Montag, 28. April 2008

Tiomila - Orienteering in den Wäldern Schwedens

Wie schon angekündigt, war ich dieses Wochenende mit dem Orientering-Team der NTNU auf Reise in Schweden. In Rosersberg, das zwischen Stockholm und Uppsala liegt, fand der 63. Tiomila-Lauf statt, ein Orientierungsstaffelrennen über 10 skandinavische Meilen, also 100 Kilometer.

Der erste Höhepunkt für mich persönlich war bereits nach etwa zwei von insgesamt 14 Stunden Busfahrt erreicht. Denn kurz vor der schwedischen Grenze habe ich eeeeendlich meinen ersten ELCH gesehen!!!!!!!
Es war eine reife Elchdame (zumindest hatte das Vieh kein Geweih), die etwas verpeilt neben der Straße stand und dem Bus ziemlich dumm hinterherglotzte. Noch kein beeindruckendes Naturerlebnis wie es Andere schon beim Langlaufen oder auch Orientering hatten, aber immerhin.

Die Fahrtroute führte uns geradewegs nach Osten, von der Nord- zur Ostsee. Einen zweistündigen Halt machten wir in der mittelschwedischen Hafenstadt Sundsvall, wo wir uns mit Essen und alkoholhaltigen Erfrischungsgetränken eindeckten. Zu dem wurde hier die Einmarschzeremonie für den Wettbewerb geprobt: Eine Parade mit Trommeln, Trompeten, der norwegischen Flagge und natürlich dem Schlachtruf "Hu og Hei". Die Passanten waren von unserer unterhaltsamen Parade angenehm überrascht, machten Fotos und stimmten teilweise sogar in das nicht gerade einfallsreiche "Lied" mit ein. Selbst die Rentner, die wir vorübergehend von einer Bühne auf dem zentralen Marktplatz vertrieben, verziehen uns und ließen sich von ihrer Demonstration für Apotheken, Medikamente oder sonst irgendwas (mehr konnte ich den Plakaten nicht entnehmen) gerne ablenken.

Nach einer weiteren mehrstündigen Fahrt kamen wir schließlich am Schloss von Rosersberg an und bestückten den Zeltplatz. Das ganze Gelände war noch so gut wie leer, da die meisten Teams wohl erst am Samstag anreisten. Im Nachhinein kann ich eigentlich nicht ganz nachvollziehen, warum wir dies nicht auch taten, denn so gab es relativ viel Zeit, in der man relativ wenig machen konnte. Am Samstag Vormittag fand ein offener sowie ein Jugendwettbewerb statt, währenddessen wir den traditionellen Einzug der NTNUI-Teams zelebrierten. Auch wenn das Event eigentlich nicht so groß war, wie ich es erwartet hatte, waren doch Teams aus mehreren Ländern (allerdings schon hauptsächlich skandinavische und finnische) da, es gab eine Promotion-Area, eine Großbildleinwand, durchgehende Kommentierung der Ereignisse und sogar königliche Ehren, denn König Carl XVI. Gustav ließ es sich nicht nehmen, zumindest die Sieger der Jugendteams zu krönen.

Um 15 Uhr fand der Start der Mädels statt, die nur in 5er-Teams und wesentlich kürzere Distanzen zu absolvieren hatten. Von den 350 Teams die am Start waren, wurde unser Team, das der International Student Union Trondheim eines der letzten. Nicht weil unsere Mädels zu lahm waren oder sich großartig verlaufen hätten, aber Orientering ist definitiv ein Sport, in dem Übung den Meister macht, und die war bei uns, offensichtlich im Gegensatz zu den meisten Anderen eben kaum vorhanden.

Für die Jungs unter uns war hingegen den ganzen Samstag lang nur Abwarten angesagt, was ich ziemlich ätzend fand. Unser Start war für 22 Uhr angesetzt, weil am Tag durch die Wälder zu laufen ja auch irgendwie zu einfach ist ;-)

Große Ambitionen gab es in unserem Team von vorneherein nicht, denn da wir nur 5 statt 10 Läufer zusammenbekommen hatten, starteten wir sowieso mehr oder weniger außer Konkurrenz. Die Distanzen der einzelnen "Lags" waren ganz unterschiedlich. Der Slowake Thomas übernahm die Rolle als Startläufer und begab sich um 22 Uhr auf seinen 12 Kilometer von denen er nach etwas mehr als 3 Stunden zurückkam. Dann war Jorge, als Spanier so etwas wie der Exot unter den Teilnehmern, an der Reihe. Auch er brauchte für 12 Kilometer etwas mehr als drei Stunden. Da er einen Kontrollpunkt nicht auf die Schnelle finden konnte und seine Kopflampe ein Ende der Batterien signalisierte (was mitten in der Nacht alleine im Wald ganz schön verheerend sein kann), trat er mit einem fehlenden Posten den Rückweg an und wir waren aus einem zweiten Grund disqualifiert. Aber was solls, für uns war das Ganze eh Just-for-Fun.

Während Thomas und Jorge im Stockdunkel durch den Wald geirrte waren, hatte ich versucht im Zelt etwas Schlaf zu bekommen, um fit für meinen Lauf zu sein. Ich hatte mich freiwillig für den längste Abschnitt mit 16,5 Kilometern gemeldet (bei der langen Anfahrt muss es sich ja auch lohnen) und erwarte den Start für etwa zwischen 3 und 4 Uhr. Schließlich war es schon nach vier als Jorge von seinem Lauf zurückkam und erst noch Christoph auf den 6,9 km langen 3. Abschnitt schickte. Für mich war das das Signal zum Aufstehen, und ich war sehr froh darüber, denn mir war alleine im Zelt ganz schön kalt geworden und ich wollte auch endlich raus auf die Strecke.

Christoph war dann auch deutlich schneller als erwartet unterwegs und als ich in der Wechselzone ankam, wartete er schon seit einigen Minuten auf mich. Peinlich, aber für uns spielte das ja auch keine Rolle mehr. Wie das System vorsah händigte mir Christoph die für mich relevante Karte aus (jeder bekommt eine andere) auf der meine Posten, 23 an der Zahl, eingezeichnet waren, denen ich einen Besuch abzustatten hatte. Auf 16,5 Kilometer kommt man nur wenn man der Luftlinie zwischen den Posten exakt folgt, was weder möglich, noch besonders klug ist. Da ich Umwege über Straßen und Wege dem Verirren im Wald vorzog lief ich auch einige bedeutende Umwege und kam insgesamt bestimmt auf mehr als 20, wenn nicht sogar 25 Kilometer Strecke.

Die ersten beiden Posten waren endlos weit auseinander und ich brauchte mehr als 50 Minuten bis zum zweiten Kontrollpunkt. Auf der Suche nach diesem, die sich ganz schön hinzog, traf ich dann einen dänischen Soldaten, der ebenfalls im 4. Lag war und ebenso unambitioniert und unerfahren schien, wie das für uns der Fall war. Da es für unseren Abschnitt keine Aufsplittung der Posten gab, absolvierten wir von nun an alle restlichen Posten gemeinsam. "Vier Augen sehen mehr als zwei", und "geteiltes Leid ist halbes Leid", oder so ähnlich...

Das Teamwork zahlte sich aber durchaus für uns beide aus, denn die Posten waren echt wirklich gemein versteckt und bei der Suche im Detail war es wirklich hilfreich, sich aufteilen zu können. Die Posten, die aus einem Balken mit Orange-Weißen-Laternen sowie einem elektronischen Messgerät bestehen waren teils hinter Felsen, in kleinen Mulden oder Sümpfen versteckt... oft richtig hinterlistig, aber darin bestand wohl auch der Anspruch des Wettbewerbs.
Während wir noch auf dem vierten Abschnitt unterwegs waren und für jeden Posten ein paar Minuten Suchzeit brauchten, überholten uns schon scharenweise Schlussläufer im 10. Lag. Keine Ahnung wie die Typen das machen, aber die "Profis" finden jeden Posten auf Anhieb, ohne stehen zu bleiben, ohne Umwege zu laufen... einfach nur unglaublich. Die müssen bei der Geburt oder zumindest zu einem sehr frühen Zeitpunkt einen GPS-Empfänger in ihr Hirn implatiert bekommen haben, anders ist das nicht zu erklären.
Wie auch immer, nach 3 Stunden, 14 Minuten und 23 Posten erreichte ich jedenfalls das Ziel und übergab an Simon, unseren "Schlussläufer" im 5. Lag.

Ein Schlusswort:
1. Orientering macht Riesenspaß, auch wenn man nicht ohne nasse Füße, Kratzer und Schrammen auskommt
2. Die Zeit die man beim normalen Laufen für eine bestimmte Distanz braucht muss man mindestens mit 2 multiplizieren um auf die Zeit beim Orientierungslauf zu kommen
3. Die "Profis" leisten unvorstellbares
4. Das Wochenende selbst hat mich etwas enttäuscht, weil dem endlosen Abwarten und Busfahren ein zu kurzer Wettbewerb gegenüber stand
5. Beim nächsten Lauf in Trondheim oder Umgebung bin ich wieder dabei (schließlich hab ich mir jetzt sogar nen Sport-Kompass gekauft)!

Donnerstag, 24. April 2008

Licht und Orientering

24. April

Aachen
Sonnenaufgang: 06.22 Uhr
Sonnenuntergang: 20.46 Uhr
Täglicher Zuwachs der Sonnenscheindauer: 3,5 Minuten

Trondheim
Sonnenaufgang: 05.17 Uhr
Sonnenuntergang: 21.16 Uhr
Täglicher Zuwachs der Sonnenscheindauer: 6 Minuten


Doch das ist nur die halbe Wahrheit:
Denn während die Sonne in Deutschland noch relativ steil untergeht und es nach Sonnenuntergang auch recht schnell dunkeln wird, ist es hier eine Stunde später immer noch taghell und selbst nach 23 Uhr ist noch ein leichter Schimmer am nordwestlichen Horizont auszumachen. Wie auch im Herbst geschah der Umschwung von der dunklen zur hellen Jahreszeit unglaublich schnell. Es kann nicht mehr lange dauern, ehe man auch im tiefsten Dunkel der Nacht noch die Sonne im Norden zumindest erahnen kann.

Themawechsel:
Gestern hab ich in meinem East-Asia-Kurs meine Präsentation gehalten und im International-Economics-Kurs bestätigt bekommen, dass unsere Projektaufgabe bestanden wurde. Damit sind jetzt endlich die lästigen Mid-Term-Geschichten vorüber und unimäßig stehen nur noch ein paar Vorlesungen und die zwei Klausuren Ende Mai an. Für Traveltainment habe ich mittlerweile endlich den Monster-USA-Auftrag fertig und habe für meinen neuen Auftrag (50 Orte in Frankreich mit den Anfangsbuchstaben A-Ba) genug Zeit. Damit ist das Stresslevel im Moment mal wieder angenehm niedrig. Nur die Suche nach einem Praktikumsplatz im Sommer bereitet mir noch Kopfschmerzen, weil ich bislang nur Absagen und Vertröstungen auf später erhalten habe. Dabei sollten sich die Unternehmen doch eigentlich um so einen engagierte Geographiestudenten wie mich reißen, oder nicht?

Naja, aber um sich das lästige Warten auf Antworten zu versüßen, muss ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm her. Und das sieht zur Zeit u.a. so aus:
Seit drei Wochen hab ich mich der NTNUI-Orientering-Gruppe angeschlossen. Orientering (zu deutsch Orientierungslauf) ist wie Innebandy und Langlaufen eine wirklich typisch norwegische Breitensportart. Beim Start bekommt jeder Läufer einen Kartenausschnitt, einen Kompass und ein elektronisches Messgerät in die Hand gedrückt und darf sich dann auf der Suche nach orange-weißen Laternen durch den Wald schlagen. Das Ganze macht trotz dauernassen Füßen und Kratzern an den Extremitäten höllig Spaß, ist aber auch unglaublich anstrengend. Gestern habe ich meinen bislang längsten Lauf absolviert, über 3,5 Kilometer. Klingt lächerlich kurz, aber Fakt ist: mit normalem Laufen kann das überhaupt nicht vergleichen werden. Denn während man beim Joggen auf Wegen schön im gleichen Tempo durchgängig im aeroben Bereich unterwegs ist, muss man beim Orietering ständig irgendwelche Hänge hinauf kraxeln, Sümpfe durchwaten, durch knietiefen Schnee (zumindest noch) stapfen und dabei stets noch Karte und Kompass im Auge behalten. So hab ich für den Parcours gestern ganz 1,5 Stunden gebraucht und war damit noch im guten Mittelfeld. Die Stationen sind teilweise so mies versteckt, dass man sie nicht sieht, wenn man 10 Meter davor steht. Besonders ein Punkt hat mir gestern richtig zu schaffen gemacht und aufgrund eines Verwechslungsfehlers zweier Tümpel auf der Karte, bin ich an einer Stelle schon fast aus dem Kartenausschnitt hinausgelaufen und hatte 20 Minuten lang keinen Plan wo ich war. Da gabs nur eins: Umweg in Kauf nehmen, zum letzten Punkt zurücklaufen und neu orientieren.

Am kommenden Wochenende (morgen früh um 3.30 Uhr gehts los) steht nun ein in ganz Skandinavien bekanntes Event auf dem Programm: Der Tiomila-Lauf in Schweden. Der Lauf ist so etwas wie ein Orientierungs-Volkslauf und findet dieses Wochenende bereits zum 63. Mal statt (http://www.10mila.se). Wie der Name schon sagt, geht der Lauf über 10 Meilen. Dazu muss man aber wissen, dass eine skandinavische Meile nicht etwa dem amerikanischen Maß entspricht, sondern vielmehr 10 Kilometer lang ist. Ja, der Lauf geht also über genau 100 Kilometer, kreuz und quer durch irgendwelche Wälder nördlich von Stockholm. In Wahrheit ist die sportliche Herausforderung aber nicht sooooo groß, denn es ist ein Staffellauf, dessen Teams aus je 10 Läufern bestehen. Die einzelnen Laufabschnitte sind zwischen 7 und 16 Kilometern lang, also im Vergleich zum gestrigen (der mich schon ganz schön geschafft hat) doch nochmal eine gewaltige Steigerung. Dafür soll das Terrain allerdings auch etwas einfacher sein, denn Schweden ist nun mal weniger bergig als Norwegen und mehr durch endlos weite, aber größtenteils flache Wälder geprägt.

Wenn man für 3,5 Kilometer 1,5 Stunden braucht, kann man das mal auf 100 Kilometer hochrechnen... das Rennen wird sich also, auch wenn es vom Terrain her nicht soo schwer ist, eine Weile hinziehen. Erschwerend, zumindest für einige Läufer, kommt hinzu, dass auch in der Nacht gelaufen wird (100 Kilometer wäre sonst wohl nicht am Stück zu schaffen). Ich bin mal sehr gespannt was das alles so geben wird. Gut informiert bin ich über das Programm des Wochenendes noch nicht, daher werde ich wohl auch erst hinterher ausführlich berichten können. Das einzige was ich bislang weiß ist, dass ich um 3.30 Uhr morgen früh am Bus sein muss, sowie Schlafsack, Zelt, Kopflampe und 400 Kronen mitzubringen habe.

Neben dem Orientering waren in der letzten Zeit übrigens auch noch kleinere Skitouren erwähnenswert. Ja, in der Bymarka liegt immer noch mehr als genug Schnee und auch wenn die Loipen nicht mehr gespurt werden, lässt sich da noch einiges anfangen. Besonders wenns nachts friert und der Schnee sehr vereist, ists wirklich noch spannend ;-) Witzig ist, dass viele schon vom Langlaufen auf Mountainbike oder Laufschuhe umgestiegen sind. So sportlern in der Bymarka zuzeit Langläufer, Mountainbiker und Jogger in freundlicher Symbiose lustig um die Wette.

Freitag, 18. April 2008

Die Lofoten - Ein Traum in Blau und Weiß

Jipppiieee... endlich mal ein bisschen Zeit!
Präsentation abgegeben, Traveltainment-Monster-USA-Auftrag abgeschickt und ein bisschen Luft zwischen den Reisen - da ist es nochmal Zeit mich meinem sehr vernachlässigten Blog zu widmen.

Absoluter Höhepunkt der letzten Zeit, war, wie den Fotos schon zu entnehmen war, ein 4-tägiger Trip auf die Lofoten, eine Inselgruppe in der Provinz Nordland, deren Name ja schon etwas über die geographische Lage aussagt.
Bekannt sind die Lofoten nicht nur als beliebtes Urlaubsziel, das mit spektakulären Bergen und idyllischen Fjorden begeistert, sondern auch als Norwegens Fisch- und Walfangzentrum. In der Tat ist es so, dass hier die Fischerei noch mindestens ebenso wichtig für die einheimisch Wirtschaft ist, wie der Tourismus.
Die Fahrt erfolgte dieses Mal vollkommen durchorganisiert von ESN, der Erasmus Student Union. Im Vorfeld hatte ich lange mit mir gerungen, ob ich mich für die Fahrt anmelden sollte, weil ich 1. eigentlich keine Zeit hatte und 2. eigentlich lieber privat mit mehr Zeit auf die Lofoten gefahren wäre. Aber im Nachhinein bin ich sehr froh drum, denn die Reise war wirklich ein Erlebnis und wer weiß ob ichs bei meinen ganzen restlichen Reiseplänen später überhaupt noch geschafft hätte, den Lofoten einen Besuch abzustatten.

Los gings am Donnerstag Abend. Gefahren wurde die ganze Nacht durch. Um 4 Uhr morgens erreichten wir den Polarkreis und als ich aufwachte und einen Blick aus dem Fenster warf, fühlte ich mich auch wirklich direkt wie am Nordpol. Denn wir fuhren gerade über eine 600-Meter hohe Hochebene relativ weit im Landesinneren, die wirklich einer Eiswüste glich, wie ich sie mir in der Antarktis (ich weiß, das die Antarktis am Südpol liegt, aber am Nordpol gibts nun mal keine Berge) nicht besser vorstellen könnte. Da die meisten schliefen und der Polarkreis jetzt nicht soooo spektakulär ist (nein, man sieht keine Linie), fuhren wir gleich weiter und machten erst ein ganzes Stück weiter im Norden einen längeren Halt.

Um auf die Lofoten zu kommen nahmen wir die Fähre von Bognes nach Lødingen, das am Nordende der Inselgruppe liegt. Nach einer wunderschönen Fahrt kamen wir gegen Mittag dann in Svolvær an, wo wir eine 1,5 stündige Pause zum Mittagessen und Einkaufen machten. Da ich nicht viel einzukaufen hatte, setzte ich mich von der Gruppe ab und erkundete mal die Hafengegend von Svolvær, das so etwas wie der Hauptort der Inseln ist. Finden konnte ich einen chicen Yachthafen und jede Menge Fisch, der hier traditionell auf Holzgerüsten zum Trocknen aufgehängt wird.
Die Herstellung von Trockenfisch, meist Kabeljau, hat den historisch Hintergrund, dass getrockneter Fisch nach dem 3-monatigen Trocknen locker 10 Jahre haltbar ist. Optimal als Vorrat für die langen norwegischen Winter und als Proviant für die langen Seereisen der Vikinger. Aus einem besonderen Grund sind die Lofoten übrigens trotz der extremen Überfischung des Kabeljau noch heute ein ergiebiges Fischereigebiet. Denn der Kabeljau, der sonst in den eisigen Gewässern der Barentsee und des Nordmeeres zu finden ist, kommt jedes Jahr im Frühjahr nach hier, um in den relativ milden Küstengewässern, die vom Golfstrom gespeist werden, zu laichen und dann die Rückreise anzutreten. Es ist für die Fischer daher sehr leicht in der Saison, die von Januar bis April dauert, geraume Mengen des Kabeljaus bzw. Dorsch einzufangen.

Nach diesem kleinen agrarwirtschaftlichen Exkurs zurück zum Thema: Nachdem wir Svolvær verlassen hatten, besuchten wir das Vikinger-Museum in der Nähe von Leknes. Die Fahrt war abermals wunderschön, aber das Museum hätte man sich meiner Meinung nach ruhig sparen können. Für Einige war es zwar eine tolle Erkenntnis zu erfahren, dass die Vikinger in Wirklichkeit keine Hörner an ihren Helmen getragen haben, aber ich fand das Ganze ziemlich langweilig. Dazu war unser Touring-Guide ne echte Schlaftablette und sein Vikingerkostüm erinnerte mich eher an nen Troll oder den dicken Mönch in der Robin-Hood-Verfilmung ;-) Da trifft man beim Wacken-Open-Air wesentlich authentischere Vikinger, außerdem ist dort das Met, das hier als "Viking-beer" verkauft wurde, wesentlich günstiger.

Nichtsdestotrotz war nach dem Museumsbesuch Abendessen angesagt, und abgesehen vom Pizza-Turm besuchte ich glaub ich zum ersten Mal ein richtiges norwegisches Restaurant. Dazu gab es ein echtes norwegisches Gericht, nämlich Walfleisch in einer Fischoße mit Kartoffeln und Möhrengemüse. Da wir alle richtig Hunger hatten, zögerte kaum jemand, trotz schlechtem Gewissen den Wal zu probieren. Soweit ich weiß, haben bei nur 2 von 44 Teilnehmern der Engel auf der linken Schulter über den Teufel auf der rechten triumphiert. Tja, um ein Wort zu diesem einmaligen Geschmackserlebnis zu verlieren: Walfleisch ist Fleisch, d.h. es schmeckt auch nach Fleisch, nicht nach Fisch. Es ist sehr dunkel und kräftig, geht also fast so in die Richtung von Wild. Im Abgang kam dann aber auch doch ganz klar das Meeresaroma durch, also ums es zusammenzufassen, würde ich es als ein Mittelding zwischen Wild und Fisch beschreiben.

Nach dem Abendessen bezogen wir unser Quartier in einem Ort, der schon aufgrund seines knackigen Namens, eine Touristenattraktion ist. Å ist nicht nur der letzte Buchstabe des norwegischen Alphabets sondern auch der südlichste Ort der Lofoten, der auf dem Landweg zu erreichen ist. Untergebracht waren wir in einer wunderschönen Rorbuer-Siedlung, das sind Stelzenhäuser direkt am Wasser. Am Abend gabs dann noch eine Party, die aufgrund der ermüdenden Fahrt aber sehr früh zu Ende war.

Am nächsten Tag folgte der wohl absolute Höhepunkt der Reise: Der Bus brachte uns nach Reine, einem der schönsten Orte der Insel. Hier gab es nicht nur abermals viel Fisch zu sehen (und zu riechen; endlose Felder von hängendem Kabeljau), sondern vor allem ein atemberaubendes Fjordpanorama. Mit einem kleinen Fischerboot fuhren wir etwa einen halbe Stunde ans andere Ende des Reinefjords, wo wir zu einer kleinen Wanderung starten. Als wir einen kleinen Bergpass (die Berge sehen hier schon auf 50 Metern Höhe so aus wie in den Alpen auf 2500) überquerten, eröffnete sich uns ein wirklich einmaliger Ausblick. Eingerahmt von 600 Meter hohen Felswänden lag da auf einmal eine weite, einsame Meeresbucht mit feinstem Sandstrand, plätschernder Brandung und einem endlosen Blick auf den Ozean. Der schneebedeckte Weg hinunter zum Strand war recht steil und stellte die Turnschuhreisenden unter uns vor eine ganz schöne Herausforderung. Abhilfe schaffte die Plastiktütenrutschtechnik, "Vamos a la playa" einmal auf norwegische Art.

Nachdem wir eine kleine Höhle am Rand des Strandes besichtigt hatten, war dann Umziehen angesagt... schließlich bekommt man nicht jeden Tag die Möglichkeit, nördlich des Polarkreises im Atlantik baden zu gehen. Die Sonne schien, Eisschollen trieben keine im Wasser, Polarbären waren auch keine zu sehen, dem Badevergnügen stand also nichts mehr im Weg. Das Vergnügen war dann allerdings doch recht kurz, denn bevor man die Gewässer erreichte, die zum Schwimmen tief genug waren, verlor man bereits das Gefühl in den Beinen. Auf dem Rückweg hätte ich dann glaub ich in einen Seeigel oder sonstwas treten können, ohne irgendwas Schmerzähliches gespürt zu haben. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung, die 5 Grad warme Luft hinterher als warm empfinden zu können.

Nachdem Rückweg über den kleinen Pass hatten wir dann noch ein Barbecue am Fjord und eine kleine "Vikinger-Taufe", die aus kaltem Wasser im Nacken (von den Badeerfahrenen konnte das keinen mehr schockieren), nem Löffel Lebertran (mmmh...) und einem Happen Stockfisch bestand. Nach der Rückfahrt war dann auch Heimfahrt angesagt und der Tag endete mit einem Lachsdinner und einer kleinen Party (die ich allerdings aufgrund grausamer Musik und meiner Pläne für den frühen Morgen recht frühzeitig verließ).

Da am nächsten Morgen außer mir keiner früh aufstehen wollte und wir nur bis Mittags Zeit hatten (um 2 war schon wieder Rückfaht gen Heimat angesagt) machte ich mich alleine auf eine Wanderung. Eigentliches Ziel war es gewesen, einen Berg zu besteigen, doch zu extreme Steilheit und die Unberechenbarkeit von angetautem/wiedergefrorenen Schnee ließen das Vorhaben Scheitern. Also wanderte ich durch ein langes Tal, das einen zugefrorenen See beherbergte, der früher sicher einmal ein Fjord gewesen war. Das Wetter war diesmal nicht sooo toll, erst als ich ganz am Ende des Tals angekommen war, klarte es auf. Ich machte ein paar schöne Fotos, aber alles in allem war die Wanderung kein Vergleich zu der des Vortags.

Auf der Rückfahrt nahmen wir diesmal den direkten Weg mit der Fähre von Moskenes nach Bodø, in eine der "größten" Städte Nordnorwegens. Die Überfahrt mit der Fähre dauerte 4 Stunden und war wunderschön, denn stets hatte man eine spektakuläre Bergkulisse zumindest weit entfernt in Sicht, zudem schien die Sonne so kräftig, dass man es auch länger Zeit (2 Std. war bei mir das Limit) auf Deck aushalten konnte. In Bodø aßen wir Pizza zu Abend und fuhren zu einem Mahlstrom, dem angeblich stärksten der Welt. Ein Mahlstrom (englisch Maelstrom) ist ein Gezeitenstrom, also ein Fluss (in diesem Fall zwischen zwei Fjorden) der je nach Ebbe und Flut in unterschiedliche Richtungen fließt. An den Stellen, an denen die Flüsse aus unterschiedlichen Richtungen aufeinanderprallen kann es zu Wasserwirbeln kommen, die Boote regelrecht verschlucken können. Als wir den Mahlstrom erreicht war der letzte Höhepunkt des Stroms, der alle 6 Std. auftritt, leider gerade 3 Std. vorbei und es gab fast nichts ungewöhnliches zu sehen. Pech gehabt... Dann war wiederum eine laaaaaaaange Rückfahrt angesagt, an dessen Ende wir montags morgens um 8 zurück im heimischen Trondheim ankamen.



Norwegische Eigenart des Monats (das triffts mittlerweile wohl besser): Walfang
Für Umweltschützer ist dieses Thema eine ganz dunkle Seite Norwegens. In der Tat ist Norwegen das einzige Land der Welt, in dem offiziell zu kommerziellen Zwecken Walfang betrieben wird. In Japan geschieht dies "offiziell" nur zu Forschungszwecken, in Kanada, Grönland etc. ist das Recht nur dem Erhalt der Inuit Kultur vorbehalten. Trotz dem internationalen Protest genießt der Walfang bei der norwegischen Bevölkerung großen Rückhalt und wird kaum in Frage gestellt. Man muss das Ganze allerdings relativieren: Gejagd werden ausschließlich Zwergwale, die keineswegs vom Aussterben bedroht sind (im Gegensatz z.B. zum Kabeljau). Darüberhinaus gibt es eine Quotenregelung, die sogar meist unterschritten wird. Gegessen wird Wal sehr selten und ist auch nur in einigen Gegenden auf den Speisekarten der Restaurants zu finden.
Meine Theorie: Auch wenn einige Fischer in Norwegen Wale vor allem aus Angst um den Fortbestand ihrer Fischbestände jagen (Wale sind meist hungrig und können ne ganzen Menge Fisch futtern), ist der Hauptgrund für die Weigerung, das internationale Walfangmoratorium zu unterschreiben, der norwegische Nationalstolz. So wie man sich auch nicht den Regeln der EU unterwerfen möchte, sieht man überhaupt keinen Anlass, sich von Außen Regeln für die Agrarwirtschaft diktieren zu lassen. Man macht lieber das, was man selbst für richtig hält. Dass Wal hin- und wieder mal gerne gegessen wird, spielt da wohl eher eine untergeordnete Rolle.

Montag, 14. April 2008

Neue Fotos!!!

Ich will nur kurz auf die Unmengen neuer Fotos verweisen die auf http://picasaweb.google.de/milo.abroad zu finden sind. Ein umfangreicherer Beitrag kommt dann wohl Ende der Wochen, wenn ich eine Präsentation, die ich Mittwoch abgeben muss, endlich fertig hab.
Bis dahin viel Spaß mit den Foto... und nicht zuuuu neidisch werden ;-)