Mittwoch, 8. September 2010

Neue Fotos online

Die aktuellen Alben findet ihr unter
http://picasaweb.google.de/transsibsilkroad

Dienstag, 31. August 2010

Scheiß Zensur

Tja, mit dem Blog war das wohl nichts.
Sowohl in China, als überraschenderweise auch in Kasachstan konnte ich meinen Blog dank örtlicher Internetzensur nicht erreichen, obwohl ich dort eigentlich Zeit zum Schreiben gehabt hätte.
In Usbekistan war ich dann wieder komplett vom Internet abgeschnitten, außerdem hätte es sich da auch eigentlich schon nicht mehr gelohnt.
So war es mit dem Blog schreiben zuende, ehe es richtig angefangen hatte.
Pech gehabt!

Montag, 19. Juli 2010

Yekaterinenburg

Seit gestern morgen sind wir im asiatischen Teil Russlands, in der drittgroessten Stadt des Landes, Yekaterinenburg.

Die 30-stuendige Zugfahrt hierher verging ueberraschenderweise wie im Fluge. Wegen der ueblen Temperaturen haben wir vor allem am Anfang viel Zeit im Speisewagen verbracht, da dieser ueber eine Klimaanlage verfuegt. Dort gabs auch leckeres kuehles Bier, das einem die Fahrt versuesst hat. Nachdem wir um 2 Uhr nachts dort rausgeschmissen wurden gab es dann auch ausreichend Gelegenheit, mal etwas Schlaf nachzuhohlen. Die Betten sind eigentlich ganz bequem, wenn auch etwas kurz.

Gestern morgen sind wir dann in Y. angekommen und haben erst einmal unser Hotel bezogen. Es ist tatsaechlich ein Hotel, wenn auch ein recht schaebiges. Nur das Fruestueck ist wirklich gut und wir haben erstmal so viel gegessen, dass uns hinterher allen schlecht war... clever.

Gestern haben wir dann Y. ein wenig zu Fuss erkundet. Im Gegensatz und St. Petersburg und Moskau ist das sogar ganz gut moeglich. Bis vor kurzem hatte Y. die kuerzeste Metro der Welt, mit nur 5 Stationen. Jetzt sind es allerdings 7 und Y. musste den Rekord wieder abgeben. Gestern abend waren wir dann in so nem Salsaclub und es ist wieder ganz schoen spaet geworden.

Zum Glueck hatten wir heute eine Busrundfahrt und wir mussten nicht so viel laufen. Besucht haben wir erst so ein Kloster, das zu Ehren der hier hingerichteten letzten Zarfamilie gegruendet wurde und im Moment gebaut wird. Ja, es wird jetzt erst gebaut, irgendwie besinnt man sich hier auf einmal sehr auf Geschichte der Monarchie.
Danach sind wir zur europaeisch-asiatischen Landgrenze gefahren, die mit einer eher mickrigen Statue gekennzeichnet ist. Immerhin ist die Grenze immerhin eine Wasserscheide, also nicht einfach willkuerlich festgelegt worden.

Heute abend gehts dann schon wieder in den Zug, und zwar auf die laengste Etappe nach Irkutsk. Wir werden 3 Naechte und 2 Tage unterwegs sein und bei Ankunft direkt in den Bus umsteigen und dann nochmal 7-8 Stunden nach Olkon Island fahren. Auf die Zugfahrt freue ich mich eigentlich schon wieder, zumal es jetzt nicht mehr so heiss ist.

Wir haben mittlerweile uebrigens MESZ+4, sind also auch zwei Stunden vor Moskau-Zeit. Das Chaos mit den Zeiten hat begonnen, zumal man sich mit dem Rhytmus noch ueberhaupt nicht angepasst hat. Dunkel geworden ist es hier gestern auch erst um 12 Uhr Ortszeit, was irgendwie auch merkwuerdig ist, da wir ja weiter nach Sueden gefahren sind. Naja, mal sehen wies weiter geht.

Freitag, 16. Juli 2010

St. Petersburg und Moskau

Hallo liebe Leute,

heute ist auch schon der letzte Tag in der groessten Stadt Europas fast vorbei und wir nehmen heute abend einen Nachtzug nach Yekaterinenburg, der uns in zwei Naechten und einem Tag in die Hauptstadt des Urals bringen wird. Dort bleiben wir zwei Tage und werden u.a. einen Ausflug zur Landgrenze zwischen Europa und Asien machen. Bin mal gespannt, ob diese aehnlich spektakulaer ausfallen wird wie der Polarkreis in Norwegen.

St. Petersburg und Moskau waren beide beindruckende Staedte, vor allem aufgrund ihrer schieren Dimensionen. In beiden Staedten war ich bei Studenten untergebracht die in alten Plattenbauten in Randbezirken wohnen und trotz effizienter Metro braucht man jeweils fast eine Stunde ins Zentrum.

St. Petersburg ist tendenziell klar die schoenere Stadt, da es im Zentrum sehr viel Wasser und Gruenflaechen gibt. Moskau hat zwar auch einen Fluss, ist sonst aber etwas grauer und es ueberwiegen kommunistische Protzbauten aus der Stalinzeit.

Das Programm war in beiden Staedten sehr dicht und gerade zuletzt zeichneten sich bei vielen doch arge Ermuedungserscheinungen ab. So ist heute auch der ein odere andere Programmpunkt mal einfach ausgelassen worden.
Die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten haben wir aber wohl in beiden Staedten zu Gesichten bekommen. So z.B. das Hermitage in St. Petersburg und den Kreml in Moskau. Gestern hatte ich Gelegenheit Lenin in seinem Mausoleum einen Besuch abzustatten. Leider war er nicht besonders gespraechig, dafuer verfuegte er ueber eine 1a Klimaanlage, die hier ansonsten eher selten ist und die man sich bei Temperaturen um die 35 Grad sehnlichst wuenscht. Besonders im Zug diese Nacht und morgen werden wir wohl wieder ordentlich ins Schwitzen kommen. Wenigstens werden wir da wohl nicht so viel ans Laufen wie in den letzten Tagen kommen.

So, gleich gehts auch schon weiter... deswegen muss ich hier mal zum Ende kommen. Ausserdem schleicht sich gerade aber auch wieder die Muedigkeit ein und ich merk schon dass das mit dem Schreiben nicht so richtig gut klappt. Werde wohl versuchen im Zug mal ein bisschen Schlaf nachzuhohlen.

In diesem Sinne,
Viele Gruesse nach Deutland!

Samstag, 20. Dezember 2008

Kleiner Nachtrag

Mein Offizieller Erfahrungbericht:

Für wen ist Trondheim das Richtige?
Trondheim ist sicher nicht für jeden das richtige Erasmus-Ziel. Wem es darum geht, möglichst viel Party zu machen, der ist sicher in Spanien oder sonst wo besser aufgehoben.
Nicht das man in Trondheim nicht Feiern könnte, gleichgesinnte Partywillige sind eigentlich immer zu finden, aber das Angebot an bezahlbaren Clubs und Bars ist doch recht beschränkt. Selbst auf privaten Partys wird Bier schnell zum Kostenfaktor.
Die richtige Wahl ist Trondheim für alle, die sich für unberührte Natur, Wandern, Skifahren oder Ähnliches begeistern können. Norwegen ist für mich eines der schönsten Länder der Welt und die Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten sind nahezu unbegrenzt.
Richtig ist es auch für alle, die ihre Englischkenntnisse verbessern wollen. Es gibt ein reichhaltiges Angebot an Kursen in englischer Sprache und auch im Alltag genügend Gelegenheit Englisch zu sprechen.

Geld
Ja, Norwegen ist teuer.
Dennoch sollte man sich von Horrormeldungen, dass der Döner 8 € kostet nicht direkt abschrecken lassen. Ja, die Studentenbude kostet mind. 300 €, das große Bier in der Bar 6-8 € und ne Tiefkühlpizza bis zu 5 €. Aber bei fast allen Dingen des täglichen Bedarfs gibt es auch recht günstige Alternativen. Mit der Zeit bekommt man es raus, wo man was am günstigsten bekommt. Stellt man an Verpflegung und Abendgestaltung nicht allzu große Ansprüche, lässt es sich mit etwa 20-30 % mehr Geld als in Deutschland gut überleben.

Zeitraum:

Ich empfehle jedem Trondheimbesucher, wenn irgendwie möglich, zwei Semester dort hin zu gehen. Nur so erlebt man Norwegen komplett, denn jede Jahreszeit ist wirklich einzigartig. Außerdem hat man so viel mehr Zeit sich einzuleben, evtl. die Sprach zu lernen und Norwegen von Nord- bis Süd zu bereisen.
Wer nur ein Semester Zeit hat, muss sich gut überlegen, wann für ihn besser ist.
Vorteile Wintersemester:
1. Es ist terminlich einfacher, da sich die Semester hier und dort nicht überschneiden.
2. Es gibt eine Orientierungswoche und evtl. Sprachkurse, bei denen man sofort viele Leute
kennenlernt die genau so neu sind; das erleichtert den Start ungemein
3. Zumindest in meinem Fach Geographie war das Kursangebot vor allem für
englischsprachige Kurse wesentlich besser als im Sommersemester
Nachteile Wintersemester:
1. Das Wetter: Im Herbst sehr viel Regen, November und Dezember sehr wechselhaft, meist
Schmuddelwetter, keine stabilen Schneeverhältnisse
2. Das Licht: Es wird immer dunkler, im Dezember ist es um 15 Uhr dunkel
Vorteile Sommersemester:
1. Das Wetter: Im Februar und März gute Schneeverhältnisse, im Frühjahr allgemein
freundlicher
2. Das Licht: Es wird immer heller, ab Mai wird es gar nicht mehr richtig dunkel, Fußball um
Mitternacht problemlos möglich
Nachteil Sommersemester:
1. Das Sommersemester beginnt bereits im Januar
2. Der Start kann schwerer fallen, da es keine Orientierungswoche gibt
Anm. d. Autors.: Selbstverständlich beziehen sich die Wetterangaben auf mein Jahr (07-08)

Anreise:
Es gibt vielfältige Möglichkeiten nach Trondheim zu gelangen.
Hat man ein Auto, empfiehlt es sich sehr, dieses mit nach Norwegen zu nehmen, da es Ausflüge und Reisen durch Norwegen stark vereinfacht. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass Werkstattkosten in Norwegen exorbitant hoch sind und man winterfest mit guten Reifen und Schneeketten ausgerüstet sein sollte. Als Route kann ich empfehlen, bis zur Nordspitze Dänemarks
(Hirtshals) zu fahren und dort die Fähre der Gesellschaft Kystlink (www.kystlink.de) nach Langesund zu nehmen. Es gibt zahlreiche andere Varianten, aber das ist meinem Wissen nach die günstigste.
Per Flieger kann ich momentan folgendes empfehlen, wobei sich Flugpläne und –kosten natürlich schnell ändern können: Mit Norwegian (www.norwegian.no) von Düsseldorf nach Oslo, von dort mit dem Zug nach Trondheim. Norwegian ist sehr günstig (vor allem wenn man früh bucht) und man kann zwei große Gepäckstücke für je 6 € aufgeben. Auch Fahrradmitnahme ist kein Problem. Als ich aus Norwegen zurückgekommen bin, hatte ich einen großen Trekkingrucksack, einen großen Trolley, einen kleineren Rucksack, eine Laptoptasche und ein Fahrrad. Das ging alles und zwar günstiger als ein paar Kilo Übergepäck bei anderen Fluggesellschaften.
Von Oslo fahren abends sowohl ein Nachtzug (www.nsb.no) als auch ein Bus (www.lavprisekspressen.no). Weiterfliegen geht auch, ist aber zeitlich etwas eng und bei Billigtickets daher riskant. Die Züge finde ich übrigens allgemein sehr gut. Es gibt so genannte Minipris-Tickets die wie bei Billigfliegern kontingentiert sind, bei früher Buchung aber echt günstige Reisen quer durch Norwegen ermöglichen.

Ankunft:
Meldet euch bei der Ankunft bei SiT, die euch mit einem Zimmer versorgen und beim International Office, die euch bei allen weitere Angelegenheiten zur Seite stehen. Ansonsten würde ich mir im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken machen. Es gibt zwar einiges an Formalia zu erledigen, aber das bekommt man während der Orientation Week oder sonst im International Office noch rechzeitig mitgeteilt.

Wohnen:
Die meisten International Students lassen sich von SiT, dem dortigen Studentenwerk, in einem der Wohnheime, meist Moholt, unterbringen. Das ist auch durchaus zu empfehlen, da dort am meisten los ist (vor allem in Moholt). Man sollte sich allerdings klar machen, dass es keine Norwegen-typische Unterbringungsart ist. Die Norweger sind in Moholt klar in der Unterzahl, und die die dort sind, sind meist etwas "speziell", da der Durchschnittsnorweger nie auf die Idee kommen würde, dort einzuziehen (abgesehen von den Erstsemestern, die nichts anderes gefunden haben).

Mobilität vor Ort:
Nehmt euch ein Fahrrad mit oder besorgt euch dort eins. Das öffentliche Nahverkehrssystem ist zwar ganz gut, aber zur täglichen Nutzung viel zu teuer. Wenn man halbwegs geübt ist, kann man auch im Winter an 90 % der Tage Fahrrad fahren.

Uni:

Es gibt mehrer Hochschulstandorte. Die größten sind der Campus Gloshaugen, wo die meisten technischen Fächer beheimatet sind, und Dragvoll, wo die Geisteswissenschaftler zu Hause sind. Beide Campus sind gut und modern ausgestattet, der in Dragvoll wurde erst in den 90er gebaut und ähnelt von der Anlage her fast schon einer Shopping-Mall.
Die Lehre findet meist in wesentlich persönlicherem Rahmen statt, als wir das von hier gewohnt sind. D.h. die Vorlesungen sind kleiner, die Betreuung besser und die Atmosphäre entspannter. So spricht man sich z.B. selbst unter Professoren standardmäßig nur mit dem Vornamen an.

NTNUI
Unbedingt zu empfehlen ist es, dem Sportclub der Uni "NTNUI" beizutreten. Das kostet etwa 50 € für ein Semester und 80 € für zwei. Man bekommt dafür Zugang zu den zwei sehr gut ausgestatteten Sportcentern in Dragvoll und Gloshaugen. Dort gibt es Fitnessräume, Squash-Courts, eine Kletterhalle und und und. Außerdem kann man an unzähligen Mannschaftsportarten teilnehmen. Ich persönlich hab dort Innebandy gespielt, was bei uns als Unihockey bekannt ist.
Vorteil einer solchen typischen norwegischen Sportart ist, dass man auch mal wirklich mit Norwegern in Kontakt kommt, was sonst gar nicht mal so einfach ist.
Neben dem Nutzen der Sportcenter bringt die Mitgliedschaft bei NTNUI noch ein paar weitere Vorteile: So kann man im Winter dienstags kostenlos den Skibus in die Bymarka benutzen, bei Nationalcar wirklich günstig Autos mieten (z.B. Opel Corsa von Donnerstag bis Montag 190 €; sofern man das Formular, das von www.ntnui.no aus verlinkt ist, benutzt) und die wunderschönen Hütten mieten, von denen NTNUI 22 Stück in der weiteren Umgebung von Trondheim unterhält.

Skifahren
Im November beginnt in Trondheims Umgebung (in Trondheim selbst meist später) die Skisaison, die locker bis Ende April dauern wird. Alpinskifahrer finden in 20 Minuten Busentfernung (Shuttle jeden Tag) ein kleines, nicht gerade schneesicheres Skigebiet namens Vassfjellet. Per Bus und Bahn sind Oppdal sowie Are in Schweden als große Gebiete relativ schnell zu erreichen.
In jedem Fall sollte man, was die Alpinskimöglichkeiten angeht, aber nicht zuu viel erwarten. Mit den großen Skigebieten der Alpen ist das alles abgesehen von Are nicht zu vergleichen.
Stattdessen sollte man trotz aller in Deutschland verbreiteter Vorurteile (Oma-Sport etc.) das Langlaufen ausprobieren. Denn in Norwegen ist Langlaufen Breitensport und absolut nicht mit dem zu vergleichen was in bayrischen Kurorten so vor sich geht. Die Loipen in Norwegen führen selten geradeaus, es geht auf und ab, permanent. Das ist echt anspruchsvoll und macht nen Heidenspaß. Im Winter sind kilometerlange Loipen direkt in der Nähe des Dragvoll-Campus präpariert und ermöglichen Skispaß bis 11 Uhr in der Nacht. Das ist die beste Möglichkeit der Dunkelheit zu entfliehen, und wenn man Glück hat, trifft man dabei auch noch eine gemütliche Elchfamilie.
Skier kann man günstig bei ISU leihen. Wenn man vorhat, regelmäßig Langlaufen zu gehen, kann es sich aber auch wirklich lohnen, eigene zu kaufen. Komplettsets gibt’s schon ab ca. 150 €. Wenn man nicht zu ambitioniert ist, sollte man zu waxfreien Skiern greifen, die zwar nicht ganz so schnell sind, aber das Handling der Skier ungemein vereinfachen.

Cabin-Trips
Der ganze Stolz von NTNUI und eines der absoluten Highlights jedes Erasmus-Aufenthalts in Trondheim sind die 22 Hütten (Koien), die in einem Radius von etwa 150 Kilometern rund um Trondheim verteil irgendwo in der Pampa liegen. Mal an einem See, irgendwo im Wald oder sogar auf 1100 Metern im Hochgebirge, sind Touren zu diesen Hütten die ultimative Naturerfahrung für großstadtgewöhnte Erasmiaten. Auf den Hütten gibt es kein fließendes Wasser oder Strom, es ist lediglich ein Holzofen und ein Spirituskocher vorhanden. Beim ersten Cabin-Trip sollte man sich idealerweise Leuten anschließen, die schon einmal solch einen Trip gemacht haben, denn den Ofen zu befeuern und den Kocher zum Laufen zu bekommen, ist nicht immer ganz einfach. Außerdem sollte man sich wirklich vernünftig mit Kartenmaterial, Kompass, und evtl. GPS (kann geliehen werden) eindecken. Speziell im Winter, wenn es früh dunkel wird, ist es kein Spaß, nach 5-stündiger Wanderung die Hütte nicht zu finden. Im Winter sollte man außerdem je nach Hütte unbedingt mit Skiern oder Schneeschuhen ausgerüstet sein, denn wer schon mal durch nen halben Metern Neuschnee gestapft ist, weiß, wie schnell man dabei voran kommt. Auskunft über alle Hütten gibt http://org.ntnu.no/koiene, über die Schneeverhältnisse www.senorge.no.
Allgemein erscheint es als Anfänger schon mal schwierig, solch eine Hüttentour selbstständig zu organisieren, vor allem was die Anreise angeht. Doch wenn man ein bisschen Mühe reinsteckt, findet man fast immer eine Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, und wenn man mal mit 5 Leuten übers Wochenende ein Auto mietet, ist es auch ok. Wir haben uns manches mal gedacht, dass wir nach so einem Cabin-Trip insgesamt weniger Geld ausgegeben haben, als wenn wir in Trondheim geblieben und einen Abend rausgegangen wären.

Reisen
Norwegen ist so ein unglaublich schönes Land, das einen von der Südspitze durch die Berge, an den Fjorden vorbei, bis auf die Lofoten und in den arktischen Norden immer wieder zu überraschen und beeindrucken vermag. Leider sind die Entfernungen groß und das öffentliche Verkehrssystem eher weitmaschig. Daher ist das Auto als Verkehrsmittel für Erkundung des Landes doch irgendwie
unabdingbar. Wenn man kein eigenes hat, bietet sich erneut der Autoverleih von Nationalcar an (nein, ich bekomme keine Provision), denn abgesehen von einer Beule, die wir teuer bezahlen mussten, hab ich nur positive Erfahrung mit denen gemacht. Und ich war Stammkunde! Wichtig: Immer über www.ntnui.no übers Wochenende buchen und als Uhrzeit jeweils 9.00 Uhr angeben. Evtl. etwas mit dem Formular herumexpirimentieren.
Als Reiseziele spontan besonders zu empfehlen sind der Geiranger-Fjord (weil er schön und relativ nah ist), die Gegend um Stavanger/Lysefjord mit dem weltberühmten Preikestolen, der Sognefjord, die Lofoten und die Gegend um Tromsö.

ISU
Eine hervorragende Möglichkeit, Leute kennenzulernen und sich dabei noch etwas sozial zu engagieren ist eine Mitarbeit bei ISU. Die International Student Union unterhält eine Bar, die zweimal wöchentlich zum Bierkonsum und ebenfalls zweimal wöchentlich als Kino geöffnet ist. Außerdem organisiert ISU Parties, Ausflüge und allerhand andere Aktivitäten. Speziell, wenn ihr am Anfang Probleme habt, engere Kontakte mit Nicht-Deutschen zu knüpfen, kann ich eine Mitarbeit bei ISU sehr empfehlen.

Sprache
Im Nachhinein bereue ich es etwas, kaum Norwegisch gelernt zu haben. Denn schwierig ist es als Deutsch-Muttersprachler nicht. Die Grammatik ist dem Deutschen sehr ähnlich und auch 15-20 % der Wörter sind leicht herzuleiten. Um nerviges Vokabellernen kommt man aber trotzdem nicht drum herum. Zu Beginn des Semesters gibt es Sprachkurse, für die aber maximal 50% aller Bewerber einen Platz bekamen. Die später im Semester stattfindenden Survival-Kurse, können helfen, wenn man nebenher wirklich selbstständig lernt, als Kurse an sich sind sie aber nicht sehr effektiv.
Sinnvoll ist Norwegisch weniger, um in der Uni und im Alltag klar zu kommen, denn bis zum Busfahrer sprechen fast alle Norweger fließend Englisch. Will man aber engere Kontakte zu Norwegern knüpfen oder beim Reisen das Image des deutschen Touristen abschütteln, sollte man aber doch zumindest eine einfache Unterhaltung führen können. Norweger sind tendenziell sehr freundliche und hilfsbereite, aber auch recht verschlossene Menschen. Ein paar Brocken Norwegisch, um den guten Willen zu zeigen, können da schnell das Eis brechen.

Das Wort zum Sonntag
Für mich war das Jahr in Norwegen eine unglaublich schöne Erfahrung, von der ich noch meine Enkeln und Urenkeln freudestrahlend berichten werde. Man sollte flexibel sein, sich von der teils etwas eigenartigen Mentalität der Norweger nicht abschrecken lassen, sich schnell die norwegische Wetterfestigkeit aneignen, viel Fisch essen, und die Mühen der Ausflugs- und Reiseplanungen nicht scheuen. Dann kann man auch mit begrenztem Budget jede Menge erleben und eine wunderschöne Zeit verbringen.
Wer mehr wissen möchte und das ganze vielleicht noch durch ein paar Fotos illustriert sehen möchte, darf gerne meinen Blog besuchen, den ich während meiner Zeit in Trondheim geschrieben habe, oder mir eine E-Mail senden (mlogen@web.de).

http://miloabroad.blogspot.com
http://picasaweb.google.de/milo.abroad

Freitag, 20. Juni 2008

Reise in die Arktis

Ich bin wieder da!!!
Kein Flugzeug ist abgestürzt, keine Fähre im Fjord versunken und kein Eisbär hat in uns seine Hauptmahlzeit gefunden.

Aber von vorne:
Zwei Tage vor Abreis musste Cristina sich unbedingt noch den Fuß umknicken und auf einmal stand die ganze Unternehmung auf der Kippe. Zwei Krücken aus dem Krankenhaus, ein paar Schwerztabletten und Voltaren-Salbe ließen uns dann aber doch am Montag Abend, den 9. Juni, unsere lange Reise gen Norden antreten. Da der Artikel wohl etwas länger wird, diesmal ein bisschen Struktur!

Tag 1: Zugfahrt nach Oslo
Ereignisse: Nicht der Rede wert. Außer vielleicht dass wir 7 Stunden lang in die falsche Richtung fuhren, schließlich wollten wir nach Norden. War aber billiger so.

Tag 2: Ankunft in Alta
Alta (12.000 Ew.) ist eine komische Stadt. Sie liegt in der westlichen Finnmark, der nördlichsten Region Norwegens, und erstreckt sich über 15 Kilometer. Das heißt, man fährt Ewigkeiten hindurch und hat gar nicht das Gefühl in einer Stadt zu sein. Stadtzentren gibt es gleich zwei, die aber beide nicht wirklich der Rede wert sind, abgesehen vielleicht davon, das in einem eine riesige Baustelle war, auf der wohl ein großer Shopping-Komplex entsteht.
Berühmt ist Alta für seine Felszeichnungen, die die Vorfahren der Samen vor 2000-6000 Jahren in die Felsen am Rande des Altafjords ritzten. Diese, sowie das angeschlossene Museum zu besichtigen und eine Unterkunft zu finden war dann auch unsere Hauptaufgabe für den ersten Tag. Viel mehr war auch nicht drin, da Cristina noch extrem eingeschränkt mobil war :-(
Das Wetter war übrigens nicht so dolle. Sehr bedeckt, weswegen ich an dieser Stelle auch noch nicht von der Mitternachtssonne berichten kann. Der einzige Moment des Tages, an dem die Sonne einmal kurz hervorlugte war um 23:30 Uhr, zu welchem Zeitpunkt auch die Fotos mit dem Fluss entstanden sind.

Tag 3: Fahrt durch die Innere Finnmark nach Kirkenes
Der schnellste Weg von Alta nach Kirkenes, eine Hafenstadt, die Grenzstadt zu Russland und gleichzeitig auch Endstation der Hurtigrute ist, führt über die Finnmarksvidda, eine Hochebene, und ein langes Stück durch Finnland. Nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" machten wir uns auf die etwa 500 Kilometer. Wie am ersten Tag (mit dem ersten Tag meine ich Tag 2) war das Wetter bescheiden, es regnete ab und zu und war sehr trüb. Auf der Finnmarksvidda, die nur ein paar Hundert Meter hoch ist, sank dann auch das Thermometer bis auf 0 Grad und es gab mehrere leichte Schneeschauer. Die Landschaft war sehr karg und in Verbindung mit dem Wetter entstand ein wirklich trister Eindruck. Nur Rentiere, die ab und zu die Straße kreuzten, sowie eine kurzer Aufenthalt in Karasjok, der Hauptstadt der norwegischen Samen, sorgten für Abwechslung. An der Grenze zu Finnland überquerte ich zum ersten Mal auf dem Landweg eine Zeitzone, was uns aber erst später an der Funkuhr im Autoradio auffiel. In Finnland passierten wir ein paar Seen, ansonsten sah es aber sehr ähnlich aus. Weite Moore und verkrüppelte Birkenwälder wohin das Auge sah. Die Birkenwälder waren vor allem nicht grün und weiß sondern braun und schwarz, denn eine jahrelange Raupenplage hat große Teile der Wälder der Finnmark und auch Nordfinnlands praktisch vernichtet.
Etwa gegen 17 Uhr nachtmittags erreichten wir schließlich Kirkenes, besuchten den einzigen norwegischen Grenzübergang zu Russland, das winzige Stadtzentrum sowie einen Berg, von dem man eine ganz schöne Aussicht auf die Stadt hat. Berühmt ist Kirkenes eigentlich nur als Endstation der Hurtigroute sowie als eine der kältesten Städte Norwegens, denn so weit im Osten sorgt der sonst mildernde Golfstrom gerade noch dafür, dass das Meer im Winter nicht zufriert und der Hafen eisfrei bleibt.
Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie weit Kirkenes im Osten liegt, wird übrigens gerne gesagt, was auch stimmt, dass die Stadt auf dem gleichen Längengrad liegt wie Sankt Petersburg und Kairo, also genaugenommen in Osteuropa.

Tag 4: Rückfahrt entlang der Küste und Besuch von Hammerfest
Für die Rückfahrt nach Alta am nächsten Tag (dort mussten wir den Leihwagen zurückgeben) wählten wir eine Strecke der Küste entlang. Die Fahrt war wesentlich abwechslungsreicher als auf dem Hinweg, denn es gab viele Fjorde zu sehen, kleine Bergpässe zu überwinden und noch viel mehr Rentiere. Auch schien die Gegend nicht ganz so trostlos, da wir immer wieder durch kleine und mittlere Fischerdörfer fuhren, in denen die Seesamen, der Teil der Samen, der nicht von der Rentierzucht sondern vom Fischfang lebt, zu Hause sind. Am bemerkenswertesten fand ich aber eindeutig den Abstecher nach Hammerfest.
In diese Stadt, die ich schon als Kind immer mal besuchen wollte, weil sie in meinem Lieblingsgesellschaftsspiel "Europareise" die abgelegenste war, führt eine winzige Straße, die einen wirklich nichts erwarten lässt. Doch dann plötzlich tauchen die ersten Häuser auf und man findet sich in einer Stadt wieder, die diesen Status wirklich verdient. Wegen seiner günstigen Seelage war Hammerfest schon vor Jahrhunderten von Bedeutung und seine Einwohner sind offensichtlich immer noch stolz darauf, dass sie als erste aller europäischen Städte eine elektrische Straßenbeleuchtung hatten (1890).
Seit einigen Jahren ist Hammerfest nun wirklich zur Boomtown geworden. Es erscheint bizarr, aber nach Oslo werden hier die zweithöchsten Bodenpreise Norwegens gezahlt. Der Grund ist das 2006 eröffnete Flüssiggasterminal auf einer vorgelagerten Insel, in dem eine Pipeline aus frisch erschlossenen Gasfeldern in der Barentsee endet, und das Gas unter extrem hohen Druck und extrem niedrigen Temperaturen verflüssigt wird, um dann von hier in die ganze Welt verschifft zu werden.


Tag 5: Fahrt nach Tromsø und endlich Mitternachtssonne

Am nächsten Tag stand eine 7-stündige Busfahrt gen Westen auf dem Programm. Was nach gähnender Langweile und Gelegenheit zum Schlafnachholen klingt, wurde zum Erlebnis. Denn die Gegend Nord-Troms ist einfach spektakulär. Weil hier der Golfstrom schon wieder deutlicheren Einfluss hat, sieht es an den Fjorden westlich des Nordkaps ganz anders aus als an der Barentsee. Die Fjorde sind tiefblau, grün bewachsen, es gibt viel Fischerei und Tourismus. Darüberhinaus sind die Berge hoch, spitz und teils von Gletschern bedeckt - eine traumhafte Landschaft. Zudem hatten wir endlich mal Glück mit dem Wetter, denn es war fast durchgehend sonnig.
In Tromsø angekommen, nahmen wir Kontakt zu einem Spanier auf, den Cristina über ein paar Ecken kannte. Der hatte im dortigen Studentenwohnheim einen fast ferienwohnungsartigen Common-Room für uns gemietet, in dem wir für sagenhafte 100 NOK übernachten konnten.
Nach Abendessen und kleiner Siesta begaben wir uns dann am späteren Abend noch auf den Weg zu Tromsøs Hausberg, auf den eine kleine Seilbahn führt. Von dort oben hatte man einen fabelhaften Blick auf die Stadt und natürlich die Mitternachtssonne, die wir dank der Wetterbedingungen endlich mal ausgiebig genießen konnten.

Tag 6: Tromsø
Da Diego, der uns die Budes besorgt hatte, auch Touri-Guide ist, hatten wir einige Insidertipps bekommen und wussten welche Touristenfallen zu meiden waren und was einen Besuch lohnte. Da es der erste Tag unserer Reise war, an der es aber mal keine großen Entfernungen zu überbrücken gab, gingen wir es sehr langsam an und fanden auch ausgiebig Zeit, um uns mit einem Bier der einheimischen Brauerei auf einer Bank im nördlichsten botanischen Garten der Welt niederzulassen. Überhaupt behauptet so ziemlich jede Einrichtung Tromsøs, die nördlichste ihrer Art zu sein. Tatsache ist, dass die Stadt mit 60.000 Einwohner mit Abstand die größte Nordnorwegens und damit auch die nördlichste Stadt dieser Größenordnung der Welt ist.

Tag 7: Flug nach Longyearbyen
Am 7. Tag ging es dann aber wirklich ab in die Arktis. In 1,5 Stunden Flugzeit brachte uns SAS mit einer überraschend großen und vollen Maschine nach Longyearbyen, der Hauptsiedlung auf Spitzbergen, das wiederum die Hauptinsel von Svalvard darstellt. In der Vergangenheit war Longyearbyen vor allem ein Zentrum des Kohlebergbaus auf Spitzbergen. Trotz der widrigen Klimabedingungen wird übrigens tatsächlich noch heute Steinkohle auf Spitzbergen gefördert, da sie hier sehr oberflächennah liegt und mit heutiger Technik fast vollautomatisch abgebaut werden kann. In Longyearbyen haben hingegen Arktisforschung sowie der Tourismus dem Bergbau längst den Rang abgelaufen.
Das Wetter war leider erneut dürftig. Die Temperaturen hatten wir natürlich nicht anders als nahe des Gefrierpunktes erwartet, aber dazu gesellte sich eine fast lückenlose Wolkendecke und ein eiskalter, konstant wehender Wind.
Untergebracht waren wir erneut im Studentenheim (ja, es gibt hier einen Ableger der Universität von Tromsø), diesmal allerdings offiziell und nicht annähernd so günstig. Dafür hatten wir aber auch eine richtige Dusche (in der in Tromsø fehlte der Duschkopf - ein sehr nützliches Utensil kann ich sagen) und sogar eine große Küche mit Fernseher - endlich konnte am Abend einmal EM-Luft in Form des Hammerspiels Tschechien - Türkei geschnuppert werden!
Dazu machten wir Bekanntschaft mit einigen Studenten, die uns ein paar gute Tipps für die nächsten Tage geben konnten.

Tag 8: Stadtbesichtigung
Das touristische Problem an Spitzbergen ist weiß, hat vier mächtige Tatzen und ist nur selten so niedlich wie die in Deutschland so berühmten Vertreter ihrer Spezies mit Namen Knut und Flocke: Der Eisbär.
Sie leben zwar hauptsächlich im Nordosten des Archipels wo es optimale Jagdbedingungen für Robben gibt, doch rechnen muss man mit ihnen überall auf Svalbard. Daher wird es dringend empfohlen die Siedlung Longyearbyen nicht ohne Fremdenführer oder geeignete Bewaffnung zu verlassen, und wenn man dann die Statistik ließt, die besagt, dass es in den letzten Jahrzehnten tatsächlich den ein oder anderen Unvorsichtigen erwischt hat, hält man sich doch gerne an den Rat des Fremdenverkehrsbüros.
Daher hielten wir uns dann auch nur innerhalb der Siedlung auf und machten einen langen Spaziergang auf der alten Burmastraße, die früher die einzelnen Minen untereinander verband. Dabei trafen wir durch per reinem Zufall (denn in meinem Reiseführer existierte diese Einrichtung noch nicht) auf die Globale Bank für Saatgut, die hier erst vor einigen Monaten eröffnet wurde und dazu dient, Exemplare aller weltweit eingesetzten Nutzplanzen so sicher aufzubewahren, dass sie selbst Atomkrieg oder Meteoriteneinschlag überstehen würden.
Auf dem Rückweg versuchten wir dann noch im einzigen Alkoholladen der Insel billiges Bier (spottbillig für norwegische Verhältnisse, denn Svalbard ist Duty-Free-Territorium) zu kaufen, scheiterten aber an den bürokratischen Voraussetzungen dafür. Denn wer Alkohol kaufen will, muss sein Rückflugticket vorzeigen, was wir natürlich nicht dabei hatten. Passagiere von Kreuzfahrtschiffen dürfen gar nichts kaufen (warum auch immer) und für die Einheimischen ist Alkohol rationiert. Für sie gibt es maximal 2 Liter Brandweinhaltiges sowie 24 Dosen Bier pro Monat. Jeder Einwohner hat im Laden, der hier Nordpolet heißt (in Anspielung auf das norwegische Vinmonopolet), eine Kundenkarte, indem ein Strichliste mit dem pro Monat eingekauften geführt wird, geil oder?!

Tag 9: Gletscherwanderung
Für den letzten Tag hatten wir uns eine größere Wanderung vorgenommen (Cristinas Fuß war mittlerweile wieder voll einsatzfähig) und dementsprechenden Vorkehrung getroffen. Wir hatten uns über mögliche Touren informiert und den Sicherheitsmaßnahmen entsprechend in einem Sportgeschäft ein Jagdgewehr ausgeliehen. Letztendlich machten wir exakt die Tour, die von einem lokalen Ausflugsveranstalter für 500 NOK pro Nase (mehr als 60 €) als geführte Wanderung angeboten wurde. Wir folgten sogar den Fußspuren der Gruppen, die fast jeden Tag auf dieser Route unterwegs sind.
Das mit dem Gewähr ist übrigens echt bizarr: Man geht in ein Sportgeschäft, füllt ein Formular aus und spaziert Minuten später mit einer fetten Wumme um den Hals wieder hinaus. Wir haben sogar gesehen, dass auf dem Schwarzen Brett der Uni Waffen inkl. Munition frei zum Verkauf angeboten wurden, echt krass! Unter diesen Bedingungen ist die Alkoholrationierung vielleicht doch recht sinnvoll :-)
Die etwa 5-stündige Wanderung wurden dann auch so schön, dass sich der ganze Aufwand mehr als gelohnt hatte. Wir durchwanderten zwei kleine Gletscher und erklommen einen Gipfel, von dem man eine traumhafte Aussicht auf Longyearbyen und seine Umgebung hatte. Ich denke, die Fotos sprechen für sich und bedürfen keiner weiteren Schilderung. Wie gerufen, war ausgerechnet an diesem Tag auch das Wetter nochmal richtig schön und die Sonne milderte den Effekt des stets wehenden kalten Windes.
So gabs in der Nacht auch nochmal eine gute Portion Mitternachtssonne, die hier so hoch stand, das man zwischen Tag und Nacht wirklich keinen Unterschied mehr erkennen konnte.

Tag 10: Abreise
Die Rückreise nach Trondheim führte über Tromsø und Bodø und war lang, langweilig und ereignislos. Das Betrachten der mehr als 600 Fotos der vergangenen Tage und ein Zwischenstopp beim nördlichsten Burger King der Welt in Tromsø wurden die Highlights des Tages.

Alles in Allem eine wahnsinnig eindrucksvolle Abschlussreise, die uns unvergesslich bleiben wird und von der es noch viel, was hier keinen Platz fand, zu erzählen gibt.

Und ganz nebenbei wurden nun die letzten großen weißen Flecken meiner virtuellen Norwegenbesuchslandkarte ausgefüllt und ich kann wahrlich behaupten, dass ich von diesem wunderschönen Land verdammt viel gesehen hab - Sowohl mehr als die meisten Norweger von Norwegen wie auch mehr als Ich von meinem eigenen Land bisher. In dieser Richtung gibt es wohl noch klaren Nachholbedarf.

Zumindest reisetechnisch bin ich nun also wirklich bereit für die Rückkehr nach Deutschland. Die letzten 10 Tage gilt es jetzt nochmal in vollen Zügen zu genießen, ohne dabei die Arbeit und die notwendigen organisatorischen Maßnahmen zu vergessen natürlich.

Trotzdem schonmal Danke an Norwegen, danke an all die netten Menschen hier, danke an alle die mir diese wunderschönen Monate hier ermöglicht haben *schluchz*.

Freitag, 6. Juni 2008

Es ist Sommer - trotz Schnee

Spanier und Italiener konnte es kaum fassen, und auch mich erstaunte der plötzlich Sommereinbruch nicht wenig. Seit drei Tagen, und noch ist kein Ende in Sicht, sind es in Trondheim um die 25 Grad, und das bei 20 Stunden Sonnenscheindauer und keiner Wolke am Himmel. Heute waren wir in einem nahen See baden und die Wassertemperatur war tatsächlich schon erstaunlich erträglich. Nicht lange ist es her, dass ich den See im zugefrorenen Zustand gesehen hab.

Nichtsdestotrotz bedeutete der Junianfang für mich erst einmal eine Rückkehr in den Schnee. Zusammen mit Sören, der nach dem Ende seiner Ski-og-Fjellsport-Aktivitäten auch mal wieder Zeit für einen Cabin-Trip hatte, machte ich mich auf zur zu Recht "Mutter aller Hütten" genannten Kamtjønnkoie. Diese Hütte ist die höchste und am schwersten zu erreichenste aller NTNUI-Hütten. Sie liegt auf 1174 Metern Höhe in Trollheimen, einer Gegend die man durchaus Hochgebirge nennen kann. Der höchste Gipfel, den wir natürlich auch bestiegen, liegt zwar "nur" auf 1680 Metern, aber geologisch, klimatisch und biologisch kommt das in Norwegen durchaus schon gemäßigtem Alpengipfelniveau gleich.

Früh morgens nahmen wir am Montag den Zug nach Oppdal, dann den Bus nach Festa und begaben uns um 11 Uhr morgens auf eine fast 25 Kilometer lange Wanderung. Die erste Hälfte war zwar landschaftlich schön aber relativ langweilig, denn es ging an einem See entlang über eine Schotterpiste. Doch nach drei Stunden verließen wir die Straße und der interessante Teil begann. Zunächst etwa 400 Höhenmeter hinauf durch erst waldiges dann buschiges, dann steiniges Areal. Das Schmelzwasser der Berge ließ Bäche mitten im Wald, auf den Wegen und auch sonst überall entstehen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Daher war ich wieder einmal froh mir im Herbst gute, wasserdichte Wanderschuhe gekauft zu haben.

Etwa bei 1000 Höhenmeter war dann auch die dauerhafte Schneegrenze erreicht (Flecken gabs vorher schon). Von nun an stapften wir über riesige Schneefelder, die teils schon kurz vorm auftauen, teils noch metertief waren. Dank Gamaschen blieben auch hier die Füße weitestgehend trocken.

An dieser Stelle fällt mir auf, dass ich, anstatt das jetzt alles haarklein zu schildern, auch einfach wieder sprechende Untertitel zu den schon hochgeladenen Fotos zu machen... ich glaub das werde ich dann mal tun :-)

Aber etwas anderes wollte ich auch noch erzählen, wozu es leider keine Fotos gibt:
Erstmal hatte ich letzte Woche Klausuren, und mir ist es fast peinlich wie gut ich trotz subjektiv eingeschätzt mangelhafter Vorbereitung da durch gekommen bin. Gut, Noten hab ich noch nicht... aber bestanden hab ich beide auf jeden Fall, und wenn mich nicht alles täuscht, dann auch noch ziemlich gut, mit nem "B" oder so.
Besonders vor der Politikklauser "East-Asian International Politics" hatte ich etwas Schiss, weil ich von den geschätzten 1500 Seiten (ernsthafte Schätzung) "assigned readings" (Pflichtlektüren) nur eine Bruchteil im Promillebereich gelesen hatte. Dafür hat man als Austauschstudent natürlich nicht soo viel Zeit.
Wie dem auch sei... ich sitz da also in meinem Unwissen, bekomme das Aufgabenblatt und fange erstmal an, innerlich laut zu lachen:
Die erste Aufgabe bezog sich nur auf die Vorlesung und ich konnte sie leicht lösen. Für die zweite Aufgabe sollte man aus zwei Fragen eine auswählen, um einen ausführlichen Aufsatz darüber zu schreiben, und siehe da: Die erste Frage war fast exakt die Fragestellung, mit der ich mich schon einmal im Semester für meine Mid-Term-Präsentation auseinandergesetzt hatte... was für ein Glück!

Auf die VWL-Klausur "International Economics" war ich wesentlich besser vorbereitet aber auch dort hatte ich noch Glück, weil ich mir die Thematik der Hauptaufgabe gerade am Tag vorher noch einmal ziemlich genau angesehen hatte. Naja, jetzt ist jedenfalls mein Erasmusstipendium endgültig abgesichert und ein gutes Gewissen, im Auslandsstudium auch etwas studienmäßiges geleistet zu haben, ebenso.

So, das traurige Kapitel: Der letzte Monat hat begonnen :-( Das macht mich wirklich traurig, auch wenn ich mich natürlich auch sehr freue alle zu Hause gebliebenen endlich wiederzusehen.
Aber... keine Heimreise ohne Abschlussreise:

Und die beginnt bereits am kommenden Montag und führt Cristina und mich in den unbekannten, fernen Norden, und zwar den richtig fernen!!!

Hier der Plan:

Montag - Fahrt mit dem Nachtzug nach Oslo
Dienstag - Flug Oslo - Alta, Besichtigung Alta
Mittwoch - Fahrt mit dem Mietwagen durch Finnland nach Kirkenes an die russische Grenze
Donnerstag - Fahrt zurück nach Alta, evlt. über Hammerfest
Freitag - Busfahrt nach Tromsø
Samstag - Besichtigung von Tromsø
Sonntag - Flug Tromsø - Longyearbyen (Svalbard/Spitzbergen)
Montag - Wandern/Schneestapfen/Eisbärenjagd auf Spitzbergen
Dienstag - Wandern/Schneestapfen/Eisbärenjagd auf Spitzbergen
Mittwoch - Flug Longyearbyen - Trondheim (über Tromsø)

Nicht schlecht oder?

Konkret heißt das für uns u.a.: 9 Tage Mitternachtssonne!
Wobei ich schon jetzt keine Dunkelheit mehr kenne. Gerade ist es 2.25 Uhr, es ist taghell draußen und in einer Dreiviertelstunde geht die Sonne auf. Achja, und die Vögel zwitschern natürlich schon, diese kranken Viecher.

So, jetzt noch ein Beweisfoto: Blick aus meinem Zimmerfenster um 2.50 Uhr