Erste wenige Tag sind seit meinem letzten Bericht vergangen, doch schon wieder gibt es einiges zu erzählen...
Montag und Dienstag waren nicht besonders spektakulär. Ich musste noch ein paar administrative Dinge erleidigen. So hab ich mir mein erstes Buch gekauft, bin jetzt Mitglied im Sportverein der NTNU und hab mich für meine beiden Prüfungen im Dezember angemeldet. Ein Highlight war noch mein erster Frisörbesuch, den ich aufgrund böser Vorahnungen schon soweit wie möglich herausgezögert hatte. Nach intensivem Preisvergleich hab ich dann auch einen extrem günstigen Salon gefunden, bei dem ich für 10 Minuten SchippSchnapp nur 29,50 € auf den Tische legen musste. Ich hab kurz überlegt, ob ich mir eine Glatze schneiden lassen sollte um erst in einem halben Jahr wieder hin zu müssen, hab mir dann aber ausgerechnet, dass der dann notwendige Polar-Mützen-Kauf die Ersparnis wieder egalisieren würde...
Montag Abend war dann wieder Basement-Time. Diesmal hab ich auch mal die norwegische (Eishockey-) Version des Kickers ausprobiert... sehr witzig.
Dienstag Abend hab ich mich mit ein paar Anderen getroffen, um mal Planungen für eine erste kleine Hüttentour anzustellen. Der Sportverein hier verfügt nämlich über eine geraume Anzahl von kleinen Hütten, die irgendwo in der Landschaft verstreut liegen und gegen geringes Entgelt übers Wochenende gemietet werden können (http://org.ntnu.no/koiene). Wir haben uns dann für den Anfang zwei leicht zu erreichende Hütten ausgesucht und den Trip für Samstag-Sonntag veranschlagt. Dummerweise muss man, um die Hütten reservieren zu können, morgens um 8 bzw. halb 9 Uhr im Bookshop entweder des Gloshaugen- oder des Dragvoll-Campus sein. Da ich der einzige von unserer Gruppe bin, der in Dragvoll studiert, wurde mir auch gleich die besondere Ehre zuteil, im Falle des nicht reservierbaren Erstwunsches, um 8 Uhr nach Dragvoll zu fahren und da unseren Zweitwunsch zu reservieren. So kam es dann auch. Der Sören, der sich für Gloshaugen bereit erklärt hatte, rief Punkt 8 an, dass unserer Erstwunsch im Sommer leider abgebrannt sei, und ich mich doch schleunigst auf nach Dragvoll machen sollte...
Als ich dann in den Keller kam, um mein Fahrrad klar zu machen: böse Überraschung, ein verdammt platter Vorderreifen. Naja, keine Zeit zu verschwenden, also bin ich losgejoggt (natürlich im Regen). Trotz der Verzögerung war ich dann auch noch pünktlich da, allerdings wartetet schon drei andere vor mir auf die Verteilung der Hütten. Es kam wie es kommen musste, die letzte, die vor mir dran war, wollte natürlich auch ausgerechnet die Flakoie, unseren Erstwunsch reservieren. Naja, nach Rücksprache mit Sören hab ich dann eine andere, die Agdeneskoie reserviert und mir auch gleich den Schlüssel geben lassen. Die ist zwar leider ziemlich weit weg und nicht so leicht zu erreichen... aber wir werden es wohl trotzdem mal versuchen. Sie sieht auf jeden Fall sehr schön aus, nicht wahr? http://org.ntnu.no/koiene/koienettet/agdenes/tekst_eng.htm
Als ich dann zurück war, hab ich mich erst einmal dran gemacht, mein Fahrrad zu reparieren. Einen Ersatzschlauch hatte ich zum Glück noch da, und was für mich ungewöhnlich ist, es hat auch direkt alles ohne Komplikationen geklappt, yeah!
Danach hab ich mal unsere gemeinschaftlich erworbene Kaffeemaschine getestet und war trotz Billig-Kaffee und Billig-Filtern von der Qualität doch sehr angetan. Im Kaffeeland-Norwegen gibt es wahrscheinlich gar keinen schlechten Kaffee zu kaufen.
Mittags hatte ich dann zum ersten Mal meinen GIS Kurs. Für nicht Geographen nochmal: Das heißt Geographic Information Systems und ist für die Zukunft unseres Faches von hoher Bedeutung. Der erste Eindruck hat noch einmal bestätigt, das hier sehr viel Arbeit auf mich wartet, aber der Prof scheint sehr cool zu sein und das Ganze auch ganz interessant zu vermitteln. Da der Raum mit 40 Plätzen leicht überbelastet war, hat er uns direkt mal nahe gelegt, bloß nicht zu jeder Vorlesungen zu kommen, weil er sonst wegen Brandschutzrichtlinien einen größeren Raum reservieren müssten und die Vorlesung dann schon um 8.15 Uhr stattfinden müsste....
Direkt im Anschluss an die Vorlesung bin ich dann rüber ins Sportzentrum geeilt, weil dort das erste Training für Unihockey, bzw. wie man es hier nennt Innebandy, stattfinden sollte. Da ich ein bisschen zu spät war, waren alle anderen auch schon fleißig beim Spielen (ja, hier fängt immer alles auf die Minute genau an). Ich bin dann aber ganz freundlich aufgenommen worden und konnte direkt mit einsteigen. Die Bedenken, aufgrund der etwas unprofessionellen Spielweise in Aachen, nicht mithalten zu können haben sich dann auch schnell zerschlagen. Es wird zwar tatsächlich professioneller gespielt. Also auf großem Feld, mit richtigen Banden, festen Torhütern und festen Spielpositionen, aber ich konnte eigentlich direkt ganz munter mitspielen. Ich bin direkt mal zum Flügelspieler ernannt worden, was mir glaube ich auch ganz gut liegt. Technisch sind die mir hier alle überlegen, schließlich fangen die damit auch meist schon in der Grundschule an, aber dafür waren viele nach ein paar 5-Minuten-Spielchen k.o. und nicht mehr sehr lauffreudig. So konnte ich meine Stärke (Schnelligkeit und Ausdauer) ganz gut ausspielen. Nach ein paar vergebenen Chancen hab ich dann sogar ein Tor geschossen, obwohl das doch mal klar auf die Kappe des Keepers ging. Naja, war auf jeden Fall ein gelungener Einstieg und ich freu mich, trotz meinem schon als heftig zu bezeichnenden Muskelkaters, aufs nächste Training am Freitag. Positiv fand ich auch, dass da wirklich mal nur Norweger sind, die ja ansonsten doch schwer kennen zu lernen sind.
Gestern Abend war dann auch noch das letzte Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Tampere aus Finnland. Die Karten kosteten nur 11 € (es gibt nur überdachte Sitzplätze) und so bin ich mit ein paar Anderen hin, um mal den norwegischen Rekordmeister Rosenborg spielen zu sehen. Kurz vor dem Anpfiff viel dann für fast eine Stunde in der halben Stadt der Strom aus und es konnte erst mit einer Stunde Verspätung angefangen werden. Das Spiel war dann nicht besonders aufregend und von der Qualität so auf Niveau Kaller SC gegen SG Urftal. Trondheim war nach einem 3:0 im Hinspiel schon so gut wie durch und hat nicht mehr viel mehr getan als nötig. Tampere war einfach unfähig und so wohne ich jetzt tatsächlich nur 10-15 Gehminuten von einem Stadion weg, indem demnächst Champions League gespielt wird. Die Stimmung war trotz schwachem Spiel eigentlich ganz gut und am Ende gabs zur Feier des Tages sogar noch ein kleines Feuerwerk. Interessant war auch zu beobachten, wie die Norweger Fußball zelebrieren. Gehört bei uns ja irgendwie das Bier untrennbar dazu, hat das Stadion in Trondheim gar keine Ausschanklizenz und die Fans kippen stattdessen literweise Kaffee in sich hinein. Echt komisch.
Dabei hätten wir uns nichts sehnlicher als eine Tasse mit heißem Glühwein gewünscht, es war nämlich verdammt kalt. Ich war zwar schon mit Winterschuhen, Winterjacke und Handschuhen ganz gut ausgestattet, aber trotzdem hab ich noch Mütze, Schal und lange Unterhose vermisst. Echt unglaublich, geschätzte 5 Grad Ende August. Etwas beruhigt hat mich allerdings, dass auch die Norweger zu frieren schienen, so bleibt die Hoffnung, dass der Wintereinbruch hier im Moment vielleicht doch nicht ganz normal ist und es nochmal wärmer wird.
Der Wetterbericht verheißt jedoch leider nichts Gutes (http://www.wetter.com/v2/?SID=&LANG=DE&LOC=7000&LOCFROM=7000&type=WMO&name=Trondheim&id=10) und so beginne ich schon langsam eine eigene Theorie für das momentane Wettergeschehen aufzustellen.
Unter Anwendung meines gesamten geographischen Fachwissens komme ich so langsam zu dem Schluss, dass Vorzeigewissenschaftler Roland Emmerich vielleicht doch Recht hatte: Der Golfstrom ist versiegt, eine neue Eiszeit bricht herein, der Day after Tomorrow ist angebrochen, WIR WERDE ALLE STERBEN!
Naja, vielleicht ist es ja doch nicht ganz so schlimm. Heute ist es zwar immer noch verdammt kalt (die Handschuhe sind beim Fahrradfahren schon Standard) aber dafür kommt zwischen den Regenschauern auch hin und wieder die Sonne raus. Man muss das alles positiv sehen, wenn ich zurück nach Deutschland komme, werde ich Aachen wahrscheinlich als mediterrane Sonnenscheinstadt empfinden.
Heute war ich dann wieder in der Uni, hab die Schlüssel für die Hütte fürs Wochenende getauscht (sie haben mir nämlich aus Versehen doch die für unseren Zweitwunsch gegeben), und werde jetzt wohl erstmal was zu essen machen und mich dann nochmal TravelTainment widmen, bevor es heute Abend zum gemeinschaftlichen Essen, Planen des Wochenendetrips und anschließend zu einer Erasmus-Party im Tiger Tiger geht. Da mich da wahrscheinlich wieder unausstehliche Retro-Party-Mucke erwarten wird, muss ich dran denken, genug Bier fürs Vorspiel einzupacken.
Nach unserem ersten Cabin-Trip am Wochenende werde ich dann das nächste Mal ausführlichen Bericht erstatten. Vielleicht gibts auch nochmal ein paar Fotos, gestern hats meine Kamera immerhin wieder für ein paar Bilder getan...
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1 Kommentar:
Pfff, Schnelligkeit und Ausdauer... Beim Strandrennen versagt und beim Kennedymarsch aua Eier bekommen! ;)
Ja, Klimawandel ist schon krass. Aber wenn es dich beruhigt: ich musste heute morgen auch schon kratzen! Unglaublich.
Dann hau mal rein, alter Schwede! (äääh...)
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