So, da ich schon seit Sonntag wieder im Lande bin, wirds wohl mal Zeit, von meinem kleinen Trip nach Bergen zu berichten...
Die Zugfahrt: Los ging es am Mittwoch Abend um kurz nach 11. Da man mit dem Zug nach Bergen nur über Oslo fahren kann, hatte ich mir die Züge so rausgesucht, dass ich nach Oslo (7 Stunden) Nacht hatte und schlafen konnte. Die Strecke verläuft parallel zur E6, deswegen kannte ich sie schon mehr oder weniger. Schlafen ging auch ganz gut, man hatte ne super Beinfreiheit und konnte die Sitze sehr weit zurücklehnen, außerdem war der Platz neben mir frei und ich konnte mich richtig breit machen.
In Oslo hatte ich ne Stunde Aufenthalt bevor ich die berühmte Bergenbahn besteigen konnte. Die hat dann auch wirklich gehalten, was sie versprochen hat. Wahnsinnig tolle Aussichten, erst auf Seen, Wälder und kleine Berge, später dann auf hohe Berge, zugefrorene Seen und sogar einen Gletscher. Ein wenig getrübt hat die Freude, das gerade an den schönsten Stellen andauernd Tunnel die Sicht versperrten. Gerade an der höchsten Stelle ist der Zug für 10 km in so einem dunklen Loch verschwunden, ziemlich ärgerlich, aber für die Befahrbarkeit der Strecke im Winter wohl unvermeidbar.
An den beiden höchst gelegenen Bahnhöfen Finse und Myrdal hielt der Zug aber dann immerhin so lange, dass man mal aussteigen und sich ein wenig umgucken konnte. In Myrdal zweigt übrigens die Flåmsbana ab (Achim, die sagt dir doch bestimmt etwas, oder?), die wohl noch spektakulärer als die Bergenbahn sein soll.
Bergen: Nach 6 weiteren Stunden Fahrt kam ich dann schließlich in der zweitgrößten Stadt Norwegens an (mit 220.000 EW kleiner als Aachen!). Das Wetter war durchwachsen und saukalt, aber immerhin gabs nur nen kurzen Schauer. Bergen ist mit durchschnittlichen 270 Regentagen im Jahr (laut Lonely Planet) das Regenloch Norwegens, wovon ich zum Glück nicht viel spüren sollte. Nach dem Einchecken in der Jugendherberge bin ich dann noch ein wenig durch die Stadt gewandert, hab mir das Weltkulturerbe Bryggen angeguckt und bin zu einem nahe der Stadt gelegenen Aussichtspunkt gekraxelt, von wo aus man einen spektakulären Blick (siehe Fotos) hatte. Da es nachdem die Sonne weg war aber wirklich schweinekalt wurde, bin ich dann auch recht früh zurück ins Hostel.
Am nächsten Morgen war, wie die Vorhersage prophezeit hatte, allerschönstes Sonnenscheinwetter. Wieder ziemlich kalt, aber da ich sowieso eine recht anstrengende Wanderung vor hatte, war das gar nicht so schlecht. Mein Ziel war der Ulriken, ein 640 Meter hoher Berg in direkter Nähe, von dem man einen tollen Blick auf Bergen sowie die sieben Fjorde und sieben Berge, die die Stadt umgeben, haben sollte. Auf den Berg fährt auch eine Seilbahn, aber ich habe mich natürlich furchtlos der sportlichen Herausforderung gestellt und den Fußweg angetreten. Der Weg war einmal mehr anspruchsvoller als erwartet und so bin ich trotz Kälte ganz schön ins Schwitzen gekommen. Oben angekommen hatte man dann tatsächlich einen sagenhaften Rundumblick. Bergen, die Fjorde und sogar schneebedeckte Gipfel in der Ferne waren zu sehen. Oben bin ich dann noch ein bisschen rumgeklettert, es gab auf dem Berg noch ein paar kleine Gipfel zu erstürmen, hab gespeist und dann den Rückweg angetreten.
Zurück in der Stadt hieß es dann noch ein bisschen Zeit totschlagen... besonders motiviert für weitere Erkundungen war ich nicht mehr und so bin ich dann so früh wie möglich auf das Schiff, das mich zurück nach Trondheim bringen sollte. Zugegebener Maßen beschlich mich erst einmal ein leichtes Unbehagen, als ich an Bord ging und die luxuriöse Einrichtung, die pompöse Dekoration und die "upgedresste" Crew sah. Vom Youth-Hostel aufs Kreuzfahrtschiff - doch eine ganz schöne Umstellung. Aber eigentlich hab ich mich schnell dran gewöhnt, wenn es möglich ist, so eine "Kreuzfahrt" ohne Kabine zu buchen, dürfen die sich an einem Backpacker jawohl auch nicht stören. Um 8 gabs dann erstmal eine Sicherheitseinweisung und eine paar Reiseinformationen. Bereut habe ich im Nachhinein, dass ich zum deutschsprachigen Treffen anstatt zum englischsprachigen gegangen bin. Die Tatsache, dass von 120 Kreuzfahrtpassagieren 79 Deutsche waren, die größtenteils aus betuchten älteren Ehepaaren bestanden, denen natürlich nichts besseres einfiel als sich erst einmal zu beschweren, warum sie in ihrer Kabine doch das versprochenen ZDF nicht empfangen könnten,
hat mir doch erst einmal die Laune am Kontakt zu Mitreisenden verdorben.
Zum Glück gab es zu der deutschen Seniorenmeute einen mehr als passenden Gegenpol auf dem Schiff. Nämlich eine mindestens ebenso große Gruppe an norwegischen Fußballfans, die allerdings nur auf der Reise nach Ålesund waren, wo Bergens Fußballclub am nächsten Tag die seit 1963 erste norwegische Meisterschaft hätten klar machen können (haben sie aber nicht, zumindest nicht an dem Tag). Folglich war die Atmosphäre auf dem Schiff am ersten Abend strikt zweigeteilt. Die Kreuzfahrtpassagiere klebten in ihren Sesseln im Observation Salon und die Norweger beschäftigten die Barkeeper auf einem der unteren Decks bis tief in die Nacht.
Da ich mich zu beiden Gruppen nicht so wirklich zugehörig fühlte, erkundete ich stattdessen erst einmal den Wellnessbereich. Pool, Whirlpools und Sauna hatte ich fast für mich allein und so hab ich die erst einmal für eine ganze Weile genossen. Um 22.30 legte das Schiff dann endlich ab und begab sich auf die 6,5 tägige Reise bis nach Kirkenes, einem kleinen Dorf jenseits des Nordkapps an der russischen Grenze. Recht schnell leerte sich dann auch schon der Observation Salon, schließlich war es dunkel, die Aussicht dementsprechend eingeschränkt und die Herrschaften ja auch größtenteils nicht mehr die jüngsten. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht, entschied ich mich dann schließlich auch für den Salon. Es hätte zwar noch ein paar andere schöne Fleckchen gegeben, aber nur dort war es schön dunkel, wohl um die Aussicht durch Spiegelungen an den Fenster nicht zu trüben. So schlief ich dann auch immerhin bis halb 8 und war, als ich aufwachte, nicht wenig überrascht, dass um mich herum schon wieder die ersten in ihren Observation-Sesseln saßen. An mir, und einem Norweger, der ebenfalls dort geschlafen hatte, hatte sich jedenfalls keiner gestört.
Der Höhepunkt des Tages war der Besuch in Ålesund, wo man drei Stunden Zeit hatte, die zur Erkundung dieses wunderschön gelegenen Örtchens eigentlich auch vollkommen ausreichten. Danach ging es dann weiter Richtung Norden. Die Fahrt ging fast komplett zwischen Küste und vorgelagerten Inseln entlang. Nur 2-3 Stunden durchquerten wir mal offene Gewässer, die man dann auch schnell an dem doch deutlich zunehmendem Schaukeln des Schiffes erkannt. Das Wetter war nass, aber mild und um die Berg-Küsten-Kulisse richtig in Szene zu setzen gar nicht so schlecht. So hab ich mich auf Deck eingemummelt und die Fahrt für immerhin 2 Stunden an der frischen Luft genossen, bevor es mir dann doch zu kalt wurde.
Am Abend hatten wir dann noch kurze Stopps in Molde und Kristiansund, aber es war dunkel und die Motivation zu kurzen Landausflügen konnte ich dann nicht mehr aufbringen. Stattdessen genoss ich noch einmal den Wellnessbereich, bevor ich es mir wieder im Observation Salon gemütlich machte.
Als ich am nächsten Morgen um viertel nach 6 aufwachte, waren wir dann bereits im Hafen von Trondheim angekommen. Wenn ich klüger gewesen wäre, hätte ich noch einmal die Augen geschlossen und noch 3 Stunden gepennt, aber so hab ich ausgecheckt und bin zur Bushaltestelle um nach Hause zu fahren. Dummerweise war es Sonntag und zu meiner bösen Überraschung fuhr der erste Bus erst um 10. So habe ich dann noch eine ungewollte 1,5 stündige Wanderung mit Gepäck nach Hause gehabt, aber nun gut...
Das Ganze war jedenfalls eine tolle Sache und ist durchaus weiter zu empfehlen. Preislich wars eigentlich, zumindest für norwegische Verhältnisse, auch echt ein Schnäppchen: Zufahrt mit Minipris 299, 2 Tage Kreuzfahrt 618, nur die allerdings sehr komfortable Jugendherberge fand ich mit 280 ziemlich teuer. Lustiger gewesen wäre das Ganze wahrscheinlich noch mit ein paar Leuten, aber ich wollte auch das Allein-Reisen einmal ausprobieren und bin nun um eine Erfahrung reicher.
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1 Kommentar:
wow, was ne schöne stadt!
hätt ich vorher gewusst, dass trondheim fast genauso verregnet ist, hätt ich mich für bergen entschieden.
was für eine schöne stadt!!!
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