussten wir hingegen schon rationieren, denn nur auf die Batterien unserer Kopflampen wollten wir uns auch nicht verlassen.

Am nächsten Morgen mussten wir uns dann ganz schön aus den Schlafsäcken quälen, denn wie uns Sörens Thermometer verriet, waren es in unserem Schlafgemach ganze 4 Grad. Der Härtetest für meinen Aldi-Schlafsack also. Es ging aber eigentlich, nur das Aufstehen kostete wirklich Überwindung.

Nach dem ausgiebigen Frühstück suchten wir uns auf der Karte den 442 Meter hohen Lysvassaheia als Gipfel des Tages aus und begaben uns bald auf die Wanderung. Zunächst folgten wir dem See/Fluss talaufwärts und sahen jede Menge frische Elchspuren. Leider verschwanden die irgendwann im Fluss, anscheinend war der Elch dort auf die anderer Seite gewatet. Nachdem wir das Tal verlassen hatten und mehr oder weniger gerade zum Berg aufstiegen, wurde es immer windiger und oben tobte ein regelrechter Schneesturm. Doch da wir alle gut angezogen waren und es auch nicht wirklich kalt war, hat es irgendwie trotzdem Spaß gemacht.

Runter sind wir dann auf der anderen Seite des Berges. Der Weg zurück war dann auch weiter als gedacht, aber kurz vor Anbruch der Dunkelheit kamen wir schließlich zurück an der Hütte an. Dann versuchten wir Ofen und Lampen zu reparieren und waren dabei auch mehr oder weniger erfolgreich. Den Ofen "reparierten" Sören und Mase durch Kaputtmachen einer klemmenden Klappe, worauf der Ofen dann auch besser zog, wenn auch ohne die Hütte danach in eine Sauna zu verwandeln (wie es in der Hognabu der Fall war). Aus den zahlreich vorhandenen Teilen von Lampen bastelten Sören und ich schließlich ein simples Exemplar zusammen, was uns dann für den Rest des Abends zumindest halbwegs gut Licht spendete.

Auf dem Primus-Kocher fingen Sören und Mase dann an, Waffeln zu backen. Ein antikes Waffeleisen war vorhanden, eine Fertigmischung hatten wir mitgenommen. Das Ganze war eine ziemliche Sauerei, schmeckte aber ganz gut. Der Abend verlief dann wie immer auf so Hütten. Essen, Biertrinken, mehr oder weniger intellektuelle Diskussionen, Lustigmachen über die Feinheiten der deutschen Sprache (Mase als Schwabe hatte gegen einen Eifeler und zwei Ruhrpöttler sehr zu leiden), usw.

Am nächsten Tag (diesmal warens 6 Grad) räumten wir auf und begaben uns gemächlich auf den Rückweg. Der Bus sollte um 16:10 fahren und wir wählten 11:30 als Aufbruchzeit, um genug Sicherheit zu haben, aber auch nicht zu lange an der Straße warten zu müssen. Der Rückweg verlief zunächst problemlos. Wir folgten diesmal einer anderen Route, die nicht so hoch führte, dafür aber etwas länger war. Da es das ganze Wochenende wieder fast durchgeschneit hatte, lag jetzt mehr und wir überlegten mehrfach auf Skier umzusteigen. Wir ließen es erst einmal sein, aber als mich dann das Schicksal erwischte und ich vorne gehend in ein Wasserloch durchbrach und mit beiden Beinen bis zu den Knien im Matschwasser hing, entschied ich mich, umzusteigen, um auch wieder trockene Füße zu bekommen.

Leider stellte sich das als nicht sooo gute Idee heraus. Erstmal war ich zwar wesentlich schneller unterwegs und sackte auch nicht mehr so tief ein, aber das Gelände wurde dann doch wieder schwieriger und da ich halt auch die ganze Zeit selbst spuren musste, wurde es ziemlich anstrengend. Kurz bevor wir den anvisierten Weg erreichten, verkeilte sich dann noch mein Skistock zwischen zwei Felsen, ich legte mich ordentlich auf die Fresse, der Skistock verbog und der Teller riss ab. Dumm gelaufen.

Am Weg angekommen, stiegen dann auch die anderen auf Ski um und bis zur Bushaltestelle war es noch eine richtig schöne Fahrt. An der Straße mussten wir dann im Schneegestöber noch eine halbe Stunde auf den Bus warten, aber das Timing war eigentlich perfekt.

Die Rückfahrt verzögerte sich erst wieder in Trondheim, als der Bus sich am Samfundet an der Bushaltestelle festfuhr und nicht mehr vor oder zurück kam. Naja, anscheinend gelten die Trägheits- und Reibungsgesetze auch für norwegische Fahrzeuge.

Samstag, 17. November 2007

Ende des Winter-Intermezzos

Tja, da hab ich Anfang der Woche noch von so viel schönem Schnee und kaltem Winterwetter berichtet, und jetzt scheint das erstmal alles vorbei zu sein. Mittwochnachmittag schneite es noch, doch dann wurde es auf einmal immer wärmer, der Schnee ging in Regen über und es regnete bei Temperaturen von 5-8 Grand 2 Tage quasi komplett durch. Nicht nur im Tal sonder auch hier in Moholt und sogar in der Bymarka war die weiße Pracht im Nu Matsch. Dabei hatten wir schon fest geplant, heute in der Bymarka Langlaufen zu gehen :-(

Jetzt ist es zwar wieder ein bisschen kälter geworden, der Tag heute war eigentlich ganz schön und da ich mich gerade beim Gang zum Waschkeller fast gemault hab, scheint es auch wieder zu frieren, aber der Schnee ist erstmal weg. Verdammter Fjord, im Landesinneren sieht es nämlich ganz anders aus

Naja, für nächstes Wochenende haben wir wieder eine Hüttentour geplant, mal sehen ob das wieder ne Skitour, oder doch noch einmal ne Wanderung wird.

Sehr nach Winter sieht es übrigens schon mit den Lichtverhältnissen aus. Hell wird es zwar noch relativ früh, aber bereits vor 3 ist die Sonne schon wieder hinter den Bergen im Südwesten verschwunden. Der Sonnenuntergang dauert unheimlich lange, weil die Sonne eben nicht gerade untergeht, sondern ewig lang am Horizont entlangkratzt, aber etwa um 4 ist es dann doch stockdunkel. Wobei stockdunkel eigentlich nicht ganz richtig ist. Die ganze Stadt ist so mit Straßenlaternen zugestellt, dass die ganze Nacht über ein oranger Schein über der Stadt hängt. Besonders als letzte Woche Schnee lag und die Wolken zusätzlich Licht zurückwarfen war es auch um Mitternacht nicht richtig dunkel.

Ansonsten hab ich jetzt auf einmal ziemlich viel Zeit. Die Vorlesungen sind schon vorbei und es geht mit großen Schritten auf die Prüfungszeit zu. Für meinen GIS-Kurs muss ich noch ein paar Übungen machen, aber ansonsten hab ich jetzt erstmal Zeit ein bisschen intensiviert für TravelTainment zu schreiben. Das ist in letzter Zeit ja ein bisschen kurz gekommen.

Heute war ich seit längerem nochmal in der Stadt, beim Frisör und ein bisschen Shoppen, ansonsten ist das wohl mal ein sehr entspanntes Wochenende.

Zeit genug also für eine weitere...


Norwegische Eigenart der Woche: Datenschutz vs. Transparenz

Wenn in Deutschland mal wieder die Debatte über den Schutz persönlicher Daten entbrennt, sollte man mal einen Blick nach Norden werfen. Das Land ist so transparent, dass man im Internet auf den Webseiten der Steuerbehörden nachgucken kann, wie viel Geld sein Nachbar so verdient. Dafür braucht man tatsächlich nur dessen persönliche ID (bis vor einigen Jahren reichte der Name) und die steht auf jeder Rechnung und dürfte sehr leicht zu beschaffen sein. Auch in der Uni merkt man diese Einstellung, denn im Online-Lernsystem (Its Learning) kann beispielsweise der Lehrer eines Kurses genau nachsehen, was man so in dem System gemacht hat. Wenn ich also die vorgeschriebenen Texte nicht lese oder zumindest herunterlade, kann das der findige Professor ganz einfach sehen. Geschickt, oder?
Meine Theorie: Dass hier keiner ein Geheimnis aus seinem Vermögen, oder seinen Einkünften macht, hat sicherlich damit zu tun, das ganz einfach fast alle viel verdienen. Klar gibt es Unterschiede, aber die Arbeitslosigkeit liegt bei 2,5%, die Löhne selbst für einfache Jobs sind sehr hoch und die soziale Absicherung lässt wohl wesentlich weniger Neid aufkommen, als das bei uns der Fall ist. Ok, mit Its Learning hat das nichts zu tun, wahrscheinlich gibt es auch einfach eine liberalere Grundeinstellung, mir gefällt das jedenfalls irgendwie.

Dienstag, 13. November 2007

Die Hognabu-Expedition

Achtung... dieser Eintrag könnte lang werden!

Aber die Tour die wir letztes Wochenende von 8.11. bis 11.11. unternommen haben, verdient es ausführlich geschildert zu werden.

Bereits die Planungen waren schwierig: Eigentlich wollten wir einen gewöhnlichen Cabin-Trip unternehmen, zu einer Hütte die uns von anderen schon empfohlen worden war. Die Koie unserer Wahl hieß Hognabu, lag auf 620m Höhe, etwa 100 Kilometer südöstlich von Trondheim und man sollte sie per Wanderung über zwei mögliche Routen binnen 3 Stunden erreichen können. Doch Probleme machte der Wetterbericht. Bereits die aktuellen Schneehöhen aber vor allem die Vorhersage ließen ahnen, dass der Trip ohne Skier nicht zu machen sei.

Wie wir alle an Skier kamen will ich nicht groß ausführen (ich habe mir welche gekauft, für den ganzen Winter wird sich das wohl lohnen), aber schließlich hatten wir uns bis Donnerstag Abend alle welche organisiert und waren bestens für den Trip gerüstet.

Freitag morgen gings dann um 8 los, drei mit dem Bus, vier mit Hendriks Bulli. Nach 2,5 Stunden Fahrt erreichten wir Gressli, den Ausgangspunkt unserer Tour. Auch wenn die Straße teilweise schon recht glatt gewesen war, reichte der Schnee im Tal noch nicht aus, um die Skier anzuschnallen. Da wir uns für die Route über den Berg entschieden hatten, schnallten wir uns die Skier erst einmal an den Rucksack und machten uns gegen 11 Uhr zu Fuß an den 350 Höhenmeter langen Aufstieg. Stetig wurde der Schnee tiefer und nachdem wir die Gresslihütte passiert hatten, sackten wir teilweise schon bis zur Hüfte ein, es wurde Zeit für Ski!

Das Umziehen klappte noch ohne größere Probleme aber bereits nach wenigen Metern zeigte sich, dass die Tour doch nicht ganz unproblematisch werden würde. Mit den schweren Rucksäcken und mangelnder Skitourenerfahrung standen wir alle nicht wirklich sicher auf den Brettern. Das größte Problem hatte jedoch Andi, dessen von ISU geliehenen Skischuhe bereits nach wenigen Hundert Metern klare Verschleißerscheinungen zeigten und eine Weiterfahrt unmöglich machten. Nach längeren Überlegungen entschloss sich Andi dann umzukehren und mit dem Bus zurückzufahren. Echt schade, aber in der Situation wohl die beste Entscheidung.

Langsam aber sicher ging es dann weiter. Hangeinschnitte, kleine Bäche, kaum zu erkennende Hügel und wechselnde Schneebedingungen machten uns immer wieder Probleme und führten zu unzähligen Stürzen, von denen keiner verschont blieb. Man landete zwar stets weich, doch wegen dem Rucksack und dem richtig tiefen Pulverschnee wurde das Aufstehen regelmäßig zur ermüdenden Kraftprobe. So kamen wir nur sehr langsam voran und die magische Deadline von 4 Uhr rückte immer näher. Wir wussten, dass es nach Einbruch der Dunkelheit, eben gegen 4, nicht leicht werden würde, die Hütte zu erreichen. Sicherheit verschaffte uns allerdings, dass wir neben Karten auch Kopflampen, ein GPS-Gerät und sogar ein Notzelt dabei hatten. Zum Umkehren war es jetzt eh zu spät, daher manövrierten wir uns weiterhin am Berghang entlang Richtung Hütte.

Als es dann langsam dunkel wurde, lag immer noch ein gutes Stück vor uns. Das Wetter wurde immer unangenehmer aber wenigstens das Terrain etwas einfacher. Mit dem GPS schätzte ich regelmäßig die noch vor uns liegende Entfernung und da wir jetzt immer schneller voran kamen, war das durchaus ermutigend. Schließlich erreichten wir die Hütte gegen halb 6, mehr oder weniger am Rande der Erschöpfung. Wenn ihr euch die Fotos anguckt, könnte euch auffallen, das es eine erstaunliche Lücke zwischen Skier-Wechseln und Ankunft gibt...ein Indiz dass zu dieser Zeit jeder besseres zu tun hatte, als Fotos zu machen.

Der Ofen, den wir direkt anfeuerten sorgte bald für mollige Wärme und die Spaghetti die wir kochten verschafften allen wieder Kraft. Zu viel waren wir am Abend nicht mehr in der Lage, so bauten wir bald die Hütte in den Schlafmodus (aus Tisch werde Bett) um und begaben uns ins Land der Träume.

Am nächsten Morgen waren unsere Spuren und der mühsam frei geschaufelte Weg zum Klo bereits wieder bis zur Unkenntlichkeit zugeschneit und wir ließen uns viel Zeit mit dem Frühstück. Danach machten wir eine nur 2-3 stündige kleine Tour, die wirklich Spaß gemacht hat. Ohne Rucksäcke und ohne Zeitdruck ging es doch gleich viel besser. Danach mussten wir noch Holzhacken um die Vorräten aufzufüllen, Spülen und wieder kochen, aber das lief alles entspannt und lustig ab. Am Abend gabs dann noch ein paar Runden Doppelkopf und Skat, sowie ein paar blöde Witze, ein Hüttenabend eben.

Um nicht das Risiko einzugehen, erneut ins Dunkel zu geraten, standen wir Sonntag morgen schon um 8 auf und waren um 10 abfahrbereit. Wir entschieden uns diesmal für den Weg durchs Tal, da jetzt auch dort mit genug Schnee zum Skifahren zu Rechnen war. Diese Annahme stellte sich als mehr als wahr heraus, denn wir hatten mit noch mehr Neuschnee als auf dem Hinweg zu kämpfen. Da es jetzt aber meist leicht bergab ging und wir alle besser geübt waren, kamen wir gut voran. Nur die zahlreichen Bäche, die überquert werden mussten waren des öfteren eine Herausforderung und nur 2 von uns (zum Glück inkl. mir) schafften es trockenen Fußes ans Ziel. Besonders Jakob, der bestimmt eine Minute mit beiden Füßen im Eiswasser hing und lange brauchte um rauszukommen, erwischte es hart.

Aber schließlich erreichten wir das Tal, durch das die Straße führt, die uns zurück nach Trondheim bringen sollte. Bis zu unserm Ausgangspunkt in Gressli mussten wir der Straße noch etwa 3 km folgen, was aber dank Skitauglichkeit kein Problem darstellte.

Auf der Rückfahrt hatten wir noch ein kleines Problem mit Hendriks Kühlsystem, es waren 6-7 Liter Kühlflüssigkeit ausgelaufen, doch mit vereinten Kräften unter Hendriks fachmännischer Anleitung konnten wir das Problem selbst lösen und kamen mit etwas Verspätung am Abend zurück in Trondheim an.

Jetzt ist der Eintrag doch nicht sooo lang geworden, vermutlich weil ich vieles schon mit in die Fotostory gepackt hab. Ich kann nur nochmal sagen, dass ware ein wahnsinnig anstrengender, aber wunderschöner Wochenendtrip. Ich hoffe, es folgen bald weitere.

Montag, 5. November 2007

Kulturtrip nach Røros

Relativ spontan bin ich am Samstag zusammen mit Hendrik und Michi (also einer Hamburg-Schwaben-Eifel-Connection) nach Røros gefahren. Das kleine Städtchen liegt etwa 180 km entfernt in südöstlicher Richtung, nicht weit von der schwedischen Grenze, und ist berühmt für seine Bergwerksgeschichte. Mehr als 300 Jahre wurde dort Kupfer abgebaut und verhüttet. Besonders sehenswert sind die Häuser des Ortes, die einen ganz eigenen Bergmannsstil haben und fast komplett unter Denkmalschutz stehen.

Die Fahrt begann bei fiesem Schmuddelwetter, aber da es kontinuierlich bergauf ging, wurde aus dem Regen bald Schnee und es wurden einmal ausgiebig die Rally-Fähigkeiten von Hendriks VW-Bulli getestet. In Røros erwartete uns dann ein unerwarteter Touristenaufruhr. Die Saison für Ausländer, insb. Deutsche, ist zwar mittlerweile wirklich vorbei, aber stattdessen waren sehr viele Norweger da, damit hätten wir nicht gerechnet.

Die ganze Stadt war schon tief verschneit und abgesehen von der Hauptstraße, die wirklich zu überfüllt war, sehr idyllisch. Røros ist übrigens auch einer der kältesten Ort Norwegens. Weil er relativ weit im Landesinneren und auf 650 Metern in einem Hochtal liegt, werden hier im Winter regelmäßig Temperaturen unter -30 Grad gemessen, der Rekord aus dem Jahre 1914 liegt bei stattlichen -50,4 Grad. Ganz so kalt war es noch nicht, aber nach Winter sah es schon gut aus. Die Norweger haben für die Fortbewegung auf rutschigen Straßen übrigens ein ganz eigenes Fortbewegungsmittel erfunden. Besonders die Älteren schieben stets so einen Schlitten, der aussieht, wie ein Hundeschlitten ohne Hunde (->Fotos), vor sich her. Wenns bergab geht, kann man sich hinten auf die langen Kufen stellen, vorne ist zudem ein Brett angebracht auf dem man bequem den Einkaufskorb oder einen faulen Passagier mitnehmen kann.

Nach dem Stadtbummel und dem wirklich interessant gestalteten Bergwerksmuseum sind wir dann noch zu einer 20 Kilometer entfernten Kupfermine gefahren, wo wir an einer Führung teilgenommen haben und so auch mal einen Berg von innen sehen konnten. Alles in allem kein spektakulärer, aber doch ein netter kleiner Wochenendtrip.

Für mich gilt es jetzt bis Donnerstag endlich mal meine Hausarbeit zuende zu schreiben, die ich schon so lange vor mir herschiebe. Bisher fehlte irgendwie die Motivation (dieser Post war eigentlich nur Ausrede nicht Hausarbeit schreiben zu müssen), aber da am Donnerstag Deadline ist, werde ich jetzt wohl nochmal ein bisschen reinhauen müssen. Achja, wens interessiert, Thema ist "Business development in Dubai - attempts of establishing a sustainable innovative business environment". Sehr interessant kann ich nur sagen.

Naja, wenn der Abgabetermin vorbei ist, gehts am Freitag endlich mal wieder auf ne Hüttentour. Hoffe es klappt, dann gibts nach dem Wochenende bestimmt wieder einiges zu berichten.

Zum Schluss noch ein Foto vom Sonnenuntergang, der sich hier gestern um kurz nach 4 abspielte:

Donnerstag, 1. November 2007

Der Beginn der dunklen Jahreszeit

Also, dass mich hier ein kalter und dunkler Winter erwartet war mir ja klar. Mir ist auch klar, dass er noch dunkler und kälter werden wird. Womit ich allerdings nicht gerechnet hätte ist, dass ich den Beginn der dunklen Jahreszeit im Nachhinein so genau lokalisieren können würde. Doch ich kann es. Der Winter begann für mich genau am letzten Sonntag um 3 bzw. 2 Uhr mit der Zeitumstellung.

Bisher ist mir zwar stets aufgefallen, wie schnell es von Tag zu Tag früher dunkel wird, doch so richtig merke ich den Unterschied hier erst seit Sonntag. Diese Woche bin ich bereits zweimal nach Anbruch der Dämmerung zur Uni gefahren, das sollte doch eigentlich umgekehrt sein.
Zu dämmern fängt es jetzt hier schon deutlich vor 4 Uhr nachmittags an, um 5 ist es nahezu stockdunkel. In den letzten Tagen kam es mir komischerweise immer heller vor, wenn ich um 10 oder 11 nochmal draußen war. Ich schätze, dass das am Vollmond lag, kann aber auch Einbildung sein.

Den Lichtverhältnissen entsprechend ist im Moment auch leider das Wetter. Gestern Nacht gabs ein richtig böses Blitzeis und heute morgen Schnee, der dann später in Regen überging und eine ziemliche ekelige Matschpampe auf den Straßen verursacht hat.
Die Autos sind hier größtenteils mittlerweile schon entsprechend mit Winterreifen ausgerüstet. Winterreifen heißt hier "Spikereifen" und so hört man ein ständiges Klappern/Rasseln auf den Straßen, das den selben, wie man sehen kann, nicht gut tut.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Ein Wahnsinns-Konzert

Ich hab mich ja jetzt schon mehrfach ausgiebig über den furchtbaren Musikgeschmack der Norweger ausgelassen (Ja, mittlerweile habe ich auch Scatman John und Captain Jack gehört). Doch seit dieser Woche weiß ich, dass Trondheim auch mehr kann.

Diese Woche ist die letzte UKA-Woche und daher war ich am Dienstag zusammen mit Michael H. noch mal im Samfundet, wo zwei kostenlose(!) Konzerte angekündigt waren. Die Bandbeschreibungen klangen vielversprechend, aber mit dem was mich erwartete hätte ich nicht im entferntesten gerechnet.

Die erste Band Audrey Horne war eine gepflegte Metal-Band mit langen Haaren, kraftvollem (und lautem) Sound und nem abwechslungsreichen, nie langweilig werdenden Programm. Besonders von den Gitarristen war ich echt begeistert. Am Anfang des Konzertes zeigten sie wirklich ihr Können und man hörte gut heraus, dass Tool zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen (was auch schon in der Beschreibung stand). Nach dem progressiven Teil spielten sie dann mehr im Power-Metal-Stil und animierten zum exzessiven Headbangen, das die Norweger aber wirklich noch üben müssen. Zum Schluss gabs ein langes, eher eingängiges Stück, in dem sie mich fast an Rammstein erinnerten, also wirklich ein Superkonzert. Nur der Sänger gefiel mir nicht so ganz. Vom Auftreten und Aussehen (kurze Haare, schwarzes Hemd mit roter Krawatte) her passte er eher in die Indie/Punkrichtung und seine Stimme fand ich auch eher bescheiden. Aber nun gut, ich war trotzdem begeistert hier endlich mal wieder gute Live-Musik zu hören.

So, und dann kam Monolithic. Diese nur aus zwei Personen bestehende Band war der reine Wahnsinn! Ich hätte nie im Leben gedacht, dass nur zwei Menschen in der Lage sein können, so einen genialen Krach zu veranstalten. Es begann damit, dass die zwei auf die Bühne traten, kein Wort sagten und der Schlagzeuger anfing so wild sein Arbeitsgerät zu penetrieren, wie ich es selten gesehen hab. Der Gitarrist fügte sich teils mit treibenden Riffs, teils mit effektgeladenen experimentierfreudigen Sounds ins Geschehen ein (der Kerl hatte ganze 12 Effektgeräte mit 8 Pedalen). Nach 2 Minuten dachte ich: Was für ein Intro! Nach 5 Minuten war ich restlos begeistert. Gerne hätte ich den beiden jetzt ihren mehr als verdienten Applaus und ein paar spitze Begeisterungsschreie gegönnt, aber sie ließen einem einfach keine Gelegenheit, es ging immer weiter. Die beiden schwitzten, rackerten sich ab, spielten sich in Ekstase, aber wollten einfach nicht aufhören. Die erste und einzige Pause, in der auch zum ersten und einzigen Mal das Mikrophon benutzt wurde, machten sie nach sage und schreibe 40 Minuten. Sowas hab ich noch nie gesehen! Die restlichen etwa 25 Minuten des Konzert wurden dann wieder in einem durchgespielt und auch wenn ich das vorher selbst nicht für möglich gehalten hätte, es wurde trotz nur zweier Instrumente und fehlendem Gesang keine Sekunde langweilig. Dazu trug auch eine perfekte Lichtshow bei, also auch ein Kompliment an den Mann an der Lichtmaschine.
Im Nachhinein haben wir uns dann auch mal etwas näher über die Band informiert und herausgefunden, dass die beiden keine unbeschriebenen Blätter sind, sondern sonst in bekannteren Bands spielen (der Schlagzeuger bei Motopsycho) und wohl nur zum Spaß mal Krach im Duo machen. In der kurzen Pause nach 40 Minuten haben sie angekündigt, dass sie am 7. November noch einmal in Trondheim spielen, dann werden wir sicher wieder dabei sein. Wer mutig ist, kann ja mal reinhören:
http://www.myspace.com/monolithicmusic


So, ich hoffe, diejenigen, die sich nicht so für Krach-Musik interessieren, haben jetzt nicht schon gelangweilt wieder auf die Online-Sudoku-Seite oder sonstwohin gewechselt, denn es ist Sonntag und gibt mal wieder eine neue


Norwegische Eigenart der Woche: Snus

Snus ist eine Form von Kautabak, die allerdings nicht gekaut, sondern nur unter die Oberlippe geschoben und dort gelassen wird. Bei uns total unbekannt, ist Snus hier durch alle Altergruppen weit verbreitet. Das Zeug, dessen Vertrieb in der EU (außer Schweden) verboten ist, gibt es hier in jedem Kiosk und sogar in der Uni zu kaufen. Es soll wohl wesentlich ungefährlicher als Rauchen sein, allerdings habe ich auch von so Horrorstories gehört, wonach bei älteren Menschen, die jahrzehntelang Snus lutschen, langsam Löcher im Mundraum entstehen, weil das Zeug leicht ätzend ist. Ziemlich ekelhaft das Ganze.
Meine Theorie: Wenn man sich die Zigarettenpreise hier anguckt (9-12€/Packung) verwundert es eigentlich nicht, dass Nikotinsüchtige hier auf dieses komische Zeug umsteigen. Außerdem fühlen Raucher sich hier schnell ausgegrenzt, weil es wirklich überall verboten ist. Wer weiß was passiert, wenn man bei uns bald auch das Rauchen in Gaststätten und an öffentlichen Orten gänzlich verbietet (was ich nach meinen Erfahrungen hier übrigens stark befürworte)... vielleicht wird Snus ja dann bald ein neuer, wenn auch illegaler, norwegischer Exportschlager.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Bergenbahn und Minikreuzfahrt

So, da ich schon seit Sonntag wieder im Lande bin, wirds wohl mal Zeit, von meinem kleinen Trip nach Bergen zu berichten...

Die Zugfahrt: Los ging es am Mittwoch Abend um kurz nach 11. Da man mit dem Zug nach Bergen nur über Oslo fahren kann, hatte ich mir die Züge so rausgesucht, dass ich nach Oslo (7 Stunden) Nacht hatte und schlafen konnte. Die Strecke verläuft parallel zur E6, deswegen kannte ich sie schon mehr oder weniger. Schlafen ging auch ganz gut, man hatte ne super Beinfreiheit und konnte die Sitze sehr weit zurücklehnen, außerdem war der Platz neben mir frei und ich konnte mich richtig breit machen.
In Oslo hatte ich ne Stunde Aufenthalt bevor ich die berühmte Bergenbahn besteigen konnte. Die hat dann auch wirklich gehalten, was sie versprochen hat. Wahnsinnig tolle Aussichten, erst auf Seen, Wälder und kleine Berge, später dann auf hohe Berge, zugefrorene Seen und sogar einen Gletscher. Ein wenig getrübt hat die Freude, das gerade an den schönsten Stellen andauernd Tunnel die Sicht versperrten. Gerade an der höchsten Stelle ist der Zug für 10 km in so einem dunklen Loch verschwunden, ziemlich ärgerlich, aber für die Befahrbarkeit der Strecke im Winter wohl unvermeidbar.
An den beiden höchst gelegenen Bahnhöfen Finse und Myrdal hielt der Zug aber dann immerhin so lange, dass man mal aussteigen und sich ein wenig umgucken konnte. In Myrdal zweigt übrigens die Flåmsbana ab (Achim, die sagt dir doch bestimmt etwas, oder?), die wohl noch spektakulärer als die Bergenbahn sein soll.

Bergen: Nach 6 weiteren Stunden Fahrt kam ich dann schließlich in der zweitgrößten Stadt Norwegens an (mit 220.000 EW kleiner als Aachen!). Das Wetter war durchwachsen und saukalt, aber immerhin gabs nur nen kurzen Schauer. Bergen ist mit durchschnittlichen 270 Regentagen im Jahr (laut Lonely Planet) das Regenloch Norwegens, wovon ich zum Glück nicht viel spüren sollte. Nach dem Einchecken in der Jugendherberge bin ich dann noch ein wenig durch die Stadt gewandert, hab mir das Weltkulturerbe Bryggen angeguckt und bin zu einem nahe der Stadt gelegenen Aussichtspunkt gekraxelt, von wo aus man einen spektakulären Blick (siehe Fotos) hatte. Da es nachdem die Sonne weg war aber wirklich schweinekalt wurde, bin ich dann auch recht früh zurück ins Hostel.

Am nächsten Morgen war, wie die Vorhersage prophezeit hatte, allerschönstes Sonnenscheinwetter. Wieder ziemlich kalt, aber da ich sowieso eine recht anstrengende Wanderung vor hatte, war das gar nicht so schlecht. Mein Ziel war der Ulriken, ein 640 Meter hoher Berg in direkter Nähe, von dem man einen tollen Blick auf Bergen sowie die sieben Fjorde und sieben Berge, die die Stadt umgeben, haben sollte. Auf den Berg fährt auch eine Seilbahn, aber ich habe mich natürlich furchtlos der sportlichen Herausforderung gestellt und den Fußweg angetreten. Der Weg war einmal mehr anspruchsvoller als erwartet und so bin ich trotz Kälte ganz schön ins Schwitzen gekommen. Oben angekommen hatte man dann tatsächlich einen sagenhaften Rundumblick. Bergen, die Fjorde und sogar schneebedeckte Gipfel in der Ferne waren zu sehen. Oben bin ich dann noch ein bisschen rumgeklettert, es gab auf dem Berg noch ein paar kleine Gipfel zu erstürmen, hab gespeist und dann den Rückweg angetreten.

Zurück in der Stadt hieß es dann noch ein bisschen Zeit totschlagen... besonders motiviert für weitere Erkundungen war ich nicht mehr und so bin ich dann so früh wie möglich auf das Schiff, das mich zurück nach Trondheim bringen sollte. Zugegebener Maßen beschlich mich erst einmal ein leichtes Unbehagen, als ich an Bord ging und die luxuriöse Einrichtung, die pompöse Dekoration und die "upgedresste" Crew sah. Vom Youth-Hostel aufs Kreuzfahrtschiff - doch eine ganz schöne Umstellung. Aber eigentlich hab ich mich schnell dran gewöhnt, wenn es möglich ist, so eine "Kreuzfahrt" ohne Kabine zu buchen, dürfen die sich an einem Backpacker jawohl auch nicht stören. Um 8 gabs dann erstmal eine Sicherheitseinweisung und eine paar Reiseinformationen. Bereut habe ich im Nachhinein, dass ich zum deutschsprachigen Treffen anstatt zum englischsprachigen gegangen bin. Die Tatsache, dass von 120 Kreuzfahrtpassagieren 79 Deutsche waren, die größtenteils aus betuchten älteren Ehepaaren bestanden, denen natürlich nichts besseres einfiel als sich erst einmal zu beschweren, warum sie in ihrer Kabine doch das versprochenen ZDF nicht empfangen könnten,
hat mir doch erst einmal die Laune am Kontakt zu Mitreisenden verdorben.

Zum Glück gab es zu der deutschen Seniorenmeute einen mehr als passenden Gegenpol auf dem Schiff. Nämlich eine mindestens ebenso große Gruppe an norwegischen Fußballfans, die allerdings nur auf der Reise nach Ålesund waren, wo Bergens Fußballclub am nächsten Tag die seit 1963 erste norwegische Meisterschaft hätten klar machen können (haben sie aber nicht, zumindest nicht an dem Tag). Folglich war die Atmosphäre auf dem Schiff am ersten Abend strikt zweigeteilt. Die Kreuzfahrtpassagiere klebten in ihren Sesseln im Observation Salon und die Norweger beschäftigten die Barkeeper auf einem der unteren Decks bis tief in die Nacht.

Da ich mich zu beiden Gruppen nicht so wirklich zugehörig fühlte, erkundete ich stattdessen erst einmal den Wellnessbereich. Pool, Whirlpools und Sauna hatte ich fast für mich allein und so hab ich die erst einmal für eine ganze Weile genossen. Um 22.30 legte das Schiff dann endlich ab und begab sich auf die 6,5 tägige Reise bis nach Kirkenes, einem kleinen Dorf jenseits des Nordkapps an der russischen Grenze. Recht schnell leerte sich dann auch schon der Observation Salon, schließlich war es dunkel, die Aussicht dementsprechend eingeschränkt und die Herrschaften ja auch größtenteils nicht mehr die jüngsten. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht, entschied ich mich dann schließlich auch für den Salon. Es hätte zwar noch ein paar andere schöne Fleckchen gegeben, aber nur dort war es schön dunkel, wohl um die Aussicht durch Spiegelungen an den Fenster nicht zu trüben. So schlief ich dann auch immerhin bis halb 8 und war, als ich aufwachte, nicht wenig überrascht, dass um mich herum schon wieder die ersten in ihren Observation-Sesseln saßen. An mir, und einem Norweger, der ebenfalls dort geschlafen hatte, hatte sich jedenfalls keiner gestört.

Der Höhepunkt des Tages war der Besuch in Ålesund, wo man drei Stunden Zeit hatte, die zur Erkundung dieses wunderschön gelegenen Örtchens eigentlich auch vollkommen ausreichten. Danach ging es dann weiter Richtung Norden. Die Fahrt ging fast komplett zwischen Küste und vorgelagerten Inseln entlang. Nur 2-3 Stunden durchquerten wir mal offene Gewässer, die man dann auch schnell an dem doch deutlich zunehmendem Schaukeln des Schiffes erkannt. Das Wetter war nass, aber mild und um die Berg-Küsten-Kulisse richtig in Szene zu setzen gar nicht so schlecht. So hab ich mich auf Deck eingemummelt und die Fahrt für immerhin 2 Stunden an der frischen Luft genossen, bevor es mir dann doch zu kalt wurde.
Am Abend hatten wir dann noch kurze Stopps in Molde und Kristiansund, aber es war dunkel und die Motivation zu kurzen Landausflügen konnte ich dann nicht mehr aufbringen. Stattdessen genoss ich noch einmal den Wellnessbereich, bevor ich es mir wieder im Observation Salon gemütlich machte.
Als ich am nächsten Morgen um viertel nach 6 aufwachte, waren wir dann bereits im Hafen von Trondheim angekommen. Wenn ich klüger gewesen wäre, hätte ich noch einmal die Augen geschlossen und noch 3 Stunden gepennt, aber so hab ich ausgecheckt und bin zur Bushaltestelle um nach Hause zu fahren. Dummerweise war es Sonntag und zu meiner bösen Überraschung fuhr der erste Bus erst um 10. So habe ich dann noch eine ungewollte 1,5 stündige Wanderung mit Gepäck nach Hause gehabt, aber nun gut...

Das Ganze war jedenfalls eine tolle Sache und ist durchaus weiter zu empfehlen. Preislich wars eigentlich, zumindest für norwegische Verhältnisse, auch echt ein Schnäppchen: Zufahrt mit Minipris 299, 2 Tage Kreuzfahrt 618, nur die allerdings sehr komfortable Jugendherberge fand ich mit 280 ziemlich teuer. Lustiger gewesen wäre das Ganze wahrscheinlich noch mit ein paar Leuten, aber ich wollte auch das Allein-Reisen einmal ausprobieren und bin nun um eine Erfahrung reicher.

Montag, 15. Oktober 2007

Hightlights im Oktober

Tja, wo soll ich anfangen. In dieser Woche ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo es los gehen soll. Am besten vorne:

Also letzten Freitag kam nach turbulentem Flug (Düsseldorf-Kopenhagen-Oslo-Trondheim) mit etwas Verspätung mein Schatz zu Besuch. Da galt es für mich natürlich, ein angemessenes Programm auf die Beine zu stellen. Ich erlaube mir vorweg zu nehmen, dass mir das glaube ich ganz gut gelungen ist.

Am Samstag war erst einmal Stadtrundgang angesagt. Das Wetter war schön und der norwegische Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite. Abends gings auf ein International Dinner, bei dem Teams aus verschiedensten Ländern Essen zubereiten sollten, das es dann in gegenseitigem Austausch zu probieren und verzehren gab. Unser aus Hilke, mir, Hendrik und Sebbi bestehendes Team entschied sich für leckeren Zwiebelkuchen, der auch echt lecker war und super ankam. Mit den deliziösen Speisen anderer konnten wir in punkto Ausgefallenheit und investierter Mühe zwar nicht mithalten, aber ich wage zu behaupten, dass wir die ersten waren, deren Tisch als bis auf den letzten Krümel leergefegt war.

Für Sonntag war eigentlich auch noch ganz gutes Wetter vorhergesagt und so begaben wir uns in die bereits häufig erwähnte Bymarka um eine hübsche Wandertour zu unternehmen. Leider war das Wetter dann doch nicht so toll und meine neue Regenjacke und Hilkes ausgeliehenen "Wanderschuhe" wurden ausgiebig auf Dichte getestet. Die Wege waren noch matschiger als ich sie schon kannte, aber wir kamen langsam und sicher voran. Als wir dann nach einem anstrengenden Aufstieg in Gipfelnähe kamen, bahnte sich das Glück des Tages bereits an. Ausgerechnet zur Zeit als wir den Gipfel des Storheia erreichten, kam für 15-20 Minuten die Sonne raus und wir hatten eine wahnsinnig schöne 360°-Rundumaussicht. An dieser Stelle sollte ich erwähnene, dass mit Hilke auch meine neue Kamera eingetroffen war und es jede Menge neue Fotos zu sehen gibt! Check it out! Achja, an dieser Stelle mal ein paar Tipps zur Handhabung des Online-Fotoalbums: Man kann die Fotos auch größer sehen als in der Standardansicht, nämlich über die Diashow. Alternativ kann man sie sogar einzeln oder albumweise herunterladen (mit einer Auflösung von 2 Megapixeln).

Zurück probierten wir dann einen neuen Weg, den ich auch noch nicht kannte und es wurde dann auch ein wenig spannender als erhofft. Der Weg verlor sich in weiten matschigen Wiesen und wir mussten uns querfeldein weiter durchschlagen. Ich wusste zwar eigentlich genau wo lang ging (runter zu nem See halt), aber als wir dann nach einer ganzen Weile wieder einen Weg erreichten waren wir doch ein wenig erleichtert.
Der Rückweg war dann nicht mehr so schwer, aber als wir zu Hause ankamen waren wir doch recht erschöpft und mussten uns aufraffen noch was feines in der Küche zu fabrizieren.

Am Montag war Uni-Tag. Hilke ist mit in meine GIS-Vorlesung gekommen und konnte sich einmal von den hiesigen Vorlesungsgewohnheiten ein Bild machen. Abends haben wir glaube ich Doppelkopf gespielt, wenn ich das richtig in Erinnerung hab (ist viel passiert seit dem).

Dienstag war wieder Wandertag und wir besuchten die Seen, die ich schon am Anfang einmal in einer kleinen Fotoreihe (meine erste Fahrradtour) gezeigt hatte. Auf unserem Rundweg um die zwei Seen wurden wir wieder von nicht besonders gutem aber doch erträglichem Wetter begleitet. Zur Stärkung nach der Wanderung besuchten wir den Tyholt-Fernsehturm, in dessen Drehrestaurant ein leckeres Pizzabuffet aufgetischt wird. Als wir nach einer vegetarischen Pizza fragten, wurde uns sogar einen Privatpizza an den Tisch gebracht. Leider drehte sich das Drehrestaurant diesmal nicht, weil der Motor kaputt war, schade eigentlich. So guckten wir quasi permanent in die gleiche Richtung in der sich zufällig der IKEA befand, der das Panorama doch dominierte. Abends trafen wir uns mit ein paar anderen und gingen ins Samfundet, in dem zwei kostenlose Konzerte stattfanden, die ich allerdings maximal mäßig fand. Die zweite Band war allerdings doch bemerkenswert, da die Frontfrau Schlagzeug spielt und gleichzeitig sang. Das hab ich vorher noch nie gesehen, allerdings war die musikalisch sicher anspruchsvolle aber auch nicht besonders schlaue Kombination auch nur interessant, nicht gut.

Nachdem wir uns am Mittwoch trotz nicht besonders günstiger Wetterprognosen dazu entschlossen hatten, von Donnerstag bis Sonntag ein Auto zu mieten und ein wenig in den fjordreichen Süden vorzudringen, nutzten wir den Tag um im Pirbadet, dem hübschen Schwimmbad am Hafen ein wenig zu entspannen und Kraft zu tanken. Leider war es unglaublich voll und nur das Dampfbad und die Sauna waren wirklich entspannend. Auf dem Weg zum Bad machten wir noch einen längeren Spaziergang durch die Stadt. Es war allerdings verdammt kalt und man konnte in der Ferne sehen, dass zum ersten Mal Schnee in der Bymarka gefallen war. Auf dem Rückweg schneite es dann sogar auch schon in Moholt, allerdings ohne das etwas liegen blieb.
Das geschah dann erst am Donnerstag, am Tag unserer Abreise.

Über NTNUI, den Sportverein der NTNU hatte ich von Donnerstag bis Sonntag zu wirklich günstigen Bedingungen (auch nach deutschen Maßstäben) einen Opel Corsa gemietet, den ich dann früh morgens abholen fuhr. Das war das erste Mal, dass es selbst unten in der Stadt schneite und mir schon jede Menge schneebedeckte Autos begegneten. Aber nun gut, es ist Mitte Oktober, da kann man jawohl noch einen Ausflug mit dem Auto wagen.
Auf dem Weg zum Geirangerfjord, den wir uns als Ziel ausgesucht hatten, kamen wir schon wenige Kilometer vor den Toren Trondheims in Schneegestöber und die Straßen wurden zunehmend weiß. Selbst die E6, die "Autobahn" von Oslo nach Trondheim wurde kaum freigehalten und der Corsa wurde direkt einmal einem Härtetest unterzogen.
Je weiter wir von Trondheim weg kamen, desto weißer wurde zunächst die Gegend. Auf dem großen Hochplateau, auf dem ein Großteil der Strecke verläuft, war der Schnee platt gewalzt und wir fuhren die ganze Zeit auf einer geschlossenen aber durchaus griffigen Schneedecke.
Wir folgten der E6 bis Otta, einem "großen" Skiort und bogen dann Richtung Küste ab. Hier waren die Straßen wieder freier und es wurde etwas wärmer. Die Strecke war aber trotz Schmuddelwetters wunderschön. Fast die ganze Zeit ging es entlang idyllischer Seen und zunehmend hoher Berge. Das Wetter verlieh dem ganzen noch ein durchaus passenden Hauch von Dramatik.
Nach Geiranger führen zwei verschiedene Strecken. Von Norden her eine über den Trollstigen-Pass und eine von Süden her. Aufgrund des Wetters entschieden wir uns früh für die sündlichere Variante, obwohl sich nachher herausstellte, dass auch die Trollstigen kein Problem gewesen wären. Am Ende ging die Straße auf unserer Route sogar wesentlich höher als die andere. Bis auf 1400 Meter, jedoch wurde auf bemerkenswerte Weise mit zunehmender Höhe immer wärmer. Offensichtlich schoben sich gerade wärmere Luftmassen von Westen über die Berge und es kam zu Föhn-Effekten. So ging der Schnee langsam in Regen über und auf dem Scheitelpunkt des Passes waren die Temperaturen deutlich über Null. Bergab ging es über zahlreich Serpentinen, die es mit dem Trollstigen-Pass durchaus aufnehmen können. Durch die Schneereste und die Wolken, fand ich die Fahrt fast noch beeindruckender. Im Geirangertal erwartete uns schließlich übelstes Schmuddelwetter, das wirklich nicht zum Wandern oder Aufenthalten im Freien einlud. Also machten wir uns schnellstens auf die Suche nach einer Unterkunft. Im Internet hatten wir einige Adressen für mietbare Hütten herausgesucht, schließlich fand sich aber nur ein Platz, der noch geöffnet hatte. Der ganze Ort war so gut wie ausgestorben und glich einer Geisterstadt. Alle Fähren und fast alle Unterkünfte stellen dort nämlich ihren Betrieb mit dem Ende der Kreuzfahrtsaison Ende September ein. So waren wir echt froh, überhaupt noch eine Unterkunft zu finden.
Letztendlich fanden wir eine sehr schöne Hütte, die eigentlich für 6 Personen ist. Eigentlich sollte sie 590 NK und damit eindeutig zu viel kosten, aber nach zähen Verhandlungen haben wir den Preis immerhin auf 450 NK gedrückt bekommen. Immer noch mehr als wir eigentlich eingeplant hatte, aber für diese komfortable Hütte durchaus ok.
Der Vermieter zeigte uns, um uns zu überzeugen 2 Nächte zu bleiben, auch gleich die Wettervorhersage und die sah verglichen mit dem Bild von draußen unglaublich gut aus. Aber sie stimmte. Am nächsten Morgen wartete fast wolkenfreier Himmel und Sonnenschein auf uns.
So zögerten wir nicht lange und begaben uns auf Wanderschaft. Unser erster Versuch stellte sich als etwas zu anspruchsvoll heraus. Der kleine Wanderführer hatte das zwar schon angekündigt, aber da wir eigentlich dachten, der wäre für die üblichen kreuzfahrtreisenden Turnschuhtouristen gemacht, waren wir überrascht, dass er wirklich ein wenig haarig war. Da er zudem auch schlecht markiert war, entschlossen wir uns doch, an eine andere Stelle zu fahren und einen leichtere Wanderung zu probieren. Für mich hatte das den positiven Nebeneffekt dass ich in den übermäßigen Genuss des Serpentinenfahrens kam. Ich will hier ja keinen Werbung für Opel machen, aber der Corsa hat das gemeistert wie nix. Der 55 kw Diesel ist die Kurven hochgesprinntet als wäre es ne Teststrecke in Holland. Und das ganze bei sehr niedrigem Verbrauch von am Ende, trotz Serpentinen, nur 4,8 Litern. Ich war echt beeindruckt.

Naja, wie sich herausstellte, war die andere Tour dann auch noch ausreichend interessant für mich und nicht zu schwierig für Hilke und am Ende wartete ein wirklich atemberaubender Ausblick auf uns (siehe Fotos). Der Endpunkt war auf einer mehrere Hundert Meter hohen senkrechten Felswand. Hier machten wir Pause, Fotosession und Picknick.
Den Rest des Tages besichtigten wir noch ein paar Aussichtspunkte mit dem Auto und unternahmen noch eine kleine Wanderung am Fjordufer entlang. Alles in Allem ein super Tag!

Am nächsten Tag gings dann schon wieder zurück. Diesmal wollten wir die nördliche Route über die Trollstigen und dann die Küstenstraße zurück nach Trondheim nehmen. Die Trollstigen und auch schon der Weg dorthin war dann auch nochmal ein absolutes Highlight. Seht euch die Fotos an, dann kann ich mir jeglichen Kommentar sparen.
Die Küstenstraße hatte dann Vor- und Nachteile. Erstens war es natürlich schön, eine andere Strecke als die E6 kennen zu lernen und landschaftlich hatte auch diese Straße echt viel zu bieten. Die Kehrseite war aber, dass es echt teuer wurde. Wir mussten drei jeweils 10-12 € teure Fähren nehmen, eine Brücke und zwei Tunnels bezahlen. Obwohl wir schon einen sicherlich richtig teuren Unterwasser-Tunnel umfuhren, ging das doch ziemlich ins Geld. Aber nun gut, fürs nächste Mal weiß ich bescheid. Am Ende bekamen wir dann noch etwas Sorge, weil sich die Tankanzeige langsam dem roten Bereich näherte und die Tankstellen (insbesondere die noch geöffneten) sehr rar gesäht waren. Aber letztendlich war die Sorge unbegründet, als wir schließlich eine Tankstelle fanden, waren noch 6 Liter im Tank und wir hätten es noch locker nach Hause geschafft. Hätten wir es drauf angelegt, hätten wir zwischendurch kein einziges Mal tanken müssen, bei über 900 km und einem 45-Liter-Tank, echt nicht schlecht!
Am Anfang von Trondheim habe ich dann noch einen Großeinkauf bei Lidl gemacht (wenn man schonmal ein Auto hat) bevor wir dann erschöpft ankamen und die Enerige nur noch reichte um eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben.

Heute war dann leider die Zeit des Abschieds da. Das Auto stand ja noch vor der Tür, also habe ich Hilke zum Flughafen gefahren und erst danach das Auto bei NationalCar abgegeben.

Eigentlich sollte jetzt erstmal wieder Alltag einkehren, aber wenn ich überlege, was mich nächste Woche für ein Programm erwartet... Dienstag Turbonegro-Konzert und Mittwoch gehts auch schon auf nach Bergen... was für ein Monat!!!

Es ist schon spät und ich brauche schlafe, daher gibt es diese Woche keine norwegische Eigenart des Tages. Bis zum nächsten Mal!

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Kleines Zwischenspiel

Vom heutigen Tag muss ich mal kurz frisch berichten, ehe ich das innerhalb der nächsten Wochen wieder verdrängt habe.

Also erstmal, der erste Schock. Ich komme vormittags mit dem Fahrrad am Dragvoll-Campus an, und was passiert: Gleichzeitig mit mir kommt ein Bus an und rund 50 dickbäuchige, blau-weiß gekleidete deutsche Fußball-Fans steigen aus. Aja, es dämmerte, Schalke spielt heute gegen Rosenborg. Einerseits eine Erklärung, anderseits doch irgendwie überraschend: Schalker Fußballfans (arbeitslos und eine Flasche Bier, das ist S 04...(so der Text eines Fußballsongs, natürlich nicht meine persönliche Meinung)) die einen Universitätscampus besuchen???

Heute wurde dann feierlich die UKA eröffnet. Nachdem Fußballspiel sind wir runter zum Samfundet wo in einer feierlichen Zeremonie um Punkt 12 das diesjährige Motto, das bis dahin streng geheim gehalten wurde, enthüllt wurde. Es lautet "Manifest" was natürlich reichlich Stoffe für Spekulationen und Interpretationen lässt. Das Samfundet hatte dann zur Feier des Tages heute freien Eintritt und so sind wir auch direkt mal hinein.

Der eigentliche Grund, warum ich so außerplanmäßig poste, ist, dass ich mal frisch ein paar Auszüge aus der Playlist des angesagtesten Clubs im Samfundet veröffentlichen wollte, ehe ich die wieder vergesse, also:

Tarkan: "Simarik" (Küsschen hier, Küsschen da)
Los del Rio: "Macarena" (den Ketchup Song gabs auch schon mal, und die Norweger beherrschen noch bzw. mittlerweile beide Tänze)
Christina Aguilera: "Dirty" (schätzungsweise eins der aktuellsten Stücke)
Snap: "Rythm is a dancer" (in furchtbarem Remix)

und mein absoluter Favorit des Tage: "Coco Jumboo" von dem einzigartigen, legendären Champ der 90s.... Ladies and Gentlemen, I proudly present: Mr. President!!!

Ja, eigentlich warte ich nur noch auf einen Vertreter der musikalischen Bausünden der 90er... Scatman John. Aber ich bin mir sicher, lange kann es nicht mehr dauern...

Gute Nacht

Dienstag, 2. Oktober 2007

Versöhnliches Septemberende

Erstmal muss ich leider sagen, dass es jetzt schon wieder keine neuen Fotos gibt. Hat meine Kamera am Anfang ja zumindest noch hin und wieder gute Laune gehabt, geht jetzt wohl gar nichts mehr. Schade eigentlich, ich würde euch gerne ein paar nette Bilder von bunten Wäldern und herbstlichen Aussichten präsentieren können... aber naja, bald hab ich eine Neue! Wer doch was sehen will, dem seien die Fotos vom Michael H. empfohlen (http://www.nordpolarbaer.de).

Auch wenn unser Hüttentrip wieder nicht geklappt hat, war das noch einmal ein sehr schönes Wochenende. Surprise, surprise, das Wetter war nochmal echt gut! Teilweise sehr kalt (nachts hats gefroren) aber dafür endlich noch einmal sonnig. Am Samstag haben wir zur Feier des Tages sogar gegrillt (es gab lecker Polser-HotDogs). Nachdem die Sonne weg war, wurde es zwar etwas kalt, aber hat echt nochmal Spaß gemacht. In den klaren Nächten sind sogar schon die ersten Polarlichter gesichtet worden (leider nicht von mir).
Ich hab das schöne Wetter vor allem nochmal genutzt ein paar Fahrradtouren zu machen (Fahrrad ist nicht perfekt, aber fahrtauglich repariert), schließlich werde ich da wohl bald keine günstigen Gelegenheiten mehr zu haben. Ein Norweger, den ich vom Hockey kenne, hat mir schon empfohlen, mir Spike-Reifen zuzulegen. Die sind hier wohl ziemlich verbreitet, kosten aber mindestens 50 € pro Stück, da werde ich mal überlegen müssen, ob sich das lohnt. Die Fahrradwege werden jedenfalls wohl nicht ausreichend geräumt im Winter und bei dem unbeständigen Wetter hier sind Eisflächen das größte Übel.

Ansonsten bin ich in der letzten Woche vor allem Uni-mäßig recht fleißig gewesen. Für meine Vorlesung "Knowledge Management in a global economy" hab ich jetzt mit meiner Hausarbeit angefangen, die bis Ende Oktober fertig werden muss. Da wir uns das Thema selbst aussuchen durften, war ich so geschickt, mir ein Thema zu wählen, das kein komplettes Neuland für mich ist. Werde mich jetzt über die Wirtschaftsförderungsmaßnamen in Dubai auslassen, was hervorragend in unser Thema passt, besonders weil wir uns idealerweise mit einem Fallbeispiel befassen sollten. Ich hatte auch schon ein Treffen mit unserer Professorin, die ein total witzigen französischen Akzent hat (warum auch immer) und die war ganz angetan von meiner Idee. Man muss allerdings auch sagen, dass die Anforderungen für die Hausarbeit nicht ganz unserem Magister-Niveau (sogar nicht dem Aachener) entsprechen. Umfang sollen 5000 Wörter sein, was so bei 13-15 Seiten auskommen müsste. Formale Vorgaben gibt es quasi nicht, Quellen müssen nur wenige genutzt werden, für Internetquellen gibt es keine Beschränkung und das ganze muss am Ende noch nicht einmal ausgedruckt werden und kann per E-Mail eingereicht werden. Naja, aber dafür ists ja auch auf Englisch.

Auch mit meinem GIS-Kurs durfte ich mich diese Woche ganz schön rumschlagen. Mittlerweile werden die Aufgaben deutlich komplizierter und die letzte hab ich bis zum Schluss nicht hinbekommen, obwohl ich quasi den kompletten Mittwoch von im ComputerLab verbracht habe (und das bei dem schönen Wetter). Eigentlich meine ich alles richtig gemacht zu haben, aber bei jeder Berechnung mit dem 3D-Ausgangsmodell kam nur Datenmüll heraus. Vielleicht stimmt damit auch was nicht, deswegen werde ich jetzt erst einmal abwarten, ob vielleicht mal eine Korrekturversion herauskommt oder so.

Tja, wie einige sicher mitbekommen haben, bekomme ich am Freitag hohen Besuch und bin dementsprechend natürlich eifrig mit den Planungen für eine ereignisreiche Woche beschäftigt (naja, mehr oder weniger ;-)). Am Samstag werden wir wahrscheinlich an einem Eurodinner teilnehmen, an dem Länderteams jeweils eine landestypische Spezialität zubereiten sollen. Was wir danach so machen werden, hängt wohl ein bisschen vom Wetter ab, aber es gibt hinterher bestimmt wieder Einiges zu berichten.

In der Woche danach werde ich mal nach Bergen fahren. Hab irgendwie das Gefühl bekommen vor dem mit großen Schritten nahenden Winter noch unbedingt ein bisschen mehr von Norwegen sehen zu müssen. Der Trip wird sicher spannend... ich fahre abends mit dem Zug los, bin morgens in Oslo, dann gehts tagsüber direkt mit der berühmten Bergenbahn nach.... genau: Bergen. Dort penn ich eine Nacht in ner Jugendherberge und hab quasi anderthalb Tage Zeit mir die Stadt anzugucken. Dann werde ich abends auf dem Hurtiruten-Schiff einchecken, dieser berühmten Postschifflinie, die von Bergen täglich bis zur russischen Grenze und zurück aufbricht. Meine erste Kreuzfahrt wird auf der MS Finnmarken stattfinden, die sogar ein Schwimmbad und zwei Whirlpools auf Deck hat. Allzu komfortabel wird das ganze dann allerdings doch nicht werden, denn aus Kostengründen hab ich mir natürlich die Kabine gespart und werd zwei Nächte irgendwo auf nem Sofa oder so nächtigen müssen. Aber das macht ja nix. Die Fahrt dauert zwei Nächte und einen Tag, wobei es an dem Tag auch noch einen 3-stündigen Stopp in Alsesund gibt, das soll auch ein echt schönes Städtchen sein, das verteilt auf ein paar Inseln liegt. Bin mal gespannt, hoffentlich ist das Wetter einigermaßen, dann gibt hinterher auch wieder schöne Fotos.

Tja, wie ihr seht, wird der Oktober sehr ereignisreich und vielleicht ein wenig stressig werden. Ich hoffe ich finde noch Zeit das ein oder andere Mal bei der UKA vorbeizuschauen. Dieses alle zwei Jahre stattfindende Studentenfestival fängt am Wochenende an und u.a. spielen Muse, Travis, die Pussycat Dolls (die spielen nicht, die hüpfen nur), Turbonegro und Immortal. Mein Immortal-Ticket musste ich allerdings wieder verkaufen, weil sich das mit dem Bergentrip überschnitt. Jetzt werde ich vielleicht doch zu Turbonegro gehen, auch wenn die mich bei Wacken nicht sooo vom Hocker gerissen haben. Aber da die hier natürlich wesentlich bekannter sind, ist die Stimmung bestimmt gut. Außerdem gibt es zwei Vorbands. Wem der Name "Turbonegro" ein wenig suspekt erscheint, dem sei gesagt, dass die hier "Turboneger" heißen und sich zuvor ursprünglich "Nazipenis" genannt hatten. Ja, einen Hang zum Provokanten kann man den Jungs nicht absprechen ;-)

So, zum Schluss möchte ich alle grüßen die mich kennen und die ich sonst noch vergessen hab...
Nein, Scherz beiseite, aber ich möchte mich trotzdem mal für die größtenteils positiven Rückmeldungen bzgl. dieses Blogs bedanken... eigentlich hab ich das ja hauptsächlich für mich selbst und die engeren Freunde und Verwandten angefangen, aber es freut mich natürlich auch, wenn ich so die Kollegen von TravelTainment ein bisschen von der Arbeit abhalten kann ;-) Da ich doch halbwegs regelmäßig Zeit finde mich gedanklich mit euch zu vernetzen, und aus dem Tropfen auf dem heißen Stein der 252 USA-Texte immerhin schon eine kleine Pfütze geworden ist, bin ich ja quasi noch bei euch. Ich hab nur Bedenken, dass ich nach meiner Rückkehr im Kickern nicht mehr konkurrenzfähig bin, bei dem Trainingsvorsprung den ihr so langsam bekommt.

Also wie gesagt, der Oktober wird sehr ereignisreich und vielleicht in bisschen stressig werden. Deshalb könnte es sein, dass der nächste Beitrag ein wenig länger auf sich warten lässt... Doch zu guter letzt gibt es natürlich noch die....


Norwegische Eigenart der Woche: Energiesparen

"Was soll das denn sein?" würde der Norweger fragen (natürlich auf norwegisch).
Nein, Energiesparen ist hier einfach kein Thema. Dabei ist Benzin hier noch deutlich teurer als bei uns (ca. 1,50/Liter) und auch Strom nicht wesentlich günstiger. Doch das scheint die Norweger nicht zu kümmern. Autos werden einfach mal 10 Min. angelassen während man auf jemanden wartet, fast alle Heizungen werden extrem ineffizient mit Strom betrieben, die Fenster sind grundsätzlich undicht und die meisten Häuser aus Holz gebaut. Es gibt sogar das Phänomen, dass die Norweger in den WGs die Lichtschalter abkleben, damit bloß nie jemand das Licht ausmacht. Auf Nachfrage hieß es, das wäre ja schlecht für die Glühbirnen wenn die immer an und aus gemacht würden :-) Nun gut, man könnte sagen, macht ja nix: Über 90 % der elektrischen Energie wird aus umweltfreundlicher Wasserkraft gewonnen, aber so leicht sollte man es sich nicht machen, schließlich könnte man überschüssige Energie auch über Starkstromleitungen exportieren.
Meine Theorie: Der exzessiv hohe Stromverbrauch (es soll sogar beheizte Gehsteige geben) ist eiskaltes Kalkül... Denn wer würde wohl von einer weiteren Klimaerwärmung am meisten profitieren.... hihi, genau! Auch eine Verknappung der Öl- und Gasressourcen würde Norwegen nur nützen, schließlich ließen sich die Vorräte und vor allem die hier entwickelte Fördertechnologie dann noch besser verticken. Warum also sparen? Raus mit den Kilowattstunden, Heizung auf die höchste Stufe, die Temperatur kann man doch auch mit dem Fenster regulieren!

Sonntag, 23. September 2007

Ein sportliches Wochenende

Ich hatte ja versprochen, nach diesem Wochenende wieder von einer Hüttentour berichten zu können. Leider ist daraus nichts geworden. Wir hatten auch schön alles geplant, aber als ich am Mittwoch um halb 8, eine Stunde vor Eröffnung, am Tapir Bookstore war um eine Hütte zu reservieren, warteten schon zwei andere, von denen einer unseren Hüttenfavourit und einer unsere Alternative buchen wollten, toll!
Naja, diese Woche gibts nen neuen Anlauf. Dann werde ich glaub ich Zelt und Schlafsack einpacken und vor dem Bookstore campieren...

Aber wie auch immer, das Wochenende ist dann aber trotzdem noch sehr erlebnisreich geworden. Seit Mittwoch hatte sich das Wetter deutlich gebessert. Mittwoch hatte es zwar nachts dick gefroren, aber von da an wurde es bis Freitag immer wärmer und sonniger. Ok, ein paar Schauer gab es zwar immer noch, aber am Freitag hätte es tatsächlich fast den ersten Tag im September gegeben, an dem es gar nicht geregnet hätte. Nur ein 5-Minuten-Schauer führte dazu, dass ich jetzt immer noch auf den ersten regenfreien Tag des Monats warte.

Als ich am Freitag aufgewacht bin, war jedenfalls absolut wolkenfreier Himmel und ich beschloss, mich aufs Fahrrad zu schwingen, das ich übrigens eigenhändig weitgehend repariert habe (*schulterklopf*). Nach einem Blick auf die Karte habe ich mich dann auf zu einem See gemacht, der wohl von den Ausmaßen so der doppelten Größe des Urftsees entsprechen dürfte. Der Trip war echt schön. Die Straße bzw. Schotterpiste führte fast die ganze Zeit am Wasser entlang und obwohl es durchaus ein paar Häuser gab, sind mir auf den rund 40 Kilometern außer dem Postbooten, der Müllabfuhr und einem Bus voller Kinder kaum Leute begegnet. Abends hab ich dann mit Hendrik, Antonia und Jakob Doppelkopf gespielt, Pläne für Samstag geschmiedet und danach das Basement gerockt.

Am Samstag Morgen haben wir uns dann zu viert aufgemacht, einen Duatholon in die Bymarka zu unternehmen. Erst sind wir ca. 10 km bis zur Studenterhytta geradelt. Geradelt ist eigentlich der falsche Ausdruck, die Strecke ist echt böse und wir haben bereut, dass wir zum Frühstück die Testosteron-Pillen vergessen hatten. Besonders Antonias gute Laune war zwischenzeitlich doch leicht angekratzt, aber als das erste Ziel erreicht war und die Endorphinausschüttung einsetzte, waren die Strapazen schon fast vergessen. Oben angekommen, haben wir die Fahrräder angeschlossen, um uns zu Fuß, die Wege wurden fahrraduntauglich, auf den Weg zum Storheia, dem höchsten Berg Trondheims zu machen. Der Berg ist zwar mit 566 Metern nicht wirklich hoch, aber da es ja auf Meereslevel losgeht und die Baumgrenze witterungsbedingt schon bei 300-400 Metern liegt, hat man das Gefühl man wäre wesentlich höher. Der Weg war teils felsig, teils so matschig, dass man aufpassen musste, dass der Schlamm nicht oben in die Schuhe reinlaufen konnte. Absoluter Matsch-König wurde Hendrik, der an einer Stelle dachte, auf einen Felsen zu treten, der sich dann als getarntes Matschloch entpuppte und ihn fast bis zu den Knien verschlang. Zum Glück waren die Schuhe fest zugebunden, sonst wären sie weg gewesen ;-)
Doch oben angekommen, stellten wir fest, dass die "Strapazen" sich echt gelohnt hatten. In alle Richtungen hatte man einen spektakulären Ausblick: Fjord-Arme, idyllische Seen, Trondheim in der Ferne und schöne bunte Herbstwälder. Interessant war auch das Wetter zu beobachten. Waren wir bisher weitestgehend verschont geblieben, konnte man mindestens drei Stellen erkennen, an denen es stark regnete, gleichzeitig aber auch einige, an denen die Sonne durch Wolkenlücken schien.
Hier konnte ich auch mal in real den Standort meiner Windmühle besichtigen. Für den GIS-Kurs haben wir nämlich jeder einen genauen Ort bekommen, der für die Platzierung einer Windkraftanlage in Frage kommt. In mehreren Übungen sollen wir jetzt untersuchen, inwiefern unser spezifischer Standort in Frage kommt. Mein Standort war von der Bergspitze aus zu sehen und ich konnte mir jetzt mal etwas unter der Gegend vorstellen, die ich bisher nur als Computerkarten gesehen hatte.
Nach einem kleinen Badestop an einem Bergsee (nur Jakob hatte Sachen dabei und hat sich getraut) sind wir dann zurück zur Studenterhytta wo wir uns fürs samstägliche Pancake-Dinner angemeldet hatten. Nach einer Erbsensuppe, deren Masse zu mind. 98 % aus Wurst besteht, gab es dann Pfannkuchen mit Zucker, Ahornsirup und Marmelade so viel man wollte. Da natürlich galt, Gewicht für die uns noch bevorstehende Abfahrt zu sammeln, haben wir auch ganz gut zugeschlagen.
Der Weg in Tal ging dann auch unverschämt schnell. Wenn man bedenkt, wie lange wir uns da hoch gequält haben...


Neue Rubrik: Norwegische Eigenart der Woche

David Hasselhof
Aus irgendeinem Grund scheint hier zur Zeit David Hasselhof unheimlich populär zu sein. Der ungekrönte King of Trash-Pop ist in der norwegischen Musikszene omnipräsent. In drei verschiedenen Locations habe ich jetzt schon sein "Baywatch Theme" gehört und in einer Piano-Bar, in der ich am Donnerstag war, hat der Entertainer Baywatch und "I've been looking for freedom" in direkter Abfolge gespielt und damit die Masse zum Kochen gebracht. Auch im Radio läuft das Zeug andauernd, teils in verschiedenen Remixen, die das Original in punkto schlechtem Geschmack noch deutlich übertreffen.
Meine Theorie: Seitdem Videos von David Hasselhofs Alkoholexzessen im Internet aufgetaucht sind, huldigen die Norweger auf diese Weise einem Seelenverwandten.

Sonntag, 16. September 2007

Alltag kehrt ein

Da der letzte Eintrag jetzt schon fast 2 Wochen alt ist, wirds wohl nochmal Zeit...

Wirklich Spektakuläres gibt es eigentlich nicht zu berichten, vielmehr ist mittlerweile ein wenig Alltag eingekehrt. Der Herbst scheint hier recht schnell in den Winter überzugehen. Die Sonne geht jeden Tag mind. 10 Min früher unter und gestern hat sich zum ersten Mal ein bisschen Schnee in den Regen gemischt. Jetzt warte ich nur noch auf die Eröffnung der Langlaufloipen und die ersten Nordlichter.
Ich war gestern kurz in der Stadt, weil dort ein Floßrennen stattfand. Ich weiß nicht genau mit welchem Hintergrund, aber es waren jedenfalls alle lustig verkleidet und jedes Floß war irgendeinem Thema gewidmet. Das Rennen ist dann eher in eine Schlacht ausgeartet, denn alle waren hauptsächlich damit beschäftigt, die anderen mit Wasser und allem möglichen zu bewerfen. Am Ende sind dann auch ein paar Floße versenkt worden und die Besatzungen durften eine Runde im bestimmt nicht warmen Fluss planschen. Naja, hin und wieder scheinen die ihre Wikinger-Wurzeln wohl noch einmal ausleben zu müssen.
Auf meinem Rückweg kams dann tatsächlich mal kurzzeitig weiß vom Himmel. Ich dachte erst, es wäre nur Graupel oder so, aber auf meinem Fahrradtrikot waren doch eindeutig kleine weiße Kristalle zu erkennen, unglaublich. Aber wenn ich überlege wie kalt es sich gestern draußen angefühlt hat, durchaus plausibel.

Letztes Wochenende haben wir einen kleinen Tagesausflug zur Studenterhytta unternommen, einer großen Hütte für bis zu 50 Übernachtungsgäste. Die Straße war uns natürlich wieder zu langweilig, weswegen wir einem kleinen Pfad gefolgt sind. Wie zu erwarten war, hört dieser Pfad natürlich bald auf und wir stampften wieder mitten durch die Pampa (siehe Fotos). Zum Glück haben wir es noch bis 3 in die Hütte geschafft, denn da gab es für "spottbillige" 6 € Erbsensuppe und Pfannkuchen so viel man essen konnte... lecker.
Der Tag war irgendwie recht anstrengend, da die Nacht zuvor sehr kurz gewesen war. Nach dem üblichen Freitags-Basement bin ich mit meinem russischen Mitbewohner zu Samfundet gegangen, wo wir dann noch den Sebbi getroffen haben. Da es schon halb 2 war und die immer noch Eintritt haben wollten konnten wir uns allerdings nicht entschließen reinzugehen sondern standen erste einmal etwas planlos draußen herum. Auf einmal kam ein Pärchen Norweger heraus, die ich beide schon aus verschiedenen Situation heraus kannte, ein kurioser Zufall, dass die zwei sich wohl gerade an dem Abend kennen gelernt hatte. Na, jedenfalls waren sie dann so nett uns zu unserem ersten echten norwegischen Nachspiel einzuladen. Trotz echt beschissenem Wetter konnten wir die Einladung natürlich nicht ausschlagen und sind den beiden zu einem Haus gefolgt, dass wohl Bekannte von denen gemietet haben. Es sah dann auch wirklich mal nach einer Studentenbude aus: Das Wohnzimmer war wunderhübsch mit geklauten Verkehrsschildern geschmückt, die Anlage war ausreichend, um die halbe Straße zu beschallen und der Wohnzimmertisch war mit Bierkästen vollgestapelt. Nur die Partygäste waren leider nicht mehr so motiviert und hingen nur auf dem Sofa rum. Nachdem Emil (der Russe) den Norwegern dann mal die russische Art des Absinth-Trinkens (echt abartig) nahe gebracht hatte, mussten wir dann irgendwann den Rückweg antreten, der uns trotz Joggens fast eine Stunde im strömenden Regen gekostet hat. Richtig interessant wurde das Nachspiel dann aber ein paar Tage später, als wir in einem Artikel einer Studentenzeitung zufällig ein Bild fanden, dass genau an dem Abend in genau diesem Wohnzimmer aufgenommen worden war. Eine Reportage über norwegische Feiergewohnheiten und übermäßigen Alkoholkonsum.... ahja.

Am Montag war ich dann zum ersten Mal im Basement als Barkeeper eingeteilt. Soweit so gut, doch es gab ein Problem. Nachmittags stellten wir verzweifelt fest, dass in Norwegen Wahltag war und es deswegen (warum auch immer) nirgendwo Bier zu kaufen gab. Toll! Es waren zwar noch 3 Kästen oder so von der letzten Party übrig, aber das konnte nicht reichen. Also haben wir 3 Kästen Leichtbier (normal würde das hier keiner anrühren) und eine Kasten Alkoholfreies gekauft... Es war zwar irgendwann nervig den durstigen Leuten erklären zu müssen, warum wir nur die sonstigen Ladenhüter der Supermärkte anzubieten hatten, aber am Ende haben wir tatsächlich alles verkauft, unglaublich.

Am Freitag gab es im Basement dann eine mexikanische Party, für die die Barkeeper extra nach Schweden gefahren sind, um "billigen" Tequila zu kaufen. Zahlt man hier für eine Flasche nämlich mind. 40 €, kriegt man sie da für die Hälfte. Das interessante ist: Es gibt hier einen Bus, der jeden Donnerstag nach Are fährt. Das ist die erste Stadt auf schwedischer Seite (berühmt von der letzten Ski-WM). Dort gibt es einen Alkoholmonopolladen. Wenn man mit dem Bus fährt, der mit rund 3 € übrigens wirklich günstig ist (wahrscheinlich weil er von dem Alkoholshop mitfinanziert wird), hat man dort 1 Stunde Aufenthalt, gerade genug um einkaufen zu gehen. Dann fährt der Bus wieder zurück. Das nenn ich mal eine Sauftour...
Überhaupt haben wir, nachdem wir hier auch ein paar Finnen kennen gelernt haben, mittlerweile eine skandinavische Alkoholschmuggelkette aufgedeckt:
1. Die Norweger fahren nach Schweden. 2. In Schweden teilt sich die Kette: Die Südwestschweden fahren nach Dänemark, die Ostschweden mit der Fähre auf die ersten finnischen Inseln. 3. Die Dänen fahren nach Deutschland, die Finnen mit der Fähre nach Estland. 4. Die Deutschen fahren z.B. nach Tschechien oder Holland (Baron und Jäger, ich vermisse euch). Die Esten fahren nach Russland. 5. Die Russen fahren nach... nein, die bleiben zu Hause und brennen selbst.

Mmh, irgendwie fällt mir gerade auf, dass fast alles was ich bisher geschrieben hat, irgendwie mit Alkohol zu tun hat ;-). Naja, irgendwie gehört der hier wohl auch schon noch mehr zur Kultur dazu, als das bei uns schon der Fall ist, aber wie auch immer: Ich tue jedenfalls auch noch anderes und mache mir nicht zum Frühstück das erste Bier auf ;-) Außerdem dürfte es wohl auch keinen interessieren, wenn ich mich hier über "Innovation Management in a global economy" oder Geographische Informationssysteme auslasse.

Was mich zur Zeit sonst noch bewegt, ist die Sorge um mein Fahrrad. Irgendwie schleift die Kette vorne ständig am Umwerfer und ich kann nur noch 3 oder 4 Gänge benutzen, ohne fiese kratzende Geräusche vernehmen zu müssen. Meine bisherigen Reparaturversuche haben mir zwar die Funktionsweise einer Kettenschaltung verstehen lassen, allerdings bislang ohne nutzbaren Erfolg. Wenn jemand Tipps hat.... Hinweise die zur Erfassung des Täters führen, werden mit Ansichtskarten aus Trondheim belohnt.

Achja, eins habe ich noch vergessen. Das Programm für die UKA, ein dreiwöchiges Musik- und Kulturfestival, das hier im Oktober stattfindet ist, ist mittlerweile bekannt. Es treten ein paar echt bekannte Bands auf. U.a. Muse, Travis, die Pussycat Dolls (yeah!), Turbonegro und Immortal, die ich mir wohl mal angucken werde. Außerdem gibt es ein Oktoberfest, bei dem Rednex (ja, die gibt es noch) auftreten. Für ein studentisch organisiertes Festival echt nicht schlecht, oder?

Im Oktober, wenn die Champions League Saison beginnt, spielen dann hier Valencia, Chelsea und Schalke! Leider ist es verdammt schwer an Karten zu kommen, so dass ich davon wohl nur etwas hören werde. Krach vom Stadion kann man nämlich bis hierher hören.

So, das wars dann mal. Nächstes Wochenende wollen wir noch einmal so eine Hüttentour unternehmen, dann gibts bestimmt wieder mehr zu berichten.

Dienstag, 4. September 2007

Ein Wochenende im klassisch norwegischen Stil

Wie versprochen jetzt der ausführliche Bericht meiner ersten Hüttentour.
Die anfänglichen Planungen, nur eine Nacht zu bleiben, hatten wir noch revidiert und schließlich für zwei Tage bebucht (gebucht heißt reserviert; ca. 4€/Person/Nacht).

Am Samstag gings dann nach gemeinsamem Einkauf gegen Nachmittag endlich los. Um zur Hütte zu kommen, mussten wir erst mit einer Schnellfähre etwa eine Stunde Richtung Mündung des Trondheimfjord fahren. Da die Fähre dort leider in Brekstad hielt, was auf der falschen Seite des Fjords liegt, mussten wir noch eine zweite Fähre auf die andere Seite nehmen.
Von dort hieß es dann noch etwa 5 Kilometer Wandern. Laut Beschreibung sollte die Hütte recht leicht zu finden sein, wobei sich allerdings herausstellte, dass aufgrund eines 'kognitiven LockIn' (ja, ich werde gelegentlich versuchen, wirtschaftsgeographische Fachbegriffe einzubauen) niemand eine Karte mitgenommen hatte. Dabei wäre die ebenso wie ein GPS-Gerät kostenlos ausleihbar gewesen. Naja, aber das wäre ja auch zu einfach gewesen.
Sören haben wirs dann wohl zu verdanken, dass wir die Hütte trotz Zweifel dann doch ohne Probleme gefunden haben...

Die Hütte hat zumindest bei mir alle Erwartungen übertroffen. Sie war echt gemütlich, groß genug und hübsch gelegen. Strom gab es wie erwartet nicht, dafür aber einen Wasseranschluss draußen. Die sanitären Einrichtungen bestanden aus einem Plumpsklo, das, um es nicht zu schnell voll werden zu lassen, von den Herren der Schöpfung aber möglichst nicht benutzt werden sollte.
Da es schon Abend wurde als wir ankamen, haben wir auch nicht lange gewartet und bald angefangen zu kochen. Mit Gasherd und dem direkt befeuerten Ofen ging das auch ganz gut. Es gab Spaghetti Carbonara, literweise Tee und leckeres norwegisches Dosenbier.
Da das Wetter nun wirklich nicht zur Nachtwanderung einlud, verbrachten wir den Rest des Abends mit diversen Kartenspielen, internationalen Spirituosen und angeregten Diskussionen über Waldorfschulen, den Solidaritätszuschlag und Zahnersatz.

Am nächsten Morgen gab es erst einmal ein gutes Frühstück mit Tee, Brot und gewöhnungsbedürftigem norwegischen Aufschnitt. Dann trotzten wir dem Wetter und machten uns auf eine kleine Wanderung. Da wir wie erwähnt keine Karte oder Ähnliches hatte, erklärten wir kurzerhand einen in der Ferne erkennbaren Berg als Ziel. Auf dem Weg ging es erst einmal rund um einen See. Leider fing es wie erwartet nach wenigen hundert Metern an zu regnen. Es sollte für den Rest des Tages nicht mehr aufhören...
Ausgestattet waren wir mehr oder weniger gut. Ich wurde von den Anderen stets wegen meines Regenschirms belächelt, doch ich war verdammt froh, dass ich ihn hatte. Da bei den ersten Schuhe und Jacken langsam durchnässten, trennten wir uns nach etwa einer Stunde und 3 gingen zurück. Der Michael war schon gar nicht mitgekommen, weil er lieber sein Glück beim Angeln probieren wollte. Also machten wir uns zu viert weiter auf den Weg. Unser ursprüngliches Ziel erschien uns schon bald unrealistisch, weil sich uns ein See in den Weg stellte, den wir weder durchschwimmen noch umrunden wollten.
Also kehrten auch wir um und ernannte einen näher an unserer Hütten gelegenen Berg auf dem eine Antenne und ein Gipfelkreuz stand zum Ziel. Der direkte Weg war allerdings dann doch zu steil und felsig und so versuchten wir über eine Flanke ans Ziel zu gelangen. Bei der Überquerung eines Baches gabs dann auch schon die ersten nassen Füße. Sowieso stand das Wasser auf Wiesen, Feldern und Wegen teilweise schon knöchelhoch.
Auch wenn wir dran gezweifelt hatten, führte uns unser eingeschlagener Weg zwischen zwei Hügeln dann aber tatsächlich zu einem kleinen Bachlauf, an dem wir uns Meter um Meter vorkämpfen konnte. Leider musste man hier schon ein bisschen Klettern und mein Regenschirm wurde damit eher unbrauchbar. Als wir dann das Steilste hinter uns hatten und ein kleines Plateau erreichten gings es richtig los. Nach 5-10 Minuten Hagelsturm waren abgesehen von Sören (und seiner HighTech-Ausrüstung) alle pittschnass. Doch jetzt war es nicht mehr weit bis zum Gipfel und wir hatten wenigstens unser Ziel erreicht. Ein wenig klarte es sogar auf und die Aussicht war gar nicht so schlecht. Das Gipfelbuch ließen wir allerdings dann doch liegen um uns schnell auf den Abstieg machen zu können.
Der Hügel an dem unsere Hütte lag, war schon zu sehen, doch der Weg dorthin stellte sich doch noch als weiter und hindernisreicher heraus, als wir das gedacht hatten. So gab es noch einige Hügel zu überqueren, einige Bäche zu überspringen und sumpfige Felder zu durchwaten. Nach einem letzten Abhang kamen wir aber schließlich an und wurden von einem warmen Ofen, heißem Tee und fertig gekochten Spaghetti erwartet... super!
Die Klamotten und Schuhe wurden zum Trocknen aufgehängt bzw. gestellt. Dann gab es erst einmal drei Teller Spaghetti und ein paar Pølser zum Nachtisch. Nach dem uns Simon, Pierre und Stefan gen Trondheim verlassen hatten, machten wir dann erst einmal klar Schiff und es uns dann wieder im warmen Wohnzimmer bequem. Da wir genau vier waren, bot sich diesmal die Gelegenheit zum Doppelkopf-Spielen und so wurde es noch ein gemütlicher und lustiger Abend.
Am nächsten und letzten Tag überraschte uns morgens die Sonne, die wohl doch noch einmal ein Lebenszeichen von sich geben wollte. Sören verabschiedete sich bald, weil er noch ein Ziel vor Augen hatte, und das noch vor der Rückkehr erreichen wollte. Michael wollte noch einmal Angeln gehen und so blieben Hendrik, Antonia und Ich, die wir die Bude auf Vordermann und uns dann gemütlich auf den Weg machten. Als wir Michael einen Besuch im Hafen abstatteten, beschlossen wir dann, dass es doch möglich sein sollte, einen Weg am Strand entlang zur Fähre zu finden und nicht wieder die Straße entlang gehen zu müssen. Gesagt, getan.
Michael bevorzugte die Straße, aber wir machten uns auf den Weg die sagenumworbene Küstenpassage zu finden. Die Kletterei am Strand war dann zunächst auch trotz rutschiger Felsen ganz spaßig. Doch an einer Stelle wurden unsere Fähigkeiten dann doch überfordert. Eigentlich fehlten nur ein paar Meter bevor ein Sicherungsseil Weiterkommen versprach. Doch die waren uns dann doch zu heikel und auf ein Bad im Fjord, dessen Wasser nur wenige Meter darunter schwappte, hatte schließlich auch keiner Lust. Daher kehrten wir schweren Herzens um, obwohl uns damit klar war, dass wir die Fähre an der die anderen auf uns warteten wohl nicht mehr erreichen würden. Nach der Umgehung der schwierigen Stelle über einen Hügel und ein paar weitere, diesmal aber leichtere Kletterpassagen sahen wir schließlich auch den Fähranleger und die Fähre vor unseren Augen abfahren. Pech gehabt.
Als wir dann mit halbstündiger Verspätung den Hafen erreichten, fing es auch endlich mal wieder an zu regnen, wenigstens hatte das zeitlich gut gepasst. Auf die Fähre zur anderen Fjordseite mussten wir dann auch nur 30 Minuten warten, auf die Schnellfähre nach Trondheim dann allerdings mehr als 2,5 Stunden. Naja, die Klettertour wars wert gewesen.
Zurück in Trondheim erwartete uns mal wieder richtig fieses Schmuddelwetter, aber da Hendrik der glücklicher Bully-Besitzer ist, wurde ich dann luxuriös nach Hause chauffiert.

Heute war ich dann wieder in der Uni zur GIS-Übung. Die hat sich eigentlich nur als angeleitetes Hausaufgabenmachen herausgestellt, sodass ich da wohl in Zukunft auch nicht unbedingt immer hingehen muss. Da meine GIS-Vorlesung jetzt doch von Mittwoch auf Montag verschoben wurde, hab ich jetzt morgen frei und werde da mal weider ein paar Seiten lesen, Hausaufgaben machen und vielleicht noch was für TravelTainment (in Zukunft nur noch TT) schreiben. Nachmittags hab ich dann zum dritten Mal Hockey-Training. Ich hab jetzt meine feste Position als rechter Stürmer und da der Trainer sich meinen Namen nicht merken konnte, heiße ich dort seit letzter Woche Jürgen Klinsmann. Was für eine Ehre.

Achja, noch etwas: Glücklicherweise hat es am Wochenende auch meine Kamera fast ohne Unterbrechung getan und so gibt es jetzt auch jede Menge neuer Fotos zu bestaunen, viel Spaß!

Donnerstag, 30. August 2007

Erlebnisreich trotz Wintereinbruch

Erste wenige Tag sind seit meinem letzten Bericht vergangen, doch schon wieder gibt es einiges zu erzählen...

Montag und Dienstag waren nicht besonders spektakulär. Ich musste noch ein paar administrative Dinge erleidigen. So hab ich mir mein erstes Buch gekauft, bin jetzt Mitglied im Sportverein der NTNU und hab mich für meine beiden Prüfungen im Dezember angemeldet. Ein Highlight war noch mein erster Frisörbesuch, den ich aufgrund böser Vorahnungen schon soweit wie möglich herausgezögert hatte. Nach intensivem Preisvergleich hab ich dann auch einen extrem günstigen Salon gefunden, bei dem ich für 10 Minuten SchippSchnapp nur 29,50 € auf den Tische legen musste. Ich hab kurz überlegt, ob ich mir eine Glatze schneiden lassen sollte um erst in einem halben Jahr wieder hin zu müssen, hab mir dann aber ausgerechnet, dass der dann notwendige Polar-Mützen-Kauf die Ersparnis wieder egalisieren würde...
Montag Abend war dann wieder Basement-Time. Diesmal hab ich auch mal die norwegische (Eishockey-) Version des Kickers ausprobiert... sehr witzig.

Dienstag Abend hab ich mich mit ein paar Anderen getroffen, um mal Planungen für eine erste kleine Hüttentour anzustellen. Der Sportverein hier verfügt nämlich über eine geraume Anzahl von kleinen Hütten, die irgendwo in der Landschaft verstreut liegen und gegen geringes Entgelt übers Wochenende gemietet werden können (http://org.ntnu.no/koiene). Wir haben uns dann für den Anfang zwei leicht zu erreichende Hütten ausgesucht und den Trip für Samstag-Sonntag veranschlagt. Dummerweise muss man, um die Hütten reservieren zu können, morgens um 8 bzw. halb 9 Uhr im Bookshop entweder des Gloshaugen- oder des Dragvoll-Campus sein. Da ich der einzige von unserer Gruppe bin, der in Dragvoll studiert, wurde mir auch gleich die besondere Ehre zuteil, im Falle des nicht reservierbaren Erstwunsches, um 8 Uhr nach Dragvoll zu fahren und da unseren Zweitwunsch zu reservieren. So kam es dann auch. Der Sören, der sich für Gloshaugen bereit erklärt hatte, rief Punkt 8 an, dass unserer Erstwunsch im Sommer leider abgebrannt sei, und ich mich doch schleunigst auf nach Dragvoll machen sollte...
Als ich dann in den Keller kam, um mein Fahrrad klar zu machen: böse Überraschung, ein verdammt platter Vorderreifen. Naja, keine Zeit zu verschwenden, also bin ich losgejoggt (natürlich im Regen). Trotz der Verzögerung war ich dann auch noch pünktlich da, allerdings wartetet schon drei andere vor mir auf die Verteilung der Hütten. Es kam wie es kommen musste, die letzte, die vor mir dran war, wollte natürlich auch ausgerechnet die Flakoie, unseren Erstwunsch reservieren. Naja, nach Rücksprache mit Sören hab ich dann eine andere, die Agdeneskoie reserviert und mir auch gleich den Schlüssel geben lassen. Die ist zwar leider ziemlich weit weg und nicht so leicht zu erreichen... aber wir werden es wohl trotzdem mal versuchen. Sie sieht auf jeden Fall sehr schön aus, nicht wahr? http://org.ntnu.no/koiene/koienettet/agdenes/tekst_eng.htm

Als ich dann zurück war, hab ich mich erst einmal dran gemacht, mein Fahrrad zu reparieren. Einen Ersatzschlauch hatte ich zum Glück noch da, und was für mich ungewöhnlich ist, es hat auch direkt alles ohne Komplikationen geklappt, yeah!
Danach hab ich mal unsere gemeinschaftlich erworbene Kaffeemaschine getestet und war trotz Billig-Kaffee und Billig-Filtern von der Qualität doch sehr angetan. Im Kaffeeland-Norwegen gibt es wahrscheinlich gar keinen schlechten Kaffee zu kaufen.

Mittags hatte ich dann zum ersten Mal meinen GIS Kurs. Für nicht Geographen nochmal: Das heißt Geographic Information Systems und ist für die Zukunft unseres Faches von hoher Bedeutung. Der erste Eindruck hat noch einmal bestätigt, das hier sehr viel Arbeit auf mich wartet, aber der Prof scheint sehr cool zu sein und das Ganze auch ganz interessant zu vermitteln. Da der Raum mit 40 Plätzen leicht überbelastet war, hat er uns direkt mal nahe gelegt, bloß nicht zu jeder Vorlesungen zu kommen, weil er sonst wegen Brandschutzrichtlinien einen größeren Raum reservieren müssten und die Vorlesung dann schon um 8.15 Uhr stattfinden müsste....

Direkt im Anschluss an die Vorlesung bin ich dann rüber ins Sportzentrum geeilt, weil dort das erste Training für Unihockey, bzw. wie man es hier nennt Innebandy, stattfinden sollte. Da ich ein bisschen zu spät war, waren alle anderen auch schon fleißig beim Spielen (ja, hier fängt immer alles auf die Minute genau an). Ich bin dann aber ganz freundlich aufgenommen worden und konnte direkt mit einsteigen. Die Bedenken, aufgrund der etwas unprofessionellen Spielweise in Aachen, nicht mithalten zu können haben sich dann auch schnell zerschlagen. Es wird zwar tatsächlich professioneller gespielt. Also auf großem Feld, mit richtigen Banden, festen Torhütern und festen Spielpositionen, aber ich konnte eigentlich direkt ganz munter mitspielen. Ich bin direkt mal zum Flügelspieler ernannt worden, was mir glaube ich auch ganz gut liegt. Technisch sind die mir hier alle überlegen, schließlich fangen die damit auch meist schon in der Grundschule an, aber dafür waren viele nach ein paar 5-Minuten-Spielchen k.o. und nicht mehr sehr lauffreudig. So konnte ich meine Stärke (Schnelligkeit und Ausdauer) ganz gut ausspielen. Nach ein paar vergebenen Chancen hab ich dann sogar ein Tor geschossen, obwohl das doch mal klar auf die Kappe des Keepers ging. Naja, war auf jeden Fall ein gelungener Einstieg und ich freu mich, trotz meinem schon als heftig zu bezeichnenden Muskelkaters, aufs nächste Training am Freitag. Positiv fand ich auch, dass da wirklich mal nur Norweger sind, die ja ansonsten doch schwer kennen zu lernen sind.

Gestern Abend war dann auch noch das letzte Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Tampere aus Finnland. Die Karten kosteten nur 11 € (es gibt nur überdachte Sitzplätze) und so bin ich mit ein paar Anderen hin, um mal den norwegischen Rekordmeister Rosenborg spielen zu sehen. Kurz vor dem Anpfiff viel dann für fast eine Stunde in der halben Stadt der Strom aus und es konnte erst mit einer Stunde Verspätung angefangen werden. Das Spiel war dann nicht besonders aufregend und von der Qualität so auf Niveau Kaller SC gegen SG Urftal. Trondheim war nach einem 3:0 im Hinspiel schon so gut wie durch und hat nicht mehr viel mehr getan als nötig. Tampere war einfach unfähig und so wohne ich jetzt tatsächlich nur 10-15 Gehminuten von einem Stadion weg, indem demnächst Champions League gespielt wird. Die Stimmung war trotz schwachem Spiel eigentlich ganz gut und am Ende gabs zur Feier des Tages sogar noch ein kleines Feuerwerk. Interessant war auch zu beobachten, wie die Norweger Fußball zelebrieren. Gehört bei uns ja irgendwie das Bier untrennbar dazu, hat das Stadion in Trondheim gar keine Ausschanklizenz und die Fans kippen stattdessen literweise Kaffee in sich hinein. Echt komisch.

Dabei hätten wir uns nichts sehnlicher als eine Tasse mit heißem Glühwein gewünscht, es war nämlich verdammt kalt. Ich war zwar schon mit Winterschuhen, Winterjacke und Handschuhen ganz gut ausgestattet, aber trotzdem hab ich noch Mütze, Schal und lange Unterhose vermisst. Echt unglaublich, geschätzte 5 Grad Ende August. Etwas beruhigt hat mich allerdings, dass auch die Norweger zu frieren schienen, so bleibt die Hoffnung, dass der Wintereinbruch hier im Moment vielleicht doch nicht ganz normal ist und es nochmal wärmer wird.
Der Wetterbericht verheißt jedoch leider nichts Gutes (http://www.wetter.com/v2/?SID=&LANG=DE&LOC=7000&LOCFROM=7000&type=WMO&name=Trondheim&id=10) und so beginne ich schon langsam eine eigene Theorie für das momentane Wettergeschehen aufzustellen.
Unter Anwendung meines gesamten geographischen Fachwissens komme ich so langsam zu dem Schluss, dass Vorzeigewissenschaftler Roland Emmerich vielleicht doch Recht hatte: Der Golfstrom ist versiegt, eine neue Eiszeit bricht herein, der Day after Tomorrow ist angebrochen, WIR WERDE ALLE STERBEN!

Naja, vielleicht ist es ja doch nicht ganz so schlimm. Heute ist es zwar immer noch verdammt kalt (die Handschuhe sind beim Fahrradfahren schon Standard) aber dafür kommt zwischen den Regenschauern auch hin und wieder die Sonne raus. Man muss das alles positiv sehen, wenn ich zurück nach Deutschland komme, werde ich Aachen wahrscheinlich als mediterrane Sonnenscheinstadt empfinden.

Heute war ich dann wieder in der Uni, hab die Schlüssel für die Hütte fürs Wochenende getauscht (sie haben mir nämlich aus Versehen doch die für unseren Zweitwunsch gegeben), und werde jetzt wohl erstmal was zu essen machen und mich dann nochmal TravelTainment widmen, bevor es heute Abend zum gemeinschaftlichen Essen, Planen des Wochenendetrips und anschließend zu einer Erasmus-Party im Tiger Tiger geht. Da mich da wahrscheinlich wieder unausstehliche Retro-Party-Mucke erwarten wird, muss ich dran denken, genug Bier fürs Vorspiel einzupacken.

Nach unserem ersten Cabin-Trip am Wochenende werde ich dann das nächste Mal ausführlichen Bericht erstatten. Vielleicht gibts auch nochmal ein paar Fotos, gestern hats meine Kamera immerhin wieder für ein paar Bilder getan...