Ich hab mich ja jetzt schon mehrfach ausgiebig über den furchtbaren Musikgeschmack der Norweger ausgelassen (Ja, mittlerweile habe ich auch Scatman John und Captain Jack gehört). Doch seit dieser Woche weiß ich, dass Trondheim auch mehr kann.
Diese Woche ist die letzte UKA-Woche und daher war ich am Dienstag zusammen mit Michael H. noch mal im Samfundet, wo zwei kostenlose(!) Konzerte angekündigt waren. Die Bandbeschreibungen klangen vielversprechend, aber mit dem was mich erwartete hätte ich nicht im entferntesten gerechnet.
Die erste Band Audrey Horne war eine gepflegte Metal-Band mit langen Haaren, kraftvollem (und lautem) Sound und nem abwechslungsreichen, nie langweilig werdenden Programm. Besonders von den Gitarristen war ich echt begeistert. Am Anfang des Konzertes zeigten sie wirklich ihr Können und man hörte gut heraus, dass Tool zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen (was auch schon in der Beschreibung stand). Nach dem progressiven Teil spielten sie dann mehr im Power-Metal-Stil und animierten zum exzessiven Headbangen, das die Norweger aber wirklich noch üben müssen. Zum Schluss gabs ein langes, eher eingängiges Stück, in dem sie mich fast an Rammstein erinnerten, also wirklich ein Superkonzert. Nur der Sänger gefiel mir nicht so ganz. Vom Auftreten und Aussehen (kurze Haare, schwarzes Hemd mit roter Krawatte) her passte er eher in die Indie/Punkrichtung und seine Stimme fand ich auch eher bescheiden. Aber nun gut, ich war trotzdem begeistert hier endlich mal wieder gute Live-Musik zu hören.
So, und dann kam Monolithic. Diese nur aus zwei Personen bestehende Band war der reine Wahnsinn! Ich hätte nie im Leben gedacht, dass nur zwei Menschen in der Lage sein können, so einen genialen Krach zu veranstalten. Es begann damit, dass die zwei auf die Bühne traten, kein Wort sagten und der Schlagzeuger anfing so wild sein Arbeitsgerät zu penetrieren, wie ich es selten gesehen hab. Der Gitarrist fügte sich teils mit treibenden Riffs, teils mit effektgeladenen experimentierfreudigen Sounds ins Geschehen ein (der Kerl hatte ganze 12 Effektgeräte mit 8 Pedalen). Nach 2 Minuten dachte ich: Was für ein Intro! Nach 5 Minuten war ich restlos begeistert. Gerne hätte ich den beiden jetzt ihren mehr als verdienten Applaus und ein paar spitze Begeisterungsschreie gegönnt, aber sie ließen einem einfach keine Gelegenheit, es ging immer weiter. Die beiden schwitzten, rackerten sich ab, spielten sich in Ekstase, aber wollten einfach nicht aufhören. Die erste und einzige Pause, in der auch zum ersten und einzigen Mal das Mikrophon benutzt wurde, machten sie nach sage und schreibe 40 Minuten. Sowas hab ich noch nie gesehen! Die restlichen etwa 25 Minuten des Konzert wurden dann wieder in einem durchgespielt und auch wenn ich das vorher selbst nicht für möglich gehalten hätte, es wurde trotz nur zweier Instrumente und fehlendem Gesang keine Sekunde langweilig. Dazu trug auch eine perfekte Lichtshow bei, also auch ein Kompliment an den Mann an der Lichtmaschine.
Im Nachhinein haben wir uns dann auch mal etwas näher über die Band informiert und herausgefunden, dass die beiden keine unbeschriebenen Blätter sind, sondern sonst in bekannteren Bands spielen (der Schlagzeuger bei Motopsycho) und wohl nur zum Spaß mal Krach im Duo machen. In der kurzen Pause nach 40 Minuten haben sie angekündigt, dass sie am 7. November noch einmal in Trondheim spielen, dann werden wir sicher wieder dabei sein. Wer mutig ist, kann ja mal reinhören:
http://www.myspace.com/monolithicmusic
So, ich hoffe, diejenigen, die sich nicht so für Krach-Musik interessieren, haben jetzt nicht schon gelangweilt wieder auf die Online-Sudoku-Seite oder sonstwohin gewechselt, denn es ist Sonntag und gibt mal wieder eine neue
Norwegische Eigenart der Woche: Snus
Snus ist eine Form von Kautabak, die allerdings nicht gekaut, sondern nur unter die Oberlippe geschoben und dort gelassen wird. Bei uns total unbekannt, ist Snus hier durch alle Altergruppen weit verbreitet. Das Zeug, dessen Vertrieb in der EU (außer Schweden) verboten ist, gibt es hier in jedem Kiosk und sogar in der Uni zu kaufen. Es soll wohl wesentlich ungefährlicher als Rauchen sein, allerdings habe ich auch von so Horrorstories gehört, wonach bei älteren Menschen, die jahrzehntelang Snus lutschen, langsam Löcher im Mundraum entstehen, weil das Zeug leicht ätzend ist. Ziemlich ekelhaft das Ganze.
Meine Theorie: Wenn man sich die Zigarettenpreise hier anguckt (9-12€/Packung) verwundert es eigentlich nicht, dass Nikotinsüchtige hier auf dieses komische Zeug umsteigen. Außerdem fühlen Raucher sich hier schnell ausgegrenzt, weil es wirklich überall verboten ist. Wer weiß was passiert, wenn man bei uns bald auch das Rauchen in Gaststätten und an öffentlichen Orten gänzlich verbietet (was ich nach meinen Erfahrungen hier übrigens stark befürworte)... vielleicht wird Snus ja dann bald ein neuer, wenn auch illegaler, norwegischer Exportschlager.
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2 Kommentare:
mir wurde von snusenden norwegern selbst abgeraten, damit anzufangen, weil das zeug wohl verdammt süchtig macht. es ist ein vielfaches an nikotin einer zigarette drin und selbst die erfahrenen nutzer haben immer noch bei jedem snus ein leichtes schwindelgefühl. außerdem ist das zeug einfach eklig und sieht peinlich aus, wenn die leute kaum reden können, weil ein feuchtes säckchen unter ihrer oberlippe klebt...
Nicht, dass ich Tabakkonsum in irgendeiner Form befürworten würde, aber die Internetseite meines Vertrauens http://de.wikipedia.org/wiki/Snus widerspricht deiner Darstellung.
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